Austauschstudium in Japan
Ein Austauschstudium in Japan: Für viele junge Menschen auf der Welt ist dies ein Traum. 2019 zählte das Bildungsministerium 312’214 Austauschstudenten in Japan, wovon 228’403 an einer Universität oder Fachhochschule eingeschrieben waren. Weitere 83’811 waren Schüler an einer Sprachschule für Japanisch. Es war ein historischer Höchststand. Das war aber nicht immer so. Denn lange interessierte sich kaum jemand für ein Studium in Japan. 1986 zählte das Land gerade mal 20’000 Austauschstudenten. Der Inselstaat war für viele zu fern, zu fremd, zu teuer.
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Ab den 1990er-Jahren stieg die Zahl kontinuierlich an. 2003 wurden zum ersten Mal mehr als 100’000 Austauschstudenten gezählt. Erst mit dem 2013 einsetzenden Japan-Boom kam es zu einem steilen Anstieg. Innerhalb von sechs Jahren verdoppelte sich die Zahl der ausländischen Studierenden. Dabei fällt auf, dass Japan hauptsächlich auf die jungen Menschen in den Nachbarländern eine anziehende Wirkung hat. So stammen 90 Prozent der Austauschstudenten aus einem Land in Asien. Europäische Studenten bilden lediglich eine kleine Minderheit.
2021: Der Einbruch
Der Einbruch erfolgte wenig überraschend mit dem Beginn der Corona-Krise. Im Mai 2021 zählte das Bildungsministerium noch 242’444 Austauschstudenten. Davon waren jedoch 21’945 gar nicht im Land. Sie mussten sich mit Online-Kursen ihrer jeweiligen Universitäten begnügen. Andere Personen, die in dieser Statistik erscheinen, war schon vor der Krise im Land, da sie mehrere Jahre in Japan studieren. Einem weiteren Teil gelang es, während der kurzfristigen Lockerungen im Herbst 2020 einzureisen.
Die strengen Einreiserestriktionen führten dazu, dass 2021 kaum neue Studenten ihr Studium im Inselstaat antreten konnten. Rund 110’000 blieben monatelang ausgesperrt. Erst seit kurzem zeichnet sich eine Erholung ab. Seit März ist für diese Gruppe die Grenze wieder geöffnet. Trotz der anhaltenden Beschränkung der täglichen Einreisen nach Japan will die Regierung bis Ende Mai sämtliche Austauschstudierenden, die ein Visum haben, ins Land lassen (Asienspiegel berichtete).
Kaum japanische Studierende im Ausland
Viel dramatischer war der Einbruch der Zahlen in die andere Richtung. 2020 schrieben sich gerade noch 1487 japanische Studenten an einer Sprachschule oder Hochschule im Ausland ein, davon waren 55 in Deutschland. Im vergangenen Jahr – die Zahlen für diesen Zeitraum liegen noch nicht vor – wird es kaum zu einer grossen Erholung gekommen sein. So rät das japanische Aussenministerium weiterhin von Auslandsreisen ab. Für ganz Europa gilt nach wie vor die hohe Warnstufe 3 (Bedeutung: «Bitte keine Reisen in dieses Land tätigen»).
Eine weitere Erklärung für diesen fast 99-prozentigen Einbruch ist die Tatsache, dass ein Grossteil der Japaner schon vor der Corona-Krise jeweils nur für wenige Wochen im Ausland einen Sprachkurs belegte. In der Corona-Zeit haben solche kurzfristigen Studiengänge stark an Attraktivität eingebüsst. Dabei hätten es die japanischen Studierenden im Vergleich zu den Ausländern in Japan wesentlich einfacher gehabt. Für eine Einreise nach Europa gibt es für sie schon lange keine grossen Restriktionen mehr.
2022: Die Erholung?
2020 markierte das abrupte Ende einer zehnjährigen Wachstumsphase, in der sich die Zahl der japanischen Austauschstudenten von 36’302 im Jahr 2009 auf 115’146 im Jahr 2018 vervielfachte. Es ist zu hoffen, dass sich diese Zahlen 2022 wieder etwas erholen werden.
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