Die historische Brücke

In der Stadt Iwakuni in der Präfektur Yamaguchi befindet sich eines der schönsten historischen Bauwerke Japans. Es ist die Kintai-Brücke (jp. Kintaikyō) mit ihren vier steinernen Pfeilern und fünf einzigartigen Holzbögen. Diese sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch ein Qualitätssiegel der japanischen Handwerkskunst der Edo-Zeit (1603−1868). 1673 wurde die fast 200 Meter lange Brücke im Auftrag des Fürsten Hiroyoshi Kikkawa erbaut. Sie verband die durch den Nishiki-Fluss geteilte Burgstadt. Bis zum Ende der Edo-Zeit im Jahr 1868 durfte nur die Oberschicht die Brücke betreten. Alle anderen mussten den Fluss mit Fähren überqueren.
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Zwar wurden an dieser Stelle schon früher Brücken gebaut. Doch keine von ihnen konnte den immer wiederkehrenden Fluten standhalten. Die neu konzipierte Kintai-Brücke sollte dies endlich ändern. Doch nur ein Jahr nach ihrer Eröffnung wurde sie weggespült. Die Pfeiler hielten den Flutwellen nicht stand. Trotz allem blieben die Konstrukteure hartnäckig. Ein Jahr später wurde die Brücke wieder aufgebaut, diesmal stabiler als je zuvor. Der Plan ging auf. In den folgenden Jahrhunderten wurde die regelmässige Erneuerung der Bögen zu einem wichtigen Bestandteil der Instandhaltung dieses Bauwerks. So blieb die Kintaikyō über Generationen und Jahrhunderte erhalten.
Hokusai und Hiroshige

Der rhythmische Stil der Bögen, die sich wie selbstverständlich in die umgebende Berglandschaft einfügen, machte die Brücke in der Edo-Zeit zu einem beliebten Kunstmotiv. Berühmte Künstler wie Katsushika Hokusai und Utagawa Hiroshige verewigten das Bauwerk aus Stein und Holz in ihren Farbholzschnitten. Auch ab der Meiji-Zeit, als sich das Land innerhalb weniger Jahrzehnte modernisierte und der Welt öffnete, ging die Wertschätzung nicht verloren. Die aufwendige Instandhaltung wurde in diesen Jahrzehnten fortgesetzt. Im Jahr 1922 wurde Kintaikyō zu einer historischen Stätte von besonderer Schönheit erklärt.
Erst während der entbehrungsreichen Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde sie vernachlässigt. Ihr desolater Zustand trug dazu bei, dass sie 1950 den Flutwellen eines Taifuns nicht standhalten konnte. Zum ersten Mal seit 276 Jahren wurde die Brücke vollständig weggeschwemmt. Doch bereits 1953 wurde das historische Bauwerk mit tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung originalgetreu wieder aufgebaut. Dies war keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der der Wiederaufbau und die damit verbundene Modernisierung der Infrastruktur dominierten.
Projekt Weltkulturerbe

Im Jahr 2004 wurden die Holzbögen nach alter Tradition erneuert. Die Grundlage dafür bilden bis heute zwölf historische Baupläne, wovon der älteste aus dem Jahr 1699 stammt. Die periodische Erneuerung der Brücken hat dazu beigetragen, dass das Wissen um die Bauweise von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Seit 2006 arbeitet die Stadt leidenschaftlich daran, ihre geliebte Brücke in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufzunehmen.
Einen Unterschied zu den Anfangsjahren gibt es jedoch: Heute darf jeder die Brücke überqueren, der bereit ist, 310 Yen zu bezahlen. Derweil besitzen die Einheimischen einen Pass, der sie zur freien Benutzung der Brücke berechtigt.
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