Ein Arbeitsvisum für Japan

Seit April 2019 bietet Japan ein erleichtertes Arbeitsvisum an (Asienspiegel berichtete). «Specified Skilled Worker» (jp. tokutei ginō visa) heisst die neue Kategorie. Sie ermöglicht es Ausländern, fünf Jahre lang in Japan zu arbeiten, sofern sie über ausreichende Sprachkenntnisse und ein bestimmtes Fachwissen verfügen. Dazu müssen die Bewerber zuvor eine entsprechende Prüfung ablegen.
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14 spezifische Branchen können davon profitieren, darunter das Hotelgewerbe, die Gastronomie, das Baugewerbe, die Pflege, die Luftfahrt, die Fischerei oder auch die Landwirtschaft. Überall dort, wo in Japan ein Arbeitskräftemangel herrscht. Zudem besteht nach Ablauf der fünf Jahre die Möglichkeit, das Arbeitsvisum auf unbestimmte Zeit zu verlängern und somit zum Daueraufenthalter im Inselstaat zu werden.
Die Zielgruppen
Bisher setzte der Inselstaat vor allem auf hochqualifizierte Ausländer mit Spezialkenntnissen und Hochschulabschluss, Austauschstudierenden für Teilzeitjobs und sogenannte technische Praktikanten aus Schwellenländern für arbeitsintensive Branchen (Asienspiegel berichtete).
Das neue Arbeitsvisum soll einerseits den technischen Praktikanten eine Perspektive für die Verlängerung ihres Aufenthaltsrechts bieten. Andererseits sollen aber auch neue ausländische Interessenten gewonnen werden. Die japanische Wirtschaft setzte bei der Einführung hohe Erwartungen in die neue Kategorie. Die Regierung strebte bis 2024 die Ausstellung von maximal 345’000 «Specified Skilled Worker»-Visa an. Im ersten Jahr sollten 47’000 arbeitswillige Ausländer angezogen werden.
Der Anstieg
Die Realität sah jedoch weniger vielversprechend aus. 2019 erhielten nur 1621 Personen diesen Status. Die Corona-Pandemie und die strengen Einreisebeschränkungen trugen nicht zu einer Beschleunigung bei. 2020 stieg diese Zahl auf bescheidene 15’663.
Drei Jahre nach der Einführung scheint dieses System endlich an Fahrt zu gewinnen. Im Jahr 2022 besassen 87’472 Personen den Status des «Specified Skilled Worker». Dies entspricht einer Zunahme von 76 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch macht diese Kategorie nur 3 Prozent aller Aufenthaltsbewilligungen aus. Es ist jedoch davon auszugehen, dass diese Kategorie in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird.
Japan hat keine andere Wahl. Immer mehr Branchen leiden unter dem rasanten Bevölkerungsrückgang. 2022 hat das Land erstmals weniger als 800’000 Geburten verzeichnet. Die Einwohnerzahl ist in den vergangenen sieben Jahren um 2,3 Millionen gesunken. Premierminister Kishida sprach in einer Parlamentsrede von einer Situation, in der Japan Gefahr läuft, seine sozialen Funktionen nicht mehr aufrechterhalten zu können. Er kündigte an, mehr in die Kinderbetreuung zu investieren.
Mehr Zuwanderung
Kurz- und mittelfristig bräuchte das Land jedoch mehr Zuwanderung. Experten gehen laut der Japan Times davon aus, dass jährlich mindestens 200’000 neue Arbeitskräfte aus Übersee nötig wären, um die Bevölkerungszahl zu stabilisieren.
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