Die grosse Preiserhöhung
Einst hatte der japanische Yen den Status einer sicheren Fluchtwährung. Wenn immer sich eine Krise mit globaler Auswirkung entfaltete, stieg der Wert der japanischen Währung zuverlässig an. Diese Zeiten sind fürs Erste vorbei. 1 US-Dollar kostet inzwischen mehr als 126 Yen. So schwach war die japanische Währung seit 2002 nicht mehr. Die steigende Zinsdifferenz zwischen den USA und Japan und die gestiegenen Energiepreise haben zum schwachen Yen beigetragen.
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Für die japanische Wirtschaft bedeutet dies, dass die Importe nun noch teurer werden und sich die Preisspirale weiter dreht. Und dabei erlebte das Land bereits in den vergangenen Monaten aufgrund global gestörter Lieferketten und erhöhter Kosten für Rohmaterialien erste auffällige Preisanstiege (Asienspiegel berichtete).
Der Karaagekun-Schock
In den japanischen Medien gehört die Verkündung von Preiserhöhungen verschiedenster Alltagsgüter inzwischen zur neuen Normalität. Auf einmal steigen die Preise von Produkten an, die während Jahrzehnten als unveränderbar galten. Beispielsweise verkündete die Minimarkt-Kette Lawson einen 10-prozentigen Preisanstieg für ihre frittierten Hühnchenstücke Karaagekun. Es ist eine Massnahme, die am Wochenende landesweit für Schlagzeilen sorgte. Denn seit der Einführung von Karaagekun im Jahr 1986 lag der Preis unverändert bei 216 Yen. Neu wird man 238 Yen hinblättern müssen. Ähnlich viel Aufmerksamkeit erhielt Hersteller RISKA für seinen legendären Snack Umaibō, der seit seiner Einführung 1979 stets 10 Yen kostete. Seit dem 1. April kostet das Stück 12 Yen.
Derweil hat der Minimarkt Seven-Eleven gleich für 60 Produkte eine bis zu 15-prozentige Preissteigerung durchgesetzt. Gestiegene Kosten für die Rohmaterialien und den Transport werden stets als Gründe genannt. Es handelt sich nicht um Einzelfälle. Die Entwicklung hat die ganze Lebensmittelbranche erfasst.
Unterschiedliche Sichtweisen
Das ist für ein Land, in dem stagnierende und sinkende Preise zur normalen Erwartungshaltung gehört und die Angestellten seit über 20 Jahren auf eine markante Lohnerhöhung warten, eine ungewohnte Umstellung. Nach Jahren der Deflation ist das Land in der Inflation angekommen. Wie sich diese neue Realität auf die japanische Wirtschaft auswirken wird, darüber streiten sich aktuell die Experten. Zentralbankchef Haruhiko Kuroda betont, dass er an der lockeren Geldpolitik, die unter Ex-Premier Shinzō Abe eingeleitet wurde, festhalten werde. Immerhin war das Ziel von Abenomics die Überwindung der Deflation. Jahrelang stand ein schwacher Yen für gute Geschäfte in der wichtigen Exportindustrie.
Doch nicht alle sind erfreut darüber. Für Finanzminister Shunichi Suzuki bergen steigende Preise und eine zugleich fehlende Lohnanpassung die Gefahr eines «schlechten schwachen Yen». Fest steht, dass der unmittelbare Alltag für die Konsumenten teurer geworden ist. Japan befindet sich in einem neuen, ungewohnten Territorium.
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