Wann werden Japan-Reisen wieder möglich?
Seit genau zwei Jahren dürfen ausländische Touristen nicht mehr nach Japan reisen (Asienspiegel berichtete). Daran scheint sich so schnell nichts ändern. «Bezüglich Wiedereröffnung für den Einreise-Tourismus ist noch nichts festgelegt», erklärte Premier Fumio Kishida die Sachlage an einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche.
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Die Regierung betont einzig, dass sie die epidemiologische Lage und die Aktivitäten auf internationaler Ebene beobachte und darauf basierend eine stufenweise Öffnung verfolge. Konkret bedeutet dies, dass sie die Zahl der erlaubten täglichen Einreisen im März von 3000 auf 7000 und im April auf 10’000 erhöht hat (Asienspiegel berichtete). Im Rahmen dieser Erleichterung werden seither wieder arbeitstätige und studierende Ausländer ins Land gelassen. Von einer weiteren diskreten Lockerung berichtet derweil die Japan Times. Neu stellen die japanischen Botschaften auch Verwandten von in Japan wohnhaften Ausländern (Foreign Residents) ein Visum aus. Bislang wurde diese Möglichkeit einzig ausländischen Familienmitgliedern japanischer Staatsbürger gewährt.
Und so stellt sich zunehmend die Frage, welche Bedingungen denn eigentlich erfüllt werden müssen, damit Japan die Grenzen für ausländische Touristen endlich wieder öffnet? Im Folgenden einige Faktoren, die es bei diesem Prozess zu berücksichtigen gilt.
Der Rückstau
Noch herrscht ein «Rückstau» an arbeitstätigen und studierenden Ausländer, die dringend nach Japan reisen müssen. Da die bürokratischen Hürden weiterhin hoch und die Grenzkontrollen an den Flughäfen aufwendig sind, wird es voraussichtlich Mai oder sogar erst Juni werden, bis dieser Prozess abgewickelt sein wird. Eine zwischenzeitliche Öffnung der Grenzen für Touristen kommt so nicht infrage.
Die Oberhauswahlen
Anfang Juli stehen in Japan die Oberhauswahlen an. Premier Fumio Kishida geniesst zurzeit eine hohe Zustimmungsrate. Mit einer vorzeitigen Wiederaktivierung des Einreise-Tourismus gewinnt er im Inland keine Punkte. Dass Kishida aber nach Wahlen zügig wegweisende Beschlüssen fällen kann, bewies er schon einmal. Nur einen Tag nach den siegreichen Unterhauswahlen vom 31. Oktober 2021 lockerte er das Einreiseverbot (Asienspiegel berichtete). Die Massnahme hielt jedoch nicht lange an. Mit dem Auftauchen von Omikron folgte wenige Wochen später eine erneute Grenzschliessung.
Corona und die Golden Week
In Japan ist die Lage ähnlich wie in Europa. Omikron hat die Covid-19-Zahlen in die Höhe schiessen lassen. Zugleich wurde das Gesundheitswesen dank einer hohen Impfquote im Vergleich zu früheren Wellen viel weniger stark belastet. Nun steigen die Corona-Zahlen jedoch erneut an. Bereits ist die Rede von einer siebten Welle (Asienspiegel berichtete). Hinzu kommt Ende April die Feiertagsperiode Golden Week. Die Behörden werden diese unsichere Phase abwarten. Auch nicht zu unterschätzen ist das Auftauchen einer neuen gefährlichen Variante, welche die Bemühungen der stufenweisen Öffnung um Monate zurückwerfen könnte.
Die Kontrolle am Flughafen
Noch sind die Gesundheits- und Einreisekontrollen an den Internationalen Flughäfen Japans zeitaufwendig und kompliziert. Zwar haben die Behörden die Quarantäne für dreifach geimpfte Personen aufgehoben (Asienspiegel berichtete). Es herrscht aber noch immer eine Testpflicht vor und nach der Landung. Zudem dürfen nur 10’000 Menschen – Japaner und Ausländer mit einem gültigen Visum – pro Tag einreisen. Dies ist weit weg von den täglich 80’000 Einreisen ausländischer Touristen der Vor-Corona-Zeit (Asienspiegel berichtete). Eine wichtige Voraussetzung für die Wiederaktivierung des Einreise-Tourismus wäre eine weitgehende Vereinfachung und Beschleunigung dieses Einreiseprozesses.
Druck von aussen
Die USA und die EU haben ihre Grenzen für Touristen schon seit längerer Zeit wieder geöffnet. Dieselbe Entwicklung ist nun auch in vielen Ländern in Asien und Ozeanien zu beobachten. Selbst Nachbar Südkorea lässt seit dem 1. April 2022 geimpfte ausländische Touristen ins Land. Dies entgeht Tokio bestimmt nicht. Das Risiko, mit dem rigorosen touristischen Abschottungskurs sein gutes, internationales Image nachhaltig zu schädigen, steigt zunehmend. Ebenso bedeutet der freiwillige Verzicht Japans auf Millionen ausländischer Besucher nicht nur ein Verlust an Einnahmen (Asienspiegel berichtete), sondern auch an Soft-Power, der politisch, wirtschaftlich und kulturell nicht zu unterschätzen ist.
Dieser Druck von aussen mag letztlich entscheidend dazu führen, dass Japan eher früher als später seine Grenzen wieder öffnen wird, so wie es schon bei den arbeitstätigen und studierenden Ausländern der Fall war. Berücksichtigt man oben erwähnte Faktoren, ist wohl frühestens im Sommer mit einem ersten Entscheid zu rechnen.
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