Im Land der Namahage

Am Bahnhof Akita stösst man auf übergrosse Monstermasken mit Hörnern und einem furchteinflössenden Blick. In Akita werden diese Figuren als Namahage bezeichnet. Seit 2018 zählen sie zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe und sind der Stolz einer ganzen Region. Ihre Heimat ist die Halbinsel Oga am westlichsten Rand der Präfektur Akita.
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Von der Stadt Akita zur Halbinsel Oga dauert die Fahrt mit dem Auto rund eine Stunde. Auf dem Weg dorthin wird man von zwei riesigen Namahage-Statuen begrüsst. Ein Strohmantel, eine furchteinflössende Dämonen-Maske aus Holz, langes Haar und Hörner sind die äusserlichen Merkmale eines Namahage. Die typischen Utensilien, die er auf sich trägt, sind ein Messer, ein Stab und ein Kessel.

Jeweils am Jahresende haben sie ihren grossen Aufritt. Dann verkleiden sich die jungen Männer des Dorfes als Namahage und ziehen von Haus zu Haus. Sie tadeln die unartigen Kinder und mahnen die Müssiggänger. Besänftigt werden sie vom Familienhaupt mit Sake, Essen, gutem Zureden und durch das Versprechen der Kinder, sich im kommenden Jahr gut zu benehmen. Das Stroh, den sie im Haushalt liegen lassen, wird als glücksbringend angesehen.

Das Aussehen und die Gestalt wie auch die dazugehörigen Rituale können stark variieren. Immerhin wird diese Kultur in rund 80 Dörfern dieser ländlichen und bergigen Halbinsel gelebt. Die Namahage mögen wie Ungeheuer aussehen, werden in Wahrheit aber als göttliche Wesen betrachtet, die einmal im Jahr aus der Unterwelt kommen, um den Dörfern Glück und eine reiche Ernte für das neue Jahr zu bescheren.

Wie sich eine solche Neujahrsnacht anfühlt, kann man im Namahage Museum in den Bergen der Halbinsel Oga hautnah erleben. In einem rekonstruierten Bauernhaus treten die Namahage täglich mehrmals auf. Spätestens in diesem Moment versteht man als Zuschauer, weshalb die Kinder an solchen Abenden weinen, schreien, wegrennen und sich vor ihnen verstecken.

Im Museum erfährt man, dass diese Kultur der rituellen Hausbesuche durch Gottheiten (jp. Raihōshin) auch in anderen Regionen des Nordens sowie in Kyushu und Okinawa gelebt wird. Insgesamt zehn davon hat die UNESCO 2018 zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt (siehe Kurzfilm unten). Die Rituale und auftretenden Figuren zeichnen sich jeweils durch eine ganze eigene Charakteristik mit unterschiedlichen Masken und Kostümen aus. Besonders furchterregend sind die Gestalten aus Miyakojima. Dort heissen sie Pāntu und ziehen in einem Kleid aus Schlamm durch die Strassen.
Ein Film über die Raihōshin-Kultur
Der Standort der Oga-Halbinsel
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