Kritik an der Abschottung Japans
2021 zählte Japan gemäss offiziellen Zahlen der JNTO 245’900 Besucher aus dem Ausland. Seit Beginn der Erfassung dieser Statistik im Jahr 1964 wurden noch nie so wenige Personen gezählt. Internationale Touristen waren dies nicht. Denn diese dürfen seit April 2020 nicht mehr ins Land.
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Vielmehr handelte es sich um Personen, die aus speziellen Umständen ein zeitlich befristetes Visum erhalten haben. In den meisten Fällen sind dies ausländische Familienangehörige japanischer Staatsbürger, die im Ausland leben. Ausserdem sorgten die direkten Beteiligten der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele für eine kleine Einreisewelle. 51’055 Besucher waren es im August 2021. Es war der Höhepunkt in diesem Null-Touristen-Jahr.
Keine Austauschstudenten, keine Expats
Dabei geht das Einreiseverbot noch viel weiter: Selbst Austauschstudenten, technische Praktikanten und Expats, die in Japan eine neue Stelle antreten möchten, wird die Einreise verweigert. Im November 2021 gab es kurzzeitig eine Lockerung für diese Gruppen. Mit dem Aufkommen der Omikron-Variante wurden diese jedoch sogleich wieder rückgängig gemacht (Asienspiegel berichtete).
Nicht einmal zwei Monate später breitet sich Omikron auch in Japan in rasantem Tempo aus. Der Inselstaat verzeichnet die höchsten Covid-19-Fallzahlen seit Beginn der Pandemie. Zuletzt waren es über 50’000 an einem Tag (Asienspiegel berichtete). Ein Hauptgrund für den Einreisestopp – die Verhinderung bzw. Verlangsamung der Ausbreitung von Omikron – ist damit hinfällig. Trotzdem hält die Regierung daran fest, vorerst bis Ende Februar. Zwar hat sie erste Andeutungen gemacht, dass sie bereit ist, Austauschstudenten stufenweise ins Land zu lassen (Asienspiegel berichtete). Wann dies genau sein wird, bleibt jedoch unklar.
Die Kritik wächst
Die Kritik am japanischen Vorgehen wird lauter. Ein Expertengremium der WHO rief vergangene Woche die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Einreiseverbote aufzuheben oder zumindest zu lockern. Die rasante Verbreitung der Omikron-Variante habe aufgezeigt, dass solche Massnahmen letzten Endes keine Wirkung hätten. Vielmehr gefährdeten unilaterale Reaktionen den internationalen Informationsaustausch bezüglich neuer Varianten.
Auch Kengo Sakurada, Vorsitzender der Japan Association of Corporate Executives, warnte in einer Pressekonferenz, dass Japans Wirtschaft daran sei, international ins Hintertreffen zu geraten. Er forderte eine möglichst baldige Lockerungen der Einreiseregeln. Derweil beginnen sich die vom Einreiseverbot betroffenen Austauschstudenten zu organisieren. Unter dem Hashtag #japantravelban werden auf Twitter Einzelschicksale geteilt und zu Botschaftsprotesten aufgerufen.
Prominente Unterstützung
Diese Bewegung erhält prominente Unterstützung. Hiroshi Mikitani, CEO des grössten japanischen Onlinehändlers Rakuten und einer der reichsten Japaner, bezeichnete in einem kommentierten Retweet eines «Stop Japan’s Ban»-Beitrags, dass die Abschottung Japans problematisch sei. Es sei wichtig, die Menschen, die in Japan studieren und arbeiten möchten, möglichst schnell ins Land zu lassen (siehe ganz unten). In einem weiteren Tweet fordert er die Regierung auf, die Eindämmungsmassnahmen an der Grenze zu revidieren. Mikitani zog bei seiner Kritik eine Parallele zur über 200 Jahre dauernden Isolationspolitik des Landes in der Edo-Zeit.
Das Gedicht des Kaisers
Selbst Japans Kaiser Naruhito vermittelte im Rahmen des traditionellen Lyrikwettbewerbs Utakai Hajime – bei dem das Wort Mado (Fenster) das diesjährige Thema war – auf seine Weise eine Botschaft an die Welt. In seinem Waka-Gedicht brach er seinen innigsten Wunsch zum Ausdruck, dass sich das Fenster zur Welt bald öffnen möge:
世界との往き来
難から世はつづき
窓開くひを偏に願ふ
As our contacts with the world
Remain difficult,
I earnestly hope for a day
When the window opens to the world*
* Dies ist die offizielle Übersetzung des kaiserlichen Hofamtes.
Die Tweets von Hiroshi Mikitani
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