Die Rückkehr der Reiselust
Am morgigen Donnerstag ist in Japan der «Tag des Berges», auf den am Wochenende die traditionelle Obon-Zeit folgt. An diesem buddhistischen Fest treffen sich die Familien im engen Kreis. Mit Laternen vor den Häusern werden die Seelen der Ahnen willkommen geheissen, der Hausaltar wird mit Opfergaben beschmückt, die Gräber der Vorfahren werden besucht und Obon-Tänze (Bon-Odori) vorgeführt. Am letzten Abend werden Laternen in Gewässer gelegt, um die Seelen der Verstorbenen zurück ins Jenseits zu geleiten.
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Während dieser mehrtägigen Auszeit ist ein ganzes Land unterwegs. Eine Ausnahme waren die vergangenen zwei Jahre, als die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Notstände zu einer Zurückhaltung führten. Viele verzichteten auf einen Familienbesuch oder eine Urlaubsreise.
In diesem Sommer steckt Japan abermals in einer Corona-Welle. Die Omikron-Untervariante hat zu einer regelrechten Explosion der Covid-19-Zahlen geführt (Asienspiegel berichtete). Und dennoch ist in diesem Sommer vieles anders. Bisher haben die meisten grossen Festivals stattgefunden (Asienspiegel berichtete). Die Regierung hat auch zu keiner Zurückhaltung bezüglich der Reiseaktivitäten aufgerufen. Stattdessen hat sie die Covid-19-Testkapazitäten in den Flughäfen und Bahnhöfen massiv erhöht und die Bevölkerung gebeten, die Hygienemassnahmen gewissenhaft umzusetzen.
Eine deutliche Erholung
Dieser Umstand hat zu einer Rückkehr der Reiselust geführt. Auf der Tōkaidō- und Sanyō-Shinkansen-Strecke zwischen Tokio und Fukuoka sind die Reservationen im Vergleich zum Vorjahr um das Dreifache gestiegen. Andere Shinkansen-Strecken verzeichnen eine Verdoppelung. Derweil melden die wichtigsten japanischen Fluggesellschaften für die Obon-Zeit 3 Millionen Reservationen. Das ist fast doppelt so viel wie 2021.
Die Zahlen der Vor-Corona-Zeit sind damit noch nicht erreicht. Bei den Shinkansen sind es gerade mal 60 Prozent der Reservationen von 2018, auf den Inlandsstrecken der beiden grössten Airlines ANA und JAL immerhin schon 80 Prozent. Dennoch ist nun auch in Japan eine deutliche Erholung zu verspüren. Ohne die BA.5-Welle, die Mitte Juli im Inselstaat begann, hätte die Branche sogar noch bessere Zahlen vermelden können.
Die fehlenden ausländischen Touristen
Ein weiterer Faktor, unter dem die Verkehrs- und Tourismusbranche stark zu leiden hat, sind die fehlenden ausländischen Besucher. Wurden im Juli und August 2019 noch mehr als 5,5 Millionen internationale Gäste in Japan gezählt, sind es in diesem Jahr höchstens einige wenige Tausend (Asienspiegel berichtete). Dies hat damit zu tun, dass für ausländische Touristen aufgrund der strikten Einreiseregelungen lediglich geführte Pauschalreisen erlaubt sind.
Diese Einschränkung setzt den Airlines ganz besonders zu. Die Vorsitzenden von ANA und der Tochtergesellschaft Peach haben die Regierung daher aufgerufen, das Einreiseverbot für den Individualtourismus endlich zu lockern.
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