Japans älteste Bierhalle
Ginza ist Tokios altehrwürdiges Einkaufsviertel. Im späten 19. Jahrhundert entstand an diesem zentralen Ort der Hauptstadt eine Flaniermeile mit grosszügig ausgebauten Strassen ganz nach westlichem Vorbild. Traditionell sind hier die grossen japanischen Kaufhäuser wie Mitsukoshi und Wako zuhause. Zugleich hat es dieser Ort stets verstanden, sich über die Jahrzehnte architektonisch immer wieder neu zu erfinden und sich dem Zeitgeist anzupassen. Der Zuzug globaler Marken wie Uniqlo, H&M oder Apple führte im vergangenen Jahrzehnt zu einer Verjüngung dieser Avenue.
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Zuletzt entstand 2017 mit dem imposanten Kaufhaus Ginza Six ein neues Wahrzeichen dieses mondänen Stadtviertels (Asienspiegel berichtete). Dieser Bau ersetzte das altehrwürdige Kaufhaus Matsuzakaya, das im Jahr 2013 nach 88 Jahren seine Tore für immer schliessen musste (Asienspiegel berichtete).
Ein Bierhalle von 1934
Trotz dieses unaufhörlichen Wandels findet man an dieser Avenue Perlen aus einer längst vergangenen Zeit. Eines davon ist das sechsstöckige Ginza Lion Building, das 1934 vom einstigen Bierproduzenten Dainippon Beer eröffnet wurde. Prunkstück dieses Baus, das von aussen kaum auffällt, ist die prächtige Bierhalle im Erdgeschoss. Ein Wandmosaik, das Frauen bei der Ernte zeigen, Säulen mit Gerstenmustern, kugelrunde Lichter und Holztische erzeugen eine europäische Atmosphäre. Wie durch ein Wunder haben das Ginza Lion Building und vor allem das Interieur im Erdgeschoss die Bomben des Zweiten Weltkriegs überstanden. Nach 1945 wurde diese älteste Bierhalle des Landes zu einem exklusiven Treffpunkt für die amerikanischen Besatzer.
1952 wurde sie wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither wird hier in unveränderter Atmosphäre Bier und westliche Küche angeboten. Es fühlt sich an, als wäre man in einer Bierhalle in Deutschland und dies mitten in Ginza. Besitzerin des Gebäudes ist Sapporo Lion, ein Tochterunternehmen des grossen Bierproduzenten Sapporo. Das Ginza Lion Building beheimatet in den oberen Stockwerken drei weitere Restaurants. Ein zusätzlicher Höhepunkt ist der Veranstaltungssaal im sechsten Stock, dessen Interieur seit 1934 ebenfalls unverändert geblieben ist.
Ein japanisches Kulturgut
Damit dies so bleibt, hat die Kulturbehörde das Ginza Lion Building zu einem materiellen nationalen Kulturgut ernannt, wie der Betreiber in einer Pressemitteilung bekanntgab. In dieses Register aufgenommen werden ausgewählte Gebäude, die mindestens 50 Jahre alt sind, eine Epoche der Region widerspiegeln und sich nicht einfach wiederaufbauen lassen. Es ist eine Form des Denkmalschutzes. Für die Bierhalle bedeutet dies, dass sie für künftige Reparatur- und Erhaltungsarbeiten an der historischen Substanz eine staatliche finanzielle Unterstützung beantragen darf. Zudem müssen geplante bauliche Änderungen beim Staat gemeldet werden. Japans älteste westliche Einkaufsstrasse bewahrt sich damit ein Stück Geschichte.
Der Standort des Ginza Lion Building
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