Der «Drive My Car»-Tourismus
«Drive My Car» (jp. Doraibu mai kā) von Regisseur Ryūsuke Hamaguchi wurde mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Für die japanische Filmbranche war es der erste Oscar seit «Departures» (jp. Okuribito) im Jahr 2009. «Drive My Car» war daneben auch für die Kategorien «Bester Film», «Beste Regie» und «Bestes adaptiertes Drehbuch» nominiert. Dieses Kunststück gelang zuletzt dem legendären Regisseur Akira Kurosawa mit seinem Film «Ran» im Jahr 1986. Hamaguchis Erfolg zeichnete sich schon vor der Oscar-Verleihung ab. Das stille Drama, in dem lange Autofahrten zum unausweichlichen, tiefgründigen Begegnungsort zweier ungleicher Protagonisten werden, räumte bereits in Cannes und bei den Golden Globes ab.
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«Drive My Car» basiert unter anderem auf der gleichnamigen, ebenso empfehlenswerten Kurzgeschichte von Haruki Murakami, die erstmals 2013 im Monatsmagazin «Bungei Shunjū» und kurz darauf im Sammelband «Onna no inai Otoko-tachi» (dt. «Von Männern, die keine Frauen haben») erschien. Der Film ist eine meisterhafte Adaption. Mit erzählerischen und inhaltlichen Anpassungen ist es Hamaguchi gelungen, aus dieser Kurzgeschichte einen dreistündigen Film zu machen.
Die Region Hiroshima im Fokus
Ein wesentlicher Unterschied zur Vorlage ist der Handlungsort. Während in Haruki Murakamis Erzählung Tokio im Zentrum steht, macht Hamaguchi die Stadt und die Region Hiroshima zur grossen Bühne seiner Geschichte. Für die Präfektur ist es ein Glücksfall. Der Film zeigt Hiroshima von einer Seite, die insbesondere im Ausland wenig bekannt ist. Die lokale Tourismusbehörde hat die Chance erkannt und hierzu eigens eine Website erstellt, die alle wichtigen Drehorte vorstellt, ergänzt mit einer Übersichtskarte. Eine besondere Perle ist der abgelegene edozeitliche Ort Yukatamachi-Mitarai auf der Insel Ōsakishimojima, die zur Stadt Kure gehört. Dort befindet sich die Herberge Kangetsuan-Shintoyo, in der der Protagonist übernachtet.
Auch wenn die Grenzen für ausländische Touristen zurzeit noch geschlossen sind, trägt der «Drive My Car»-Effekt bereits Früchte. Die Zahl der inländischen Touristen, die sich die Drehorte anschauen möchten, steigt kontinuierlich an. Die Übersichtskarte wurde bereits über 800’000 Mal angeschaut.
Die andere Filmstadt
Einen ähnlichen Effekt erlebte Sakata in der Präfektur Yamagata. In dieser Kleinstadt, wie auch in der Nachbarstadt Tsuruoka, wurde der ebenfalls mit einem Oscar gekrönte Film «Departures» (jp. «Okuribito) gedreht. Zahlreiche Drehorte aus dem Film, wie das NK Agent Office, kann man bis heute besuchen. Tafeln in der Stadt verweisen auf die gedrehten Szenen.
«Drive My Car» läuft zurzeit im Kino Riffraff in Zürich.
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