Japans Flüchtlingspolitik
Die Regierung in Tokio ist bereit, Ukrainer, die vor dem russischen Angriffskrieg geflüchtet sind, aufzunehmen. Premierminister Fumio Kishida hat entsprechende Pläne angekündigt. Man sei derzeit daran, die Lage und die Bedürfnisse zu erfassen. Zunächst will Tokio hauptsächlich den 1900 in Japan lebenden Ukrainern die Möglichkeit geben, Verwandte und Freunde nach Japan zu holen. Dies gilt auch für Japaner, die ukrainische Familienmitglieder haben. Das Aussenministerium hat die Botschaften angewiesen, das Prüfungsverfahren für solche Anträge zu vereinfachen und zu beschleunigen.
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Diese sollen in einem ersten Schritt eine kurzfristige 90-tägige Aufenthaltsbewilligung erhalten, die später in eine längerfristige umgewandelt werden könne. Ausserdem ist Japan auch bereit, weitere Menschen aus der Ukrainer aus humanitären Gründen aufzunehmen. Zudem wird den 1900 in Japan wohnhaften Ukrainern der Aufenthaltsstatus auf Wunsch verlängert.
Auch sind japanische Firmen bereit, zu helfen. Beispielsweise hat der Mutterkonzern der Kaufhaus-Kette Don Quijote angekündigt (Asienspiegel berichtete), 100 Familien eine Bleibe zu organisieren und diese auch finanziell und bei der Suche nach Arbeit zu unterstützen. Mittlerweile sind schon über 1 Million Menschen vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet. Die UNO-Flüchtlingswerk UNHCR schätzt, dass diese Zahl in den kommenden Wochen auf bis zu 4 Millionen ansteigen wird.
841 bewilligte Asylanträge seit 1981
Betrachtet man dieses Ausmass, wirkt die japanische Hilfe bescheiden. Dabei muss man jedoch wissen, dass der Inselstaat eine extrem strenge Flüchtlingspolitik betreibt. Seit der Einführung des Flüchtlingsstatus 1982 hat Japan insgesamt 85’479 Asylanträge erhalten, wovon nur 841 bewilligt wurden. 2020 wurde gerade mal 47 Menschen dieser Status zugesprochen. Zusätzlich erhielten 44 aus humanitären Gründen ein Bleiberecht.
Für diese strenge Politik gibt es geographische wie auch historische Gründe. Die insulare und abgelegene Lage hat dazu geführt, dass Japan bis heute von grossen Flüchtlingsströmen verschont blieb. Zudem hatte das Land nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem eigenen Wiederaufbau so viel zu tun, dass eine Aufnahme von Flüchtlingen lange nicht zur Debatte stand – und so wurde bis 1981 mit dem Beitritt zur Genfer Flüchtlingskonvention zugewartet.
Die Ausnahme Vietnam
Eine Ausnahme machte Tokio nach dem Ende des Krieges in Vietnam 1975, als der Inselstaat mit einer ersten Flüchtlingswelle konfrontiert war. Aus humanitären Gründen nahm Tokio damals mehrere tausend Menschen aus Vietnam, Kambodscha und Laos auf. Zwischen 1978 und 2005 waren es 11’319. Mit der Ukraine scheint sich Japans Regierung auf ein ähnliches Szenario einzustellen.
Wenn es um die finanzielle und logistische Unterstützung im Flüchtlingsbereich geht, ist das Land hingegen ganz vorne dabei. Japan zählte 2020 mit einem Beitrag von 126 Millionen Dollar zu den fünf grössten Gebernationen.
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