Die 4-Tage-Woche
In Japans Arbeitswelt, in der es zur Gewohnheit gehört, notorisch lange Überstunden (zangyō 残業) zu leisten und den gesetzlich zustehenden bezahlten Urlaub (yūkyūkyūka 有給休暇 ) nie vollständig aufzubrauchen (shōka 消化), findet allmählich ein Umdenken statt. Immer mehr Grossfirmen (ōtekigyō 大手企業) beginnen, versuchsweise (shikenteki 試験的) einer Vier-Tage-Woche (shūkyū mikkasei 週休3日制 ) für die Festangestellten (seisha’in正社員) einzuführen. Dazu gehören so renommierte Unternehmen wie Hitachi, NEC, Panasonic oder auch Yahoo Japan (Asienspiegel berichtete).
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Eine Umfrage (chōsa 調査) bei der Firma NEXER ergab, dass 75 Prozent der Mitarbeiter eine solche Arbeitsweise (hatarakikata 働き方) befürworten. Die Vorteile (meritto メリット) liegen auf der Hand: eine bessere Work-Life-Balance (wākuraifubaransu ワークライフバランス), mehrtägige weite Ausflüge (tōde 遠出) mit Übernachtung (shukuhaku 宿泊) oder auch die Möglichkeit, an einem Wochentag (heijitsu 平日) wichtige Angelegenheiten (yōji 用事) für die Familie zu erledigen, wie für die Erziehung der Kinder (ikuji 育児 / kosodate 子育て) oder die Pflege (kaigo 介護) der älteren Familienmitglieder. Zudem könnte man mehr Zeit seinem Hobby widmen (shumi ni tsuiyasu 趣味に費やす). Andere hätten die Gelegenheit, einer Nebenbeschäftigung (fukugyō 副業) nachzugehen.
Die offenen Fragen
Noch bleiben viele Fragen offen. Offensichtlich hat dieses System auch Nachteile (demeritto デメリット). Die grösste Sorge (kenen 懸念) unter den Angestellten (jūgyōin 従業員) ist, dass der Lohn (kyūryō 給料) gekürzt (sakugen 削減) werden könnte. Hierzu werden bereits unterschiedliche Modelle diskutiert. Auch die Bürde (futan 負担), während der vier Arbeitstage noch mehr erledigen zu müssen, wird steigen. Oder es könnte sogar so weit kommen, dass sich die Arbeit derart aufstaut (shigoto ga tamaru 仕事が溜まる), dass man regelmässig an arbeitsfreien Tagen (kyūjitsu shukkin 休日出勤) arbeitet. Die Überstunden würden wiederum zu einem Normalzustand werden (jōtaika 常態化). Die Arbeitszeit (rōdōjikan 労働時間) pro Tag könnte so noch länger werden. Es könnte auch schwierig werden, den Geschäftspartnern (tokuisaki 得意先) diese zusätzliche Belastung zu erklären.
Sollte sich Japans Geschäftswelt (jigyōkai 事業界) tatsächlich für ein solches System entscheiden, käme dies einer Revolution gleich. Dabei ist die Fünf-Tage-Woche (shūkyū futsukasei 週休二日制) noch gar nicht so alt. Bis in die 1980er-Jahre war es in Japan üblich, sechs Tage die Woche zu arbeiten.
Das Vokabular in der Übersicht
- 残業 | die Überstunden
- 有給休暇 | der bezahlte Urlaub
- 消化 | verdauen, aufbrauchen (Bsp. bezahlter Urlaub)
- 大手企業 | das Grossunternehmen
- 試験的 | probeweise, versuchsweise
- 週休三日制 | die 4-Tage-Woche
- 週休二日制 | die 5-Tage-Woche
- 正社員 | der / die Festangestellte
- 調査 | die Umfrage
- 働き方 | die Arbeitsweise
- メリット | der Vorteil, die Stärke
- デメリット | der Nachteil, die Schwäche
- ワークライフバランス | die Work-Life-Balance
- 遠出 | der weite Ausflug
- 宿泊 | die Übernachtung, das Logieren
- 用事 | die Angelegenheit, die Besorgung
- 育児 | die Kinderpflege, die Kindererziehung
- 子育て | die Kinderpflege, die Kindererziehung
- 介護 | die Pflege, die Krankenpflege
- 趣味 | das Hobby, das Interesse
- 費やす | aufwenden, investieren, sich etw widmen (Bsp. einem Hobby)
- 副業 | die Nebenbeschäftigung, das Nebengeschäft
- 懸念 | die Sorge
- 従業員 | der Angestellte, das Personal
- 給料 | der Lohn, das Gehalt
- 給与 | der Lohn, das Gehalt, die Belieferung, die Versorgung
- 削減 | die Kürzung, die Reduktion
- 負担 | die Bürde, die Last
- 仕事 | die Arbeit
- 溜まる | sich ansammeln, sich anhäufen (Bsp. Arbeit)
- 休日出勤 | die Arbeit an einem Urlaubstag
- 常態化 | die Normalisierung
- 労働時間 | die Arbeitszeit
- 得意先 | ein regelmässiger Geschäftspartner
- 事業界 | die Geschäftswelt, die Unternehmerkreise
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