Kritik an der Trinkkultur
In Japan gehört der Alkoholkonsum zum guten Ton. Speziell das Feierabendbier mit Kollegen und Vorgesetzten ist fast schon ein Ritual. Im beschwipsten Zustand fällt den Japanern die Konversation leichter. Es ist das Schmiermittel für den Aufbau guter Beziehungen. Als Nominikeshon, ein Zusammenzug der Wörter nomu (dt. trinken) und communication, wird diese Art des lockeren Umgangs miteinander beschrieben. So war es zumindest vor Corona üblich. Die Pandemie hat zu einem Umdenken geführt. Viele Firmen haben diese nächtlichen Trinkgelage in diesem Jahr der Notstände sogar vollständig auf Eis gelegt (Asienspiegel berichtete).
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Auch die Haltung zu dieser Trinktradition scheint sich mit der Pandemie gewandelt zu haben, wie eine aktuelle Umfrage des Versicherers Nippon Life Insurance zeigt. Demnach halten 62 Prozent der 7774 Befragten Nominikeshon als «unnötig» oder «eher unnötig». Dies ist ein 16-prozentiger Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Zum ersten Mal seit Beginn dieser Umfrage im Jahr 2017 sind die kritischen Stimmen in der Mehrheit. Gerade noch 38 Prozent betrachten Nominikeshon «notwendig» oder «eher notwendig». Das entspricht einem Rückgang um 16 Prozent.
Für und Wider
Die Kritiker begründen ihre Haltung damit, dass man während des Trinkens mit Kollegen ständig aufmerksam sein müsse. Andere empfinden Nominikeshon als Verlängerung der ohnehin schon langen Arbeitszeit oder als reine Geldverschwendung. Jeder Fünfte hat Alkohol nicht gern und möchte daher lieber darauf verzichten. Hingegen sehen die Befürworter Nominikeshon als eine ideale Gelegenheit, die wahren Gefühle der Kollegen zu verstehen, wichtige Informationen zu sammeln und sich besser kennenzulernen. Es sei eine Gelegenheit, die Sorgen mit anderen auszutauschen. Andere betrachten das abendliche Trinken ganz einfach als eine Form des Stressabbaus.
Interessanterweise stösst das gemeinsame Trinken per Online-Videochat, das zu Beginn der Corona-Krise unter Freunden aufkam (Asienspiegel berichtete), in der Firmenwelt auf gar keinen Anklang. Gerade mal 9,3 Prozent der Befragten haben sich 2021 auf diese Weise mit ihren Arbeitskollegen ausgetauscht.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken