11 Jah­re nach dem Tsunami

"Wir geben nicht auf! Ishi­no­ma­ki": Die <a href="https://asienspiegel.ch/2020/03/9-jahre-nach-dem-tsunami-in-der-stadt-die-nie-aufgibt">2011 entstandene</a> Gedenk­ta­fel im zer­stör­ten Vier­tel Min­a­mi­ha­ma in Ishi­no­ma­ki.
«Wir geben nicht auf! Ishi­no­ma­ki»: Die 2011 ent­stan­de­ne Gedenk­ta­fel im zer­stör­ten Vier­tel Min­a­mi­ha­ma in Ishi­no­ma­ki. Asi­en­spie­gel

Genau 11 Jah­re ist es her, als am 11. März 2011 ein gewal­ti­ges Erd­be­ben vor der Nord­ost­küs­te Japans einen ver­hee­ren­den Tsu­na­mi aus­lös­te, der zu einem Super-GAU im AKW Fuku­shi­ma 1 führ­te. Ent­lang der Küs­te der Prä­fek­tu­ren Iwa­te, Miya­gi und Fuku­shi­ma hin­ter­liess die Natur­ka­ta­stro­phe die gröss­ten Schä­den. Ins­ge­samt 19’747 Men­schen star­ben. 2556 gel­ten bis heu­te offi­zi­ell als ver­misst. 122’005 Häu­ser wur­den kom­plett zer­stört. 241 Gemein­den in 10 Prä­fek­tu­ren waren von der Kata­stro­phe direkt betroffen. 

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In den ver­gan­ge­nen 11 Jah­ren wur­de bezüg­lich Wie­der­auf­bau viel geleis­tet. Die Wie­der­auf­bau­be­hör­de publi­ziert hier­zu all­jähr­lich einen Bericht. Dem­nach leben heu­te noch 39’000 Men­schen an einem ande­ren Ort als vor dem 11. März 2011. 1000 sind wei­ter­hin in einem tem­po­rä­ren Haus wohn­haft, das nach der Kata­stro­phe errich­tet wur­de. Damals wur­den 316’000 Men­schen auf die­se Wei­se unter­ge­bracht (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Der har­te Wiederaufbau

Bezüg­lich der Infra­struk­tur sind die Zah­len ein­drück­lich. Knapp 50’000 neue Wohn­ein­hei­ten sind im Rah­men des Wie­der­auf­bau­plans ent­stan­den. Gan­ze Wohn­quar­tie­re wur­den dabei höher gelegt, neue Zen­tren für die Gemein­den erschaf­fen, Schu­len, Kran­ken­häu­ser wie­der­auf­ge­baut. Der Wie­der­auf­bau von 570 Kilo­me­tern Stras­sen ist dies­be­züg­lich sogar voll­endet. Auch sämt­li­che Bahn­li­ni­en, dar­un­ter die wich­ti­ge JR-Jōban-Linie, sind voll­stän­dig her­ge­stellt. Selbst in Futa­ba, wo das hava­rier­te AKW zuhau­se ist, soll ein Gebiet um den Bahn­hof her­um in die­sem Jahr wie­der offi­zi­ell bewohn­bar wer­den. Dabei bleibt die Fra­ge, wie gross die Bereit­schaft zur Rück­kehr ist. Einst leb­ten in die­sem Quar­tier 4376 Men­schen. Die Behör­den hof­fen, dass in den nächs­ten 5 Jah­ren zumin­dest 2000 Bewoh­ner zurückkehren. 

Eine der sicht­bars­ten Hin­ter­las­sen­schaften des Wie­der­auf­baus sind die Schutz­mau­ern und Däm­me, die ent­we­der neu errich­tet oder ver­stärkt wur­den. Es ist eines der gröss­ten Infra­struk­tur­pro­jek­te in der Geschich­te Japans. Die Schutz­mau­ern, die nicht zusam­men­hän­gend sind, wer­den eine Gesamt­län­ge von 433 Kilo­me­ter erreichen. 

Unge­lös­te AKW-Probleme

Viel ist gesche­hen und den­noch sind Her­aus­for­de­run­gen wei­ter­hin rie­sig. Zwar sind Pro­duk­ti­ons­stät­ten in den drei betrof­fe­nen Prä­fek­tu­ren wie­der auf dem Niveau von 2010. Doch die Fische­rei hat sich in die­sen Regio­nen bis heu­te nicht erholt. 

Die Auf­­räum- und Rück­bau­ar­bei­ten im zer­stör­ten Atom­kraft­werk wer­den das Land über Jahr­zehn­te hin­aus beschäf­ti­gen. Die Lis­te der Pro­ble­me im AKW Fuku­shi­ma 1 ist lang: Dazu gehö­ren die voll­stän­di­ge Ber­gung sämt­li­cher Brenn­stä­be aus den Reak­to­ren, der Umgang mit dem über Jah­re zwi­schen­ge­la­ger­ten Kühl­was­ser, das nicht voll­stän­dig dekon­ta­mi­niert wer­den kann und nun trotz inter­na­tio­na­ler Kri­tik ab Früh­ling 2023 stu­fen­wei­se ins Meer gelei­tet wer­den soll. Auch die Fra­ge nach einem End­la­ger für die abge­tra­ge­ne, ver­seuch­te Erde bleibt ungeklärt. 

Der wei­che Wiederaufbau

Die bal­di­ge Voll­endung der gros­sen Infra­struk­tur­pro­jek­te in den Küs­ten­ge­bie­ten ist zwei­fel­los ein Mei­len­stein. Yoshi­hi­ro Murai, der Gou­ver­neur der Prä­fek­tur Miya­gi, bezeich­net die­ses Kapi­tel in einem Inter­view als den «har­ten Wie­der­auf­bau». Er hof­fe, dass sich der Fokus nun mehr auf den «wei­chen Wie­der­auf­bau» ver­le­gen kann. Er meint damit die fort­lau­fen­de Betreu­ung der Men­schen, die unter den Fol­gen lei­den, wie auch die Wie­der­be­le­bung der Gemein­den. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Bestand­teil sind die Bemü­hun­gen, die Erin­ne­run­gen an die­se Kata­stro­phe nicht in Ver­ges­sen­heit gera­ten zu lassen.

Nur einen Monat nach der Tsu­na­mi-Kata­stro­phe ent­stand diese Tafel.
Nur einen Monat nach der Tsu­­na­­mi-Kata­stro­­phe ent­stand die­se Tafel. Asi­en­spie­gel
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