Der Fluch des Vulkans
REISENOTIZEN – Ich bin zurzeit unterwegs in Japan. In dieser Serie teile ich meine täglichen Reiseerlebnisse und Beobachtungen.
Die Shimabara-Halbinsel sticht auf Satellitenbildern sofort ins Auge. Es handelt sich um ein Gebiet, das durch wiederholte vulkanische Aktivitäten entstanden ist. An ihren Rändern haben sich Menschen angesiedelt. Die Stadt Shimabara ist mit 44’000 Einwohnern der grösste Ort. In der Mitte der Halbinsel befindet sich der Vulkan Unzen, der seit jeher die Gestalt der Region prägt. Im Jahr 1792 löste ein Ausbruch einen gewaltigen Tsunami aus, der 15’000 Menschen das Leben kostete.
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Derweil hat sich die letzte Eruption in das Gedächtnis der Nation eingebrannt. Am 17. November 1990 brach der Vulkan zum ersten Mal seit 198 Jahren wieder aus. Dies war der Beginn einer vierjährigen Aktivität, die am 3. Juni 1991 ihren Höhepunkt erreichte. Die gewaltigen Eruptionen lösten nicht nur Angst, sondern auch Faszination im In- und Ausland aus. Zum ersten Mal berichteten die Zeitungen aus nächster Nähe mit farbigen Fotos über eine solche Naturgewalt. Dies löste einen regelrechten Wettlauf um die beste Aufnahme aus, mit tragischen Folgen, wie sich herausstellen sollte.
Der Lavadom und seine Folgen
Nachdem sich über mehrere Monate ein Lavadom auf dem Gipfel gebildet hatte, kam es schliesslich zur grossen Eruption, deren Bilder um die Welt gingen (siehe Video unten). Ein pyroklastischer Strom wälzte sich den Berg hinunter. Während die Bevölkerung rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnte, riss der Strom 43 Menschen in den Tod. Darunter waren Journalisten, Vulkanologen, Feuerwehrleute und Taxifahrer, die sich dem Spektakel gefährlich genähert hatten. Spätere Regenfälle lösten Schlammlawinen aus, die bis zur Küste vordrangen und mehrere Häuser unter sich begruben. Um das Ausmass der Zerstörung erahnen zu können, sind 11 der verschütteten Häuser erhalten geblieben. Auch eine zerstörte Schule erinnert an die Katastrophe.
Im Mai 1995 ereignete sich der letzte von 9432 pyroklastischen Strömen. Insgesamt wurden etwa 2000 Häuser zerstört oder beschädigt, weitere Todesopfer konnten durch rechtzeitige Evakuierung verhindert werden. Seither hat sich der Vulkan wieder beruhigt. Sein neu geformter Gipfel, der Heisei-Shinzan, ist Zeuge dieser bewegten Jahre. Das nahe Museum Gamadasu Dome (Unzen Disaster Memorial Hall) erzählt eindringlich von der Zerstörung und dem Wiederaufbau der betroffenen Gebiete. Ein besonderes Exponat ist die 2005 gefundene Kamera eines verstorbenen Journalisten. Seine letzten Aufnahmen aus dieser Zeit konnten von Spezialisten gerettet werden und werden in einem kurzen Dokumentarfilm im Museum gezeigt.
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