Kri­tik an der Abschot­tung Japans

Die Ankunfts­hal­le des Flug­ha­fens Nari­ta am 5. Janu­ar 2021.
Die Ankunfts­hal­le des Flug­ha­fens Nari­ta am 5. Janu­ar 2021. Sayuri Inoue / Shut​ter​stock​.com

2021 zähl­te Japan gemäss offi­zi­el­len Zah­len der JNTO 245’900 Besu­cher aus dem Aus­land. Seit Beginn der Erfas­sung die­ser Sta­tis­tik im Jahr 1964 wur­den noch nie so weni­ge Per­so­nen gezählt. Inter­na­tio­na­le Tou­ris­ten waren dies nicht. Denn die­se dür­fen seit April 2020 nicht mehr ins Land. 

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Viel­mehr han­delte es sich um Per­so­nen, die aus spe­zi­el­len Umstän­den ein zeit­lich befris­te­tes Visum erhal­ten haben. In den meis­ten Fäl­len sind dies aus­län­di­sche Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge japa­ni­scher Staats­bür­ger, die im Aus­land leben. Aus­ser­dem sorg­ten die direk­ten Betei­lig­ten der Olym­pi­schen und Paralym­pi­schen Som­mer­spie­le für eine klei­ne Ein­rei­se­wel­le. 51’055 Besu­cher waren es im August 2021. Es war der Höhe­punkt in die­sem Null-Touristen-Jahr. 

Kei­ne Aus­tausch­stu­den­ten, kei­ne Expats

Dabei geht das Ein­rei­se­ver­bot noch viel wei­ter: Selbst Aus­tausch­stu­den­ten, tech­ni­sche Prak­ti­kan­ten und Expats, die in Japan eine neue Stel­le antre­ten möch­ten, wird die Ein­rei­se ver­wei­gert. Im Novem­ber 2021 gab es kurz­zei­tig eine Locke­rung für die­se Grup­pen. Mit dem Auf­kom­men der Omi­kron-Vari­an­te wur­den die­se jedoch sogleich wie­der rück­gän­gig gemacht (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Nicht ein­mal zwei Mona­te spä­ter brei­tet sich Omi­kron auch in Japan in rasan­tem Tem­po aus. Der Insel­staat ver­zeich­net die höchs­ten Covid-19-Fall­zah­len seit Beginn der Pan­de­mie. Zuletzt waren es über 50’000 an einem Tag (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Ein Haupt­grund für den Ein­rei­sestopp – die Ver­hin­de­rung bzw. Ver­lang­sa­mung der Aus­brei­tung von Omi­kron – ist damit hin­fäl­lig. Trotz­dem hält die Regie­rung dar­an fest, vor­erst bis Ende Febru­ar. Zwar hat sie ers­te Andeu­tun­gen gemacht, dass sie bereit ist, Aus­tausch­stu­den­ten stu­fen­wei­se ins Land zu las­sen (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Wann dies genau sein wird, bleibt jedoch unklar. 

Die Kri­tik wächst

Die Kri­tik am japa­ni­schen Vor­ge­hen wird lau­ter. Ein Exper­ten­gre­mi­um der WHO rief ver­gan­ge­ne Woche die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft dazu auf, die Ein­rei­se­ver­bo­te auf­zu­he­ben oder zumin­dest zu lockern. Die rasan­te Ver­brei­tung der Omi­kron-Vari­an­te habe auf­ge­zeigt, dass sol­che Mass­nah­men letz­ten Endes kei­ne Wir­kung hät­ten. Viel­mehr gefähr­de­ten uni­la­te­ra­le Reak­tio­nen den inter­na­tio­na­len Infor­ma­ti­ons­aus­tausch bezüg­lich neu­er Varianten. 

Auch Ken­go Saku­ra­da, Vor­sit­zen­der der Japan Asso­cia­ti­on of Cor­po­ra­te Exe­cu­ti­ves, warn­te in einer Pres­se­kon­fe­renz, dass Japans Wirt­schaft dar­an sei, inter­na­tio­nal ins Hin­ter­tref­fen zu gera­ten. Er for­der­te eine mög­lichst bal­di­ge Locke­run­gen der Ein­rei­se­re­geln. Der­weil begin­nen sich die vom Ein­rei­se­ver­bot betrof­fe­nen Aus­tausch­stu­den­ten zu orga­ni­sie­ren. Unter dem Hash­tag #jap­an­tra­vel­ban wer­den auf Twit­ter Ein­zel­schick­sa­le geteilt und zu Bot­schafts­pro­tes­ten aufgerufen.

Pro­mi­nen­te Unterstützung

Die­se Bewe­gung erhält pro­mi­nen­te Unter­stüt­zung. Hiro­shi Miki­ta­ni, CEO des gröss­ten japa­ni­schen Online­händ­lers Raku­ten und einer der reichs­ten Japa­ner, bezeich­ne­te in einem kom­men­tier­ten Ret­weet eines «Stop Japan’s Ban»-Beitrags, dass die Abschot­tung Japans pro­ble­ma­tisch sei. Es sei wich­tig, die Men­schen, die in Japan stu­die­ren und arbei­ten möch­ten, mög­lichst schnell ins Land zu las­sen (sie­he ganz unten). In einem wei­te­ren Tweet for­dert er die Regie­rung auf, die Ein­däm­mungs­mass­nah­men an der Gren­ze zu revi­die­ren. Miki­ta­ni zog bei sei­ner Kri­tik eine Par­al­le­le zur über 200 Jah­re dau­ern­den Iso­la­ti­ons­po­li­tik des Lan­des in der Edo-Zeit.

Das Gedicht des Kaisers

Selbst Japans Kai­ser Naru­hi­to ver­mit­tel­te im Rah­men des tra­di­tio­nel­len Lyrik­wett­be­werbs Utakai Haji­me – bei dem das Wort Mado (Fens­ter) das dies­jäh­ri­ge The­ma war – auf sei­ne Wei­se eine Bot­schaft an die Welt. In sei­nem Waka-Gedicht brach er sei­nen innigs­ten Wunsch zum Aus­druck, dass sich das Fens­ter zur Welt bald öff­nen möge:

世界との往き来
(がた)から世はつづき
窓開くひを(ひとへ)に願ふ

As our con­tacts with the world
Remain difficult,
I ear­nest­ly hope for a day
When the win­dow opens to the world*

* Dies ist die offi­zi­el­le Über­set­zung des kai­ser­li­chen Hofamtes.


Die Tweets von Hiro­shi Mikitani


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