Eine Prognose für die Rückkehr der ausländischen Touristen
Noch bis Januar 2020 ging die japanische Hotelbranche von einer Phase des Wachstums aus. Immerhin zählte das Land 2019 einen Rekord von über 30 Millionen Gästen aus Übersee. Entsprechend grosszügig wurde in die Erweiterung und Modernisierung der Hotels investiert. Bekanntlich kam alles anders. Der grosse Zahltag kam nie.
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Seit April 2020 sind die Grenzen für ausländische Touristen geschlossen. Und selbst die inländischen Gäste haben sich aufgrund der wiederholten Notstände in Zurückhaltung geübt. Die Einnahmen durch die Inlandstouristen brachen 2020 um knapp 55 Prozent ein (Asienspiegel berichtete). Die Folge dieser Entwicklung ist ein grosses Überangebot. Bislang mussten 84 Hotelunternehmen als direkte Folge der Corona-Krise Konkurs anmelden.
Die Strategie des Mikrotourismus
Einer, der früh die Entwicklung antizipierte, war Yoshiharu Hoshino. Er ist der Besitzer von Hoshino Resorts und ein innovativer Pionier der japanischen Hotelbranche. Seit vier Generationen ist seine aus Karuizawa stammende Familie im Geschäft. In den vergangenen Jahren hat er wie kein anderer mit ganz unterschiedlichen Konzepten neue Akzente gesetzt. Entstanden sind bekannte Marken wie Hoshinoya, KAI oder OMO, die international ausstrahlen (Asienspiegel berichtete).
Zu Beginn der Corona-Krise erarbeitete Hoshino einen Plan für die kommenden 18 Monate. Denn mindestens so lange würde es dauern, bis ein Impfstoff erhältlich sei, so seine damalige Annahme. Basierend auf diesem Szenario musste er davon ausgehen, dass die ausländischen Gäste für lange Zeit ausbleiben würden und damit einzig die inländischen Gäste die Branche am Leben halten konnten. Aus diesem Grund prägte er früh den Begriff des Mikrotourismus (Asienspiegel berichtete). Die Gäste aus der unmittelbaren Gegend würden fortan zur wichtigsten Kundschaft werden. Hierzu passte sein Unternehmen das Angebot an die lokalen Bedürfnisse an.
Die Strategie ging auf. Der Mikrotourismus wurde zur einer tragenden Säule des Geschäfts. So stammten 2020 fast 40 Prozent der Kunden des Hoshinoya Kyoto auf einmal aus der unmittelbaren Region. Noch vor der Pandemie lebte dieses pittoreske Luxushotel (Asienspiegel berichtete) zur Hälfte von internationalen Gästen. Auch in anderen Hotels des Unternehmens wurde das gleiche Phänomen beobachtet. Unterstützt wurde diese Entwicklung zeitweise durch grosszügige staatliche Reisevergünstigungen, von denen auch die Hotels von Hoshino Resorts profitierten. Heute stehen die Zeichen wieder auf Expansion. Im Jahr 2022 werden gleich acht neue OMO-Hotels und zwei Ryokan der Marke KAI eröffnet.
Die Prognose für den Einreise-Tourismus
Yoshiharu Hoshinos Unternehmen hat mit richtigen Annahmen die Krise gemeistert. Entsprechend genau hört man hin, wenn der Hotelpionier Vorhersagen über die kommende Entwicklung macht. Er tat dies diese Woche in einer Online-Medienkonferenz. Darin liess er keinen Zweifel daran, dass auch im Jahr 2022 der Mikro- und Inlandstourismus, unterstützt durch eine Wiederbelebung der staatlichen Reisevergünstigungen, weiterhin eine zentrale Rolle spielen werde.
Beim Einreise-Tourismus geht er hingegen von einer sehr langsamen Erholung aus. Hoshino rechnet damit, dass Japan die Quarantäne für Einreisende bis spätestens Frühling 2022 für ausgewählte Länder aufheben werde. Erst ab diesem Zeitpunkt wird der Einreise-Tourismus wieder eine Chance zur Reaktivierung haben. Diese Wiederbelebung ist jedoch mit vielen Hürden verbunden. So werden in einer Anfangsphase hauptsächlich Europäer und Nordamerikaner nach Japan reisen dürfen, da diese mit Vakzinen geimpft wurden, die auch die Regierung in Tokio anerkennt (Pfizer-Biontech, Moderna, AstraZeneca). Insbesondere die Chinesen, bis 2019 die wichtigste Kundschaft, werden daher noch länger wegbleiben. Aus diesem Grund wird der Einreise-Tourismus wohl erst 2025, pünktlich zur Eröffnung der Weltausstellung in Osaka (Asienspiegel berichtete), zurück auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019 sein, so die Mutmassung des Hotelpioniers.
Für die Europäer könnte es demnach 2022 in kleinen Schritten wieder losgehen. Es ist zu hoffen, dass sich Hoshinos Prognose ein weiteres Mal bewahrheitet.
Eindrücke von einigen Hoshinoya-Hotels
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