Als Japan den zweit­gröss­ten See in Kul­tur­land verwandelte

Die grüne Fläche ist die aufgeschüttete Landfläche.
Die grü­ne Flä­che ist die auf­ge­schüt­te­te Land­flä­che. Goog­le Earth

Japan, das von Ber­gen, Tälern und Buch­ten geprägt ist, war in den 1950ern auf der Suche nach einer gros­sen Ebe­ne, die einen ertrag­rei­chen Reis­an­bau ermög­li­chen wür­de, um Hun­gers­nö­te zu ver­hin­dern. Die ent­beh­rungs­rei­chen Jah­re nach dem Zwei­ten Welt­krieg waren all­seits prä­sent. Fün­dig wur­de die Regie­rung im Nord­os­ten der Haupt­in­sel Hons­hu. Der Lake Hachirō (jp. Hachirō-ko) in der Prä­fek­tur Aki­ta war nach dem Biwa-See das zweit­gröss­te Gewäs­ser. Genau­er gesagt han­del­te es sich um einen leicht salz­hal­ti­gen See mit einer Flä­che von 22’000 Hekta­ren, einem Umfang von 82 Kilo­me­tern, einer Tie­fe von 4,5 Metern und einem schlamm­hal­ti­gen Boden. Die Japa­ner spre­chen daher auch von der Hachi­ro-Lagu­ne (jp. Hachirō-gata).

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Die Umset­zung einer Vision

Ōgata-mura von oben. Die Umrisse des Sees sind noch zu sehen.
Ōga­ta-mura von oben. Die Umris­se des Sees sind noch zu sehen. NASA Earth Observatory

Exper­ten aus den Nie­der­lan­den erkann­ten dar­in die per­fek­ten Bedin­gun­gen, um Neu­land zu gewin­nen. Und so ent­stand mit der Unter­stüt­zung der Welt­bank und der Ernäh­rungs- und Land­wirt­schafts­or­ga­ni­sa­ti­on der UNO (FAO) das gröss­te Tro­cken­le­gungs­pro­jekt in der japa­ni­schen Geschich­te. Die Zukunfts­eu­pho­rie der dama­li­gen Zeit liess skep­ti­sche Stim­men an einem der­ar­ti­gen Ein­griff in die Natur ver­stum­men. Im Novem­ber 1963 began­nen die Arbei­ten zur Ent­wäs­se­rung eines Gross­teils der See­flä­che. Drei spä­ter war der ers­te Schritt voll­endet. 580 aus­ge­wähl­te Bau­ern­fa­mi­li­en erhiel­ten die Mög­lich­keit, sich im neu­en Dorf Ōga­ta-mura («Das Dorf der gros­sen Lagu­ne») anzu­sie­deln. Bis 1977 wur­de das neu gewon­ne­ne Kul­tur­land ste­tig erwei­tert. Das Pro­jekt ermög­lich­te eine moder­ne Land­wirt­schaft in gros­sem Stil. Tat­säch­lich ist Ōga­ta-mura heu­te eine der pro­duk­tivs­ten Anbau­re­gio­nen in Japan. Das Dorf zählt etwas mehr als 3000 Einwohner. 

Vom Lake Hachirō sind ledig­lich knapp 20 Pro­zent der eins­ti­gen Flä­che übrig geblie­ben. Heu­te ist dar­aus ein Süss­was­ser-See gewor­den, der als Was­ser­re­ser­voir für die Land­wirt­schaft und die Ein­woh­ner dient. Meh­re­re Flüs­se füh­ren zum See. Um das Ein­drin­gen von Salz­was­ser und Über­flu­tun­gen zu ver­hin­dern, wur­de ein Damm im Kanal errich­tet, der die Ver­bin­dungs­li­nie zum Japa­ni­schen Meer bil­det. Gleich­zei­tig regu­lie­ren Pump­sta­tio­nen und Ent­wäs­se­rungs­ka­nä­len den See­spie­gel. Denn das tro­cken­ge­leg­te Land befin­det sich unter dem Meeresniveau. 

Besuch im Museum

Vorher und nachher: Zwei eindrückliche Satellitenfotos.
Vor­her und nach­her: Zwei ein­drück­li­che Satel­li­ten­fo­tos. Asi­en­spie­gel

Um die­se Geschich­te zu erzäh­len, muss man auf Satel­li­ten­fo­tos zurück­grei­fen. Nur so erfasst das Auge das Aus­mass die­ses gigan­ti­schen Inge­nieur­pro­jek­tes. Zusätz­lich sorgt das Ōga­ta-mura Land Recla­ma­ti­on Muse­um für einen Über­blick. Anhand von Fotos, Illus­tra­tio­nen und Model­len wird Schritt für Schritt erklärt, wie aus die­sem rie­si­gen See eine Land­wirt­schafts­flä­che ent­ste­hen konn­te. Zusätz­lich erhält man einen leben­di­gen Ein­blick in das har­te All­tags­le­ben der ers­ten Bau­ern­fa­mi­li­en, die dort ansie­del­ten. Lei­der sind vie­le Hin­wei­se im Muse­um ein­zig auf Japa­nisch ange­schrie­ben, doch dank der heu­ti­gen Über­set­zungs-App lässt sich die­ses Pro­blem für Gäs­te, die kein Japa­nisch beherr­schen, beheben. 

Gleich neben dem Muse­um befin­det sich eine Rast­stät­te, die lokal pro­du­zier­te Lebens­mit­tel anbie­tet. Nicht nur Reis, son­dern auch vie­le ande­re land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­te wer­den in Ōga­ta-mura inzwi­schen ange­baut. Die Geschich­te die­ser rie­si­gen Ebe­ne, die einst ein See war, steht stell­ver­tre­tend für die Epo­che des japa­ni­schen Wirt­schafts­wun­ders, als der Insel­staat mit der Umset­zung gros­ser Visio­nen nicht geizte. 

Ein Modell im Museum zeigt die Umrisse der neuen Landfläche.
Ein Modell im Muse­um zeigt die Umris­se der neu­en Land­flä­che. Asi­en­spie­gel
Fotos aus den Anfangstagen in Ōgata-mura.
Fotos aus den Anfangs­ta­gen in Ōga­ta-mura. Asi­en­spie­gel

Der Stand­ort von Ōgata-mura


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