Ein Besuch in Tokios Katzentempel
Zurzeit ist Japan in weiter Ferne. Träumen von einer Japan-Reise darf man aber weiterhin. In dieser Serie stelle ich Orte vor, die man besuchen sollte, sobald diese Krise einmal vorbei ist. Weitere Inspirationen finden Sie in meinem Reisebuch «Jan in Japan – 60 Orte abseits von Tokio und Kyoto».

Die winkende Katze Maneki-neko ist ein präsenter Teil des geschäftlichen Alltags in Japans. Die Figur wird traditionell mit einem weissen Fell und einem roten Halsband mit goldenem Glöckchen – oder alternativ mit einer Plakette – dargestellt. Mit ihrer Winkbewegung soll sie Kunden anlocken und finanzielles Glück bescheren. Man findet sie häufig im Kassenbereich japanischer Geschäfte und Restaurants vor.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Die Tradition dieser Winkekatze reicht bis in die Edo-Zeit (1603 – 1867). Es gibt ganz unterschiedliche Legenden über die Entstehung dieser Kultur, die auch in anderen ostasiatischen Ländern zu finden ist. Die wohl bekannteste Geschichte ist die von Naotaka Ii, dem Fürsten von Hikone in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dieser wurde eines Tages von einer herbeiwinkenden Katze zu einem kleinen verarmten Tempel im heutigen Tokioter Bezirk Setagaya gelockt, wo sich in der Folge ein freundschaftliches Gespräch mit dem dortigen Priester entwickelte. Kurz darauf kam es zu einem starken Gewitter.

Als Dank für die glücksbringende Aktion der Katze erklärte er sich zum Schutzherrn des Tempels und finanzierte einen Neubau. Der Tempel trägt seither den Namen Gōtokuji. Die Katze wurde für den Tempel zu einer heiligen Figur und zur Vorlage für die Maneki-neko-Kultur. Heute ist der Gōtokuji auch bekannt als der «Katzentempel». Es ist eine wunderschöne, gepflegte Anlage mit einem Friedhof, einer dreistöckigen Pagode, zwei buddhistischen Hallen und einer der Katze gewidmeten Stätte (jp. Shōfukuden), wo unzählige kleinen Statuen aufgereiht sind.
Besucher können im Tempel nicht nur die üblichen Omikuji-Orakel-Papierstreifen und Ema-Votiftaveln, sondern auch eine Katzen-Figur kaufen, um für Glück und Erfolg zu beten. Letztere darf man nach Hause nehmen. Sollte der Wunsch in Erfüllung gehen, kann man die Figur als Dank zum Tempel zurückbringen und sie zu den anderen Maneki-neko legen.

Diese Legende des Gōtokuji hat nebenbei dazu geführt, dass die Stadt Hikone, die Heimat der einstigen Fürstenfamilie Ii, das Maskottchen Hikonyan zu ihrem Aushängeschild gemacht hat. Es ist eine Figur in Katzengestalt mit einem Samurai-Helm der Familie Ii (Asienspiegel berichtete).
Ein Ausflug mit Retro-Atmosphäre

Ein Besuch der Tempelanlage und des umliegenden Quartiers ist ein ideales Ausflugsziel während eines Aufenthaltes in Tokio. Eine besondere Empfehlung ist die Hinfahrt vom Bahnhof Sangenjaya mit der Tokyu Setagaya Line, einer von zwei noch existierenden Strassenbahnen in Tokio (Asienspiegel berichtete). Von der Station Miyanosaka sind es fünf Gehminuten bis zum Tempel. Auf dem Rückweg in Richtung Bahnhof Gōtokuji lädt eine schmucke Einkaufsstrasse mit Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. Die Odakyū-Odawara-Line bringt den Besucher schliesslich zurück ins Zentrumsgebiet der riesigen japanischen Hauptstadt.



Der Standort des Tempels Gōtokuji
Buchtipp
«In Japan – Der praktische Reiseführer» (Edition 2023) von Jan Knüsel als E-Book, inkl. Corona-Updates und Kurzfilmen. Bei Japanspiegel Shop und Apple Books (CH, DE, A) erhältlich.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Mai 2023 – Dass dieser Blog mit über 5000 kostenlos zugänglichen Artikeln existiert, ist einzig der Grosszügigkeit vieler treuer Abonnenten zu verdanken. Mit regelmässigen Beiträgen bilden sie das finanzielle Fundament dieses unabhängigen Ein-Mann-Blogs, der 2009 gegründet wurde. Das Resultat sehen Sie täglich in Form eines neuen Artikels über das Geschehen in Japan. Es ist ein kleines Fenster in dieses faszinierende Land. Ich danke Ihnen von Herzen.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich zudem für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken