Tokios vollautomatisierte Bahn
Tokio erlebte am Donnerstag, 7. Oktober 2021, das schwerste Erdbeben seit der Dreifachkatastrophe von 2011 (Asienspiegel berichtete). Glücklicherweise hielt die Infrastruktur der Hauptstadt den Erschütterungen stand. Es kam zu vergleichsweise wenigen Verletzten und keinen Toten. Dennoch hatte das Ereignis unmittelbare Folgen für den öffentlichen Verkehr. Zahlreiche Linien mussten den Betrieb bis zum nächsten Tag einstellen. Am sichtbarsten traf es den Nippori Toneri Liner, der vollautomatisch auf einer Hochbrücke zwischen den Bahnhöfen Nippori (in der Nähe von Ueno, siehe Karte unten) und Minumadai-Shinsuikōen im Norden der Stadt verkehrt. Eine 5-Wagen-Komposition wurde durch das Erdbeben aus der Wagenspur gehoben. Dabei verletzten sich drei Personen.
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Für den Betreiber begann anschliessend ein Wettlauf gegen die Zeit. Immerhin zählt diese Strecke täglich etwas über 70’000 Passagiere. Bereits am folgenden Tag entfernte ein Kran die beschädigten Wagen von der Hochbahn. Arbeiter machten sich über das Wochenende daran, die Linie im Eiltempo wieder betriebsbereit zu machen. In der Zwischenzeit ersetzten Busse im 10-Minuten-Takt die ausgefallene Bahn.
Vier Tage nach dem Erdbeben war der Nippori Toneri Liner wieder in Betrieb. Während der Reparaturarbeiten wurden bei weiteren Wagen leichte Schäden entdeckt. Dies führte dazu, dass der Nippori Toneri Liner mit einem zu 10 Prozent ausgedünnten Fahrplan verkehren musste. Die Pendler, die täglich auf diese Bahn angewiesen sind, wird dies nicht gestört haben. Für sie war mit der Wiederinbetriebnahme die Woche gerettet.
Die vollautomatisierte Bahn
Der Nippori Toneri Liner ist einer der speziellsten Linien, die die Hauptstadt zu bieten hat. Es handelt sich um eine vollautomatisierte Bahn. Einen Lokführer sucht man im Zug vergebens. Stattdessen kann der Passagier zuvorderst Platz nehmen. Die gesamte 9,7 Kilometer lange Linie mit 13 Stationen verkehrt auf einer eigenen Hochbrücke und wird von Bahnbetreiber Toei, das im Besitz der Metropolregion Tokio ist, verwaltet. Technisch handelt es sich um einen Zug, der auf Gummireifen in einer Fahrbahn aus Beton rollt.
Die Bauarbeiten zu diesem Projekt begannen 1997 und hatten zum Ziel, die Gebiete der nördlichen Tokioter Bezirke Arakawa und Adachi besser zu erschliessen. Die automatisierte Bahn mit eigener Hochbrücke erwies sich im Vergleich zu einer U-Bahn-Linie als kostengünstigere Lösung. Zudem garantierte auch diese Lösung eine schnelle Verbindung. Die Fahrzeit zwischen den beiden Endstationen dauert heute kurze 20 Minuten. Mit dem Bus sind für dieselbe Strecke während der Stosszeit bis zu 60 Minuten nötig.
Eine Auslastung von bis zu 189 Prozent
Der Nippori Toneri Line wurde 2008 eröffnet und ist ein Erfolg. Im Corona-Jahr 2020 war er mit einer durchschnittlichen Auslastungsrate von 140 Prozent während der morgendlichen Stosszeit die am stärksten überlastete Linie in Tokio. 2019 lag er mit 189 Prozent an fünfter Stelle. Nur schon diese Zahlen machen klar, wie wichtig eine zügige Wiederherstellung der Strecke nach dem Erdbeben von vergangener Woche war.
Die erste vollautomatisierte Bahn in Tokio war übrigens die Yurikamome-Linie, die 1995 eröffnet wurde und seither den Bahnhof Shimbashi via die berühmte Rainbow-Bridge mit den Inseln Odaiba, Ariake und Toyosu in der Bucht von Tokio verbindet (Asienspiegel berichtete).
Der Ausgangsbahnhof Nippori bei Ueno
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