Entlang der südlichsten JR-Bahnstrecke
REISENOTIZEN – Ich bin zurzeit unterwegs in Japan. In dieser Serie teile ich meine täglichen Reiseerlebnisse und Beobachtungen.
Der Bahnhof Nishi-Oyama liegt inmitten landwirtschaftlicher Felder in der Präfektur Kagoshima auf der südlichen Hauptinsel Kyushu. Es handelt sich um einen eingleisigen Bahnhof mit einer Sitzbank und einem kleinen Unterstand auf dem Bahnsteig. Der Berg Kaimondake, wegen seiner Form auch Satsuma-Fuji genannt, bildet die perfekte Kulisse dahinter, wenn er sich denn zeigt. Bei meinem Besuch versteckte sich der kegelförmige Gipfel hartnäckig hinter den Wolken.
Der kleine Bahnhof ist unter Eisenbahnfreunden nicht nur wegen seiner schönen Landschaft, sondern auch wegen seiner Lage bekannt. Er ist der südlichste Bahnhof der vier japanischen Hauptinseln. Bedient wird er von der Ibusuki-Makurazaki-Linie, der südlichsten Eisenbahnstrecke der JR-Bahngesellschaften. Sie ermöglicht es den Fahrgästen, die südliche Küstenregion der Präfektur Kagoshima von Ibusuki bis Makurazaki zu entdecken.
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Doch aufgepasst: Ein Blick auf den Fahrplan verrät, dass der Zug in Richtung Kagoshima nur 8 Mal und in Richtung Makurazaki nur 6 Mal hält, mit mehrstündigen Lücken am Morgen und am Nachmittag. Man sollte sich also einen ganzen Tag Zeit nehmen, um diesen Teil von Kyushu zu entdecken. Schneller geht es mit dem Mietwagen.
Ibusuki
Für Liebhaber der Onsen-Badekultur ist ein Stopp in Ibusuki ein Muss. Hier wird eine ganz besondere Tradition gepflegt. Der schwarze Sand des Strandes heizt sich durch den vulkanischen Untergrund auf natürliche Weise auf. Seit der Edo-Zeit machen sich die Einwohner diese Eigenschaft in Form eines Sandbades, auf Japanisch sunamushi onsen genannt, zunutze. Dabei wird der Gast mit dem Yukata am Körper mit Sand begraben, sodass nur noch der Kopf herausschaut. Diese etwa 10-minütige Prozedur bringt den Körper regelrecht zum Schwitzen und soll angeblich die verschiedensten Leiden lindern. Nach dem Sandbad geht es in das reinigende, heisse Onsen-Bad.
Um die Sunamushi Onsen-Kultur zu erleben, muss man nicht unbedingt in Ibusuki übernachten. Das öffentliche Badehaus Saraku Sand Bath Hall ist täglich geöffnet und bietet den Gästen das Sandbad an. Abgesehen von der gesundheitlichen Wirkung empfand ich die schwere, einhüllende Sanddecke als überraschend beruhigend.
Makurazaki
Die Fahrt auf der Ibusuki-Makurazaki-Linie endet in Makurazaki. Es ist der südlichste Endbahnhof der vier japanischen Hauptinseln. Die Fischer- und Hafenstadt an der Südwestspitze der Präfektur Kagoshima ist berühmt für die Herstellung von Katsuobushi (Asienspiegel berichtete). Diese sind vor allem als «tanzende» Flocken auf dem Gericht Okonomiyaki (Asienspiegel berichtete), auf kaltem Tofu oder auf Takoyaki bekannt. Ausserdem sind sie ein wichtiger Bestandteil bei der Herstellung von Dashi, der Fischbrühe, die so selbstverständlich zum Grundrezept vieler japanischer Gerichte gehört.
Bei Katsuobushi handelt es sich letztlich um Bonito, der in einem aufwendigen, mehrwöchigen Prozess geräuchert, getrocknet und fermentiert wird. Das Endprodukt ähnelt optisch einem harten Stück Holz. Mit einem Hobel wird der getrocknete Bonito zu hauchdünnen Flocken verarbeitet, die als natürliche Geschmacksverstärker dienen. Rund 50 Katsuobushi-Fabriken sind in Makurazaki ansässig. Sie decken rund 50 Prozent der landesweiten Produktion ab.
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