Aus Kiew wird Kīu

Japan zeigt sich seit Beginn des russischen Angriffskrieges solidarisch mit der Ukraine. In den vergangenen Wochen hat Premierminister Fumio Kishida in Absprache mit den G-7-Partnerstaaten zahlreiche Sanktionen gegen Russland und Weissrussland verhängt.
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Ausserdem wurden kurz nach der Invasion mehrere Wahrzeichen in japanischen Städten blau-gelb beleuchtet (Asienspiegel berichtete). Und selbst in der Flüchtlingspolitik zeigt Japan eine neue Offenheit (Asienspiegel berichtete).
Sprachliche Solidarität
Der Inselstaat hat auch begonnen, auf der sprachlichen Ebene seine Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck zu bringen. So gab das Aussenministerium bekannt, dass sich die japanische Schreibweise der ukrainischen Hauptstadt Kiew und anderer Grossstädte künftig nicht mehr nach der russischen, sondern der ukrainischen Aussprache ausrichte. Demzufolge wird Kiew auf Japanisch künftig Kīu (キーウ) und nicht mehr Kiefu heissen. Aus Cherunobiri (Tschernobyl) wird Chornōbiri (チョルノービリ) und aus Odessa wird Odēsa (オデーサ). Für Fremdwörter und ausländische Namen wird im Japanischen die Silbenschrift Katakana verwendet.
Die Anpassung wird gemäss Aussenministerium für sämtliche Ortsbezeichnungen in der Ukraine vorgenommen. Die Änderung erfolgt in Absprache mit der ukrainischen Regierung. Präsident Wolodymyr Selenskyi bedankte sich in einem Tweet bei Fumio Kishida für diesen Schritt. Alle grossen japanischen Medien haben angekündigt, die neue Umschrift zu verwenden.
«Illegale Besetzung»
Die sprachlichen Anpassungen enden nicht hier. Das Aussenministerium wird in der neuesten Ausgabe seines diplomatischen Blaubuchs die Nördlichen Territorien neuerdings wieder als «illegale Besetzung» (jp. fuhō senkyo) durch Russland bezeichnen. Damit gemeint sind die nördlich von Hokkaido gelegenen vier Inseln Shikotan, Habomai, Kunashiri (Russisch: Kunashir) und Etorofu (Iturup), die bis 1945 von Japanern bewohnt waren und in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs durch die Sowjetunion besetzt wurden. Dieser bis heute ungelöste Territorialstreit hat dazu geführt, dass Japan und Russland bis heute keinen Friedensvertrag geschlossen haben (Asienspiegel berichtete).
Zuletzt schrieb das Aussenministerium im Jahr 2003 in seinem Blaubuch von einer «illegale Besetzung». Ausserdem ist im Bericht auch wieder von Nihonkoyū no ryōdo («Territorium, das zu Japan gehört») die Rede. Diese Bezeichnung wurde das letzte Mal 2011 verwendet. In der Hoffnung auf eine diplomatische Lösung des Konflikts verzichtete Japan in den vergangenen Jahren auf diese Begriffe.
Chaos in der deutschen Sprache
In der deutschen Sprache ist man übrigens von einer einheitlichen Änderung der Schreibweise der ukrainischen Ortsnamen weit entfernt. Die meisten deutschsprachigen Medien benutzen für die oben genannten Orte die Umschrift, die auf der russischen Sprache basiert. Hingegen basieren die in der deutschen Sprache allgemein verwendeten Schreibweisen Lwiw und Charkiw auf dem Ukrainischen. Hier eine schöne Übersicht des Katapult-Magazins:
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