Zwei Umwege nach Japan
Bis vor kurzem flogen alle europäischen Airlines auf dem Weg nach Japan über Russland (siehe rote gestrichelte Linie oben). Es war die direkteste Route zum Inselstaat. Dank der günstigen geografischen Lage verwandelte Finnair seinen Heimflughafen Helsinki sogar zu einem Hub für Flüge nach Ostasien. Seit der russischen Invasion in die Ukraine ist die sibirische Route keine Option mehr.
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Als Passagier muss man sich neuerdings gut überlegen, mit welcher Airline man nach Japan fliegen möchte. Denn je nach Fluggesellschaft kann die Routenwahl komplett unterschiedlich ausfallen. Zwei Varianten, die südliche und die nördliche Umgehungsroute, haben sich in den vergangenen Tagen etabliert.
Die Süd- und die Nord-Route
Die südliche Route führt über die Türkei, Georgien, Kasachstan, China und Südkorea nach Japan. Die allermeisten Airlines weichen zurzeit auf diese Strecke aus, wie etwa die Lufthansa, Swiss oder ANA (Asienspiegel berichtete). Die längeren Flugzeiten sind beträchtlich. So dauerte beispielsweise der ANA-Flug NH237 von Tokio nach Brüssel rund 15 Stunden 30 Minuten. Zum Vergleich: Dieselbe Verbindung über die sibirische Route nahm gerade mal 12 Stunden in Anspruch.
Derweil ist der Flug in Richtung Osten nach Japan dank des Jetstreams etwas schneller. Für den Rückflug NH238 von Brüssel nach Tokio sind 13 Stunden nötig. Über Russland dauerte dieser Flug einst knapp 11 Stunden.
Einen anderen Weg wählt Japan Airlines (JAL). Die japanische Fluggesellschaft flog am 6. März 2022 die nördliche Route über Alaska, den hohen Norden Kanadas, Grönland und Island in 14 Stunden 7 Minuten (Flug JL41) nach London. Das waren zwei Stunden mehr als auf der früheren Strecke. Für den Rückweg, der gestern Abend startete, rechnet JAL mit rund 16 Stunden Flugzeit.
Pro und Kontra
In beiden Fällen verlängert sich die Flugzeit um mehrere Stunden. Dies bedeutet, dass mehr Kerosin verbraucht wird und daher mit einem deutlichen Anstieg der Preise zu rechnen ist. Die südliche Route dauert insgesamt weniger lang. Gleichzeitig ist dieser Umweg nicht ganz ohne Risiko. Immerhin ist Kasachstan politisch und wirtschaftlich mit Russland eng verbündet. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass bei einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen zu Russland eine neuerliche Anpassung der Südroute notwendig sein wird.
Die längere Nord-Route hingegen hat den Vorteil, dass sie über keinen geopolitisch heiklen Luftraum fliegen muss. Dies ist auch der Grund, weshalb die europäischen Airlines während des Kalten Krieges diese Strecke bevorzugten. Zudem können die modernen Langstreckenflugzeuge auf den einstigen Tankstopp in Anchorage verzichten. Es ist so gesehen nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft weitere Airlines die Nord-Route wählen werden.
Der ganz grosse Umweg
Zuletzt gäbe es noch die Möglichkeit, den ganzen grossen Umweg über Hubs wie Dubai oder Singapur zu fliegen. Diese Verbindungen nehmen jedoch deutlich mehr Reisezeit in Anspruch.
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