Mona Lisa im Reisfeld

Inakadate in der Präfektur Aomori ganz im Norden der japanischen Hauptinsel Honshu ist ein kleines landwirtschaftliches Dorf mit 8000 Einwohnern. Lange war dieser Ort kaum jemandem ein Begriff. Dies änderte sich 1993, als das Dorf in einer Versammlung beschloss, aus Reisfeldern Kunst zu machen, um den Menschen den traditionellen Reisanbau und die Bedeutung der Landwirtschaft näherzubringen. Aus diesem lokalen Kleinprojekt wurde ein Touristenmagnet, der heute unter dem Begriff Tanbo-Āto («Reisfeld-Kunst») landesweit bekannt ist (Asienspiegel berichtete).
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Auffällig ist, wie sich diese vergängliche Kunstform von Jahr zu Jahr technisch verbessert und immer detailreicher wird (siehe Video unten). Die Palette der verschiedenfarbigen Reissorten wurde kontinuierlich ausgeweitet. Heute fängt jeweils im April die Planung an. Mithilfe von Computern wird bestimmt, wo jede einzelne Reissorte gepflanzt wird. Im Mai wird diese Planung mit mehr als 1000 Helfern auf den Feldern umgesetzt. Jeweils im Juli erblüht dieses detailreiche Gemälde in seiner ganzen Pracht.
Mona Lisa 2003 und 2022
Eindrücklich unter Beweis gestellt wird dieser technische Fortschritt mit der diesjährigen Abbildung der Mona Lisa. Es ist bereits das zweite Mal, dass sich die Reis-Künstler an diese weltberühmte Malerei von Leonardo Da Vinci gewagt haben. 2003 hinterliess die Mona Lisa von Inakadate noch einen sehr rudimentären, pixelartigen Eindruck. 19 Jahre später ist den Machern ein technischer Quantensprung gelungen. Es ist eine detailgetreue Abbildung zu sehen, auf der selbst das berühmte angedeutete Lächeln zu erkennen ist. Die Perspektive, die Farben und die unterschiedlichen Schattierungen beeindrucken und heben sich deutlich vom ersten Versuch von 2003 ab, den die Macher inzwischen als «ein missratenes Werk» betrachten.

Die Mona Lisa ist nicht das einzige Kunstwerk, das vor dem Rathaus in diesem Jahr erschaffen wurde. Gleich nebenan ist das ebenso schöne Gemälde «Lakeside» (jp. Kohan) von Seiki Kuroda (1866 – 1924) zu sehen, der als Vater der westlichen Malerei in Japan gilt. Derweil widmet sich das zweite Feld in Inakadate, das von einem eigens errichteten Aussichtsturm betrachtet werden kann, der Jōmon- und der Yayoi-Kultur der japanischen Frühgeschichte. Die Entwicklung aller drei lebendigen Kunstwerke können auch online bestaunt werden (» Mona Lisa und Lakeside / » Jōmon-Yayoi ).
Von Juni bis Oktober

Zum ersten Mal seit 2019 dürfen die Zuschauer die Kunstwerke wieder hautnah erleben. Die Aussichtsterrassen sind nach einer zweijährigen Schliessung wegen der Corona-Pandemie wieder offen. Aber auch ein Blick auf die Website und die Live-Kamera lohnt sich. Zudem zeigt die online einsehbare chronologische Bildabfolge eindrücklich, wie diese vergänglichen Kunstwerke im Juni von Tag zu Tag Konturen annehmen, im Juli sich in ihrer ganzen Pracht entfalten und danach bis in den Oktober hinein allmählich an Glanz verlieren.

Die Kunstwerke von 1993 bis 2019
Der Standort der Reisfelder
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