Ein Sieg für Kishida
Alle drei Jahre stehen jeweils die Hälfte der Sitze im japanischen Oberhaus zur Neuwahl. Wie erwartet, blieb am gestrigen Sonntag eine Überraschung aus. Die Regierungskoalition der grossen LDP mit der kleineren Komeito hat die absolute Mehrheit ein weiteres Mal gesichert und sogar ausgebaut. Hatte sie bislang 139 Sitze, werden es neu 146 Sitze sein. Im Oberhaus sind insgesamt 248 Abgeordnete.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Selbst die Zweidrittelmehrheit, die benötigt wird, um eine Verfassungsänderung in Gang zu bringen, hat die Regierungskoalition mit zwei weiteren Parteien, die ebenfalls eine Revision befürworten, erreicht. Im Unterhaus verfügt dieser Block bereits über diese Zweidrittelmehrheit.
Eine Bestätigung für Kishida
Die Oberhauswahl war vor allem auch ein Test für Premierminister Fumio Kishida, der seit dem 4. Oktober 2021 im Amt ist. Mit dem erfolgreichen Abschneiden hat der 64-Jährige ein klares Mandat für die Fortführung seiner Politik erhalten. Damit stärkt er seine Position innerhalb der LDP. Seine ruhige und bedächtige Art scheint in der Bevölkerung anzukommen. Mit diesem Resultat ist zu erwarten, dass er das erste kritische Jahr im Amt des Regierungschefs überstehen wird. Das ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit in Japan. Denn immer wieder scheitern die Regierungschefs in den ersten 12 Monaten ihrer Amtszeit. Zuletzt musste sein Vorgänger Yoshihide Suga diese Erfahrung machen. Die grosse Ausnahme in den vergangenen zwanzig Jahren waren Junichiro Koizumi (2001 – 2006) und der tragisch ums Leben gekommene Shinzo Abe (2006 – 2007, 2012 – 2020) (Asienspiegel berichtete).
Dabei hat Kishida keine einfachen Monate hinter sich. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, eine chronische Stromknappheit (Asienspiegel berichtete), ein schwacher Yen oder die Inflation (Asienspiegel berichtete): Er hat gleich mit mehreren Krisen zu kämpfen. Ab sofort wird Kishida freie Hand für schwierige politische Beschlüsse haben, auch hinsichtlich der weiteren Lockerung der Einreiserestriktionen (Asienspiegel berichtete). Derweil werden die rasant steigenden Lebenskosten und die Sicherheitspolitik angesichts der neuen geopolitischen Bedrohungslage zu den grössten Herausforderungen für den Regierungschef. Die nächsten Wahlen stehen erst 2025 an, sofern Kishida das Unterhaus nicht vorzeitig auflöst.
Die Rolle des Oberhauses
Das japanische Oberhaus (jp. sangiin) nimmt im Zweikammer-System die schwächere Rolle ein. So kann das Repräsentantenhaus (jp. shūgiin) das Oberhaus bei Fragen der Gesetzgebung mit einer Zweidrittelmehrheit überstimmen. Dieses Machtungleichgewicht geht sogar noch weiter. Bei der Wahl des Premierministers, der Ratifizierung von internationalen Verträgen oder der Bestätigung des Haushaltes kann das Oberhaus Beschlüsse des Repräsentantenhauses lediglich verzögern, aber nicht verhindern. Hingegen ist bei Verfassungsänderungen zwingend eine Zweidrittelmehrheit beider Häuser notwendig, gefolgt von einem Referendum.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken