Der einsame Bahnhof am Meer
Seit 2009 schreibe ich diesen Blog. Über 4800 Artikel haben sich so angesammelt. In dieser Serie stelle ich einen überarbeiteten Beitrag aus diesem Archiv vor. Der folgende Artikel erschien am 18. September 2019.

Die Fotografie eines jungen Reisenden, der gemütlich auf einer Wartebank unter einem kleinen Bahnsteigdach verweilt und aufs Meer hinausschaut, wurde im Jahr 2000 zum Werbeplakat für den japanischen Bahnpass Seishun-18-Kippu (siehe Foto unten). Es ist ein Bild, das Fernweh weckt. Unterstrichen wird diese Botschaft mit den Worten: «Wenn ich gleich zur Sache kommen darf, ich bin irgendwo in Japan.»
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Geschossen wurde dieses Foto im Bahnhof Shimonada in der Präfektur Ehime auf der kleinsten japanischen Hauptinsel Shikoku. Es ist eine Station mit einem unbemannten Bahnhofshäuschen, einem Gleis und einem Mini-Bahnsteigdach. Hier halten einzig noch die Lokalzüge der JR-Yosan-Linie. Die Fahrt von der Grossstadt Matsuyama dauert rund 45 Minuten. Das Foto aus dem Jahr 2000 hat den Bahnhof Shimonada zu einem Sehnsuchtsort gemacht. Seither vergeht kein Tag, ohne dass ein Student hier einen Halt einlegt, um das Foto von damals nachzuahmen. Auch ich konnte dieser Versuchung nicht widerstehen.

Der legendäre Bahnpass
Das Foto steht stellvertretend für den Erfolg von Seishun-18-Kippu. Es ist der billigste Bahnpass, den man in Japan kaufen kann. Er erlaubt dem Besitzer während der Universitätsferien an fünf Tagen die Benutzung von Lokal- (local) und Schnell-Zügen (rapid) auf dem Netz der JR-Bahnen. Shinkansen und Limited-Express-Züge sind ausgeschlossen. Alternativ kann man die Seishun-18-Fahrkarte unter maximal 5 Personen aufteilen, sofern man gemeinsam reist.
Eingeführt wurde Seishun-18-Kippu 1982. Die Idee dahinter war, den Studenten während ihrer Ferienzeit eine günstige Reisemöglichkeit zu bieten. Den Bahnpass dürfen jedoch alle kaufen. Gerade für Japan-Reisende mit kleinem Budget und viel Zeit kann dies die ideale Fahrkarte sein. Das Schneckentempo der Lokalzüge ermöglicht, Orte zu erkunden, die man mit dem Shinkansen und Expresszügen nie sehen würde. Seit jeher verbindet man diesen Bahnpass mit Abenteuer, Sehnsucht und Freiheit.
Ein Wegbereiter des Instagram-Zeitalters
Wesentlich zu diesem Ruf beigetragen haben die legendären Werbeplakate mit Fotos von ländlichen Bahnhöfen und Lokalzügen in malerischen Landschaften, von Hokkaido bis Kyushu. Manche Orte wurden dank dieser Japan-Railways-Werbekampagne erst zu Sehenswürdigkeiten, wie auch der kleine Bahnhof Shimonada auf Shikoku, der es gleich drei Mal auf das Plakat geschafft hat.
Diese Fotos sind sogar so bekannt, dass 2015 daraus das Buch «Seishun 18 Kippu – Posutā Kikō» entstand, in dem der Macher dieser Serie, Tomihide Komiyama, die Geschichten hinter den berühmten Fotos beschreibt. Darin zeigt sich auch die Entwicklung dieser Werbekampagne. In den 1990er-Jahren standen noch Abenteuerfotos von Studenten auf Reisen im Fokus. Ab Mitte jenes Jahrzehnts kamen schliesslich die ersten typischen «Fernweh-Fotos» auf, in denen weite Landschaften, das Fernweh und die Sehnsucht in den Mittelpunkt rückten. Japan Railways war mit dieser Werbekampagne seiner Zeit weit voraus.




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