Das Ende des Nakagin-Kapselturms
Es ist ein Bauwerk, das es so kein zweites Mal gibt. Der Nakagin Capsule Tower besitzt auf 13 Stockwerken 140 würfelförmige Wohnmodule, die an zwei zentralen Türmen montiert wurden. Jede einzelne Betonkapsel ist theoretisch vollständig ersetzbar. Es war der Japaner Kishō Kurokawa, der 1972 diesen futuristischen Bau nach den Prinzipien der Architekturbewegung des Metabolismus entwarf. Flexible, veränderbare Baustrukturen zu schaffen, stand hinter diesem Konzept.
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Diese kühne Zukunftsvision trat jedoch nie ein. Die Wohnmodule des Nakagin Capsule Tower wurden nie ausgetauscht. Seit Jahrzehnten zerfällt der mit Asbest belastete Bau. Viele Kapseln sind nicht mehr bewohnbar. Warmes Wasser gibt es schon lange nicht mehr. 2007 befürwortete eine Mehrheit der Eigentümer den Abriss und Neubau, der jedoch wegen der Finanzkrise nie zustande kam. Spätere Versuche, einen Investor zu finden, der dieses Gebäude restaurieren würde, schlugen wiederholt fehlt.
Die gescheiterte Rettung
Die Faszination blieb. In den vergangenen Jahren erlebte der Nakagin Capsule Tower eine kleine Renaissance. Für Architektur-Fans und Touristen wurde das Gebäude zu einer Sehenswürdigkeit. Es gab Führungen, Ausstellungen, öffentliche Veranstaltungen und für eine Weile konnte man einige Wohnmodule sogar über Airbnb buchen. Privatbesitzer und Unternehmen hauchten mit sanften Renovationen ausgewählten Kapseln neues Leben ein (Asienspiegel berichtete).
Dies reichte jedoch nicht aus, um das Bauwerk zu retten. 2018 erwarb eine Firma den Turm sowie die zwei hinteren Gebäude (Asienspiegel berichtete). Damit war sein Ende besiegelt. Im März 2021 wurde die komplette Erneuerung des Areals beschlossen. Der Nachbarbau ist bereits verschwunden (siehe Tweet ganz unten). Und schon bald beginnen auch am Nakagin Capsule Tower die Abrissarbeiten, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Die letzten Bewohner haben das Gebäude am 10. März 2022 verlassen. Ab dem 12. April 2022 wird abgerissen.
Es bleibt das Capsule House-K
Damit endet ein Stück Tokioter Architekturgeschichte. Einige Wohnmodule werden dank des leidenschaftlichen Einsatzes der ehemaligen Besitzer erhalten bleiben. Ein Modul wird bereits im von Kisho Kurokawa entworfenen Modern Museum of Art in Saitama ausgestellt. Andere renommierte Museen sollen ebenfalls ihr Interesse angemeldet haben. Es gibt auch ein Projekt, aus den erhaltenen Kapseln Hotelzimmer zu machen.
Kisho Kurokawas visionäres Bauwerk ist nicht ohne Einfluss geblieben. Immerhin wurde sein Nagakin Capsule Tower zur Vorlage des heute in Japan überall präsenten Kapselhotels (Asienspiegel berichtete), dessenn Geschichte 1979 in Osaka begann. Ausserdem liess der Architekt 1973 in der ländlichen Stadt Miyota bei Karuizawa in der Präfektur Nagano für sich ein Privathaus im Kapsel-Stil erbauen (siehe Tweet oben). Im vergangenen Jahr gab es sogar Berichte, dass dieses Capsule House-K unter der Leitung von seinem ältesten Sohn Mikio Kurokawa restauriert wird und künftig zu touristischen und kulturellen Zwecken vermietet werden soll.
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