Sibirische Route: Das Wagnis von JAL und ANA
Update, 3. März 2022
JAL und ANA haben entschieden, den russischen Luftraum nicht mehr zu überfliegen. Für den 3. und 4. März 2022 wurden gleich mehrere Verbindungen zwischen Europa und Japan annulliert. Beide Gesellschaften werden künftig eine Umgehungsroute wählen. JAL wird via Alaska nonstop nach London fliegen. Dieser Flug dauert 16 Stunden.

Der direkte Luftweg von Europa nach Japan ist abgeschnitten. Die sibirische Route ist seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges in der Ukraine für die europäischen Airlines keine Option mehr (Asienspiegel berichtete). Japan-Flüge mussten in den vergangenen Tagen annulliert werden. Die Swiss oder auch Lufthansa fliegen neu einen südlichen Umweg über Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan, die Mongolei und China. Die Flugzeit verlängert sich damit um rund 2 Stunden.
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Anders sieht es bei den japanischen Fluggesellschaften aus. JAL und ANA flogen auch noch am gestrigen Mittwoch, 2. März 2022, über den russischen Luftraum nach Europa, so als wäre nie etwas gewesen.
Der Grund hierfür ist einfach. Zwar trägt auch Japan die meisten Wirtschaftssanktionen gegen Russland mit, hat aber im Gegensatz zur EU den Luftraum für russische Passagier- und Frachtflugzeuge nicht gesperrt. Dies bedeutet, dass die beiden japanischen Airlines weiterhin über Russland fliegen dürfen.
Die Risiken
Dabei stellt sich die Frage, ob die Sicherheit der Passagiere auf dieser Route überhaupt noch gewährleisten kann? «Unangenehm könnte es allenfalls werden, wenn ein japanisches Flugzeug auf so einem Flug wegen eines technischen oder medizinischen Notfalls ungeplant in Russland landen muss. Die Stimmung ist gerade sehr aufgeheizt. Und Japan trägt ja viele Sanktionen mit, ist also auch ein Feind Russlands geworden», meint Luftfahrt-Experte Stefan Eiselin von aeroTelegraph gegenüber Asienspiegel.
Derweil versichern JAL und ANA, dass die Lage laufend analysiert werde. Die Sicherheit habe dabei höchste Priorität. Ganz wohl scheint es ihnen jedoch nicht mehr zu sein. So haben JAL und ANA am Mittwoch an einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass eine Umgehung des russischen Luftraums derzeit geprüft werde. Auch in diesem Fall wird die südliche Umgehungsroute zur wahrscheinlichen Alternative.
Die Begründung Japans
Die japanische Regierung hat (zumindest bis gestern) auf eine Sperrung des Luftraums für kommerzielle russische Flugzeuge verzichtet. Die Sorge ist offenbar gross, dass der Warenfluss zwischen Europa und Japan massiv eingeschränkt werden könnte, wie Aussenminister Yoshimasa Hayashi erklärte. Zudem sei wichtig, die unterschiedliche geografische Lage von Europa und Japan bei dieser Überlegung zu berücksichtigen.
Eine viel grössere Rolle spielt das Verhalten der USA. So hat der Sicherheitspartner von Japan (Asienspiegel berichtete) bis vor kurzem ebenfalls von einer Sperrung des Luftraums abgesehen. Erst mit der Rede zur Lage der Nation von US-Präsident Joe Biden hat sich dies geändert. Nun dürfen russische Flugzeuge auch den US-Luftraum nicht mehr überfliegen. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Japan diese Massnahme ebenfalls übernehmen wird.
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