Omurice-Diplomatie im Restaurant Rengatei
Das gemeinsame Abendessen von Barack Obama und Shinzo Abe im legendären Sukiyabashi Jiro ging 2014 als Sushi-Diplomatie in die Geschichte ein (Asienspiegel berichtete). Schliesslich kommt es nicht alle Tage vor, dass ein Staatsbesuch in einem kleinen unterirdischen Restaurant beginnt. Japans heutiger Premierminister Fumio Kishida nahm sich diesen Abend zum Vorbild, als er vergangene Woche den südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk-yeol in das historische Restaurant Rengatei einlud.
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Das Bild der beiden Regierungschefs, die gemütlich mit einem Bier anstossen, ist zu einem Symbolbild für die Annäherung der beiden Länder geworden. Der Druck der USA, der militärischen Schutzmacht Japans und Südkoreas, sowie die angespannte geopolitische Lage haben in Seoul und Tokio zu dem Willen geführt, die jahrelangen Streitigkeiten zu überwinden.
Das legendäre Restaurant
Dass das diplomatische Abendessen im Rengatei stattfand, ist der Anregung von Präsident Yoon zu verdanken. Er habe in diesem Lokal schon exzellentes Omurice gegessen. Damit bewies das südkoreanische Staatsoberhaupt seine Kenntnis der japanischen Küche. Denn das Rengatei ist nicht irgendein Restaurant. Im Stadtteil Ginza gelegen, zählt es zu den Geburtsstätten der Esskultur Yōshoku, die alle japanischen Gerichte mit westlichem Einschlag umfasst. Zugleich ist das Rengatei ein Stück Zeitgeschichte inmitten eines Viertels, das sich alle paar Jahrzehnte neu erfindet. 1895 gegründet, versprüht es mit seinem 1964 errichteten Haus mit Backsteinfassade und altmodischen Vorhängen die Atmosphäre einer vergangenen Epoche.
Es wird gesagt, dass im Rengatei die Tradition entstand, das panierte Schnitzel Tonkatsu in Anlehnung an die Tempura-Technik in einem Topf mit viel heissem Öl flockig leicht zu frittieren und mit fein geschnittenem Kohl und einer süssen Sauce, die auf der Worcester-Sauce basiert, zu servieren (Asienspiegel berichtete). Heute wird Tonkatsu überall in Japan auf diese Weise zubereitet.
Auch die Gerichte Omurice, bei dem gebratener Reis in ein grosses Omelett gewickelt wird (Asienspiegel berichtete), und Hayashi-Rice, das mit Rindfleisch, Zwiebeln und Pilzen gekocht und mit einer Demiglace-Sauce verfeinert wird, sollen im Rengatei erstmals auf der Speisekarte gestanden haben. Alle drei Gerichte wurden Kishida und Yoon während des Besuchs serviert.
Seit fast 130 Jahren im Geschäft
Dass das Rengatei tatsächlich der Geburtsort all dieser Gerichte ist, mag von manchen bezweifelt werden. Tatsache ist jedoch, dass es kein anderes Yōshoku-Restaurant gibt, das seit so langer Zeit praktisch unverändert besteht. Heute wird das Rengatei in der vierten Generation von der Familie Kida geführt. Neben den oben genannten Klassikern finden sich auch typische Yōshoku-Gerichte wie Menchi-Katsu (Asienspiegel berichtete), Hamburger Steak oder Spaghetti Naporitan (Asienspiegel berichtete) auf der Speisekarte.
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