Hayao Miyazakis neuester Anime: Ein Kinostart ohne Trailer
«Kaze Tachinu» («The Wind Rises» / «Wie der Wind sich hebt») war der letzte abendfüllende Anime von Hayao Miyazaki. Das war 2013. Nun hat das lange Warten zumindest in Japan ein Ende. Heute, am 14. Juli 2023, kommt der neueste Anime des 82-jährigen Gründers des legendären Studio Ghibli in die Kinos des Inselstaates. «How Do You Live?» (jp. «Kimi-tachi wa dō ikiru ka») heisst sein neuestes Werk.
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Eine Besonderheit dieses Kinostarts ist, dass Studio Ghibli bewusst auf Werbung verzichtet hat. In den Tagen und Wochen zuvor bekamen die Fans weder einen Trailer noch Fernsehwerbung oder Standbilder aus dem Anime zu sehen. Zudem kündigte Studio Ghibli auf Twitter an, dass es zum Kinostart auch kein Programmheft mit Hintergrundinformationen geben werde, das in Japan zum Merchandising eines Kinofilms gehört. Dieses soll erst zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen. Der Name Hayao Miyazaki soll genügen, um in Japan die Massen ins Kino zu locken.
Eine bewusste Strategie
In einem Interview mit dem Magazin Bungei Shunjū erklärte Studio Ghibli-Produzent Toshio Suzuki, dass er mit diesem ungewöhnlichen Ansatz die Fantasie der Zuschauerinnen und Zuschauer anregen wolle. Er zog einen Vergleich zu einem amerikanischen Blockbuster, der diesen Sommer in die Kinos kommt und von dem es mehrere Trailer gibt. Wer diese gesehen habe, kenne die ganze Handlung und habe möglicherweise keine Lust mehr, sich den Film im Kino anzusehen, kritisierte Suzuki. Der Kinobesucher werde so um die schönen Momente im Kino gebracht. Er habe daher bewusst eine übertriebene Werbekampagne verhindern wollen.
Schon der ehemalige Ghibli-Mitarbeiter Steve Alpert beschrieb in seinem Buch «Sharing a House With the Never-Ending Man» (Asienspiegel berichtete) Toshio Suzukis erfolgreiche Strategie der Verknappung. Studio Ghibli-Filme sind seit jeher so konzipiert, dass sie nie in zu vielen Kinos gezeigt werden. Die langen Warteschlangen steigern die Nachfrage und die Vorfreude auf das Erlebnis. Im Zeitalter der Informationsflut hat Suzuki seinem Prinzip der Verknappung auf raffinierte Weise eine neue Dimension hinzugefügt, in der Hoffnung, die Neugier auf den Anime zusätzlich zu wecken.
Die einzigen Hinweise
Der einzige Hinweis vor dem Kinostart blieb somit ein im Dezember 2022 veröffentlichtes Plakat mit einem vogelartigen Wesen (Asienspiegel berichtete). Ausserdem war bekannt, dass sich der Titel auf das gleichnamige Kinderbuch von Yoshino Genzaburō aus dem Jahr 1937 bezieht, eine Coming-of-Age-Geschichte, die sich mit den essenziellen Fragen des Lebens auseinandersetzt und 2017 von Shōichi Haga erfolgreich als Manga adaptiert wurde. Toshio Suzuki betonte damals, dass es sich bei Miyazakis Anime nicht um eine Adaption des Romans handle. Vielmehr habe das Buch eine wichtige Bedeutung für den Protagonisten. Der Anime sei dem Abenteuer-Action-Fantasy-Genre zuzuordnen.
Das legendäre Studio
Das Studio Ghibli hat mit Animes wie «Das Schloss im Himmel», «Mein Nachbar Totoro», «Die letzten Glühwürmchen», «Prinzessin Mononoke», «Chihiros Reise ins Zauberland», «Ponyo», «Die Legende der Prinzessin Kaguya» oder «Wie der Wind sich hebt» Geschichte geschrieben. Hayao Miyazaki, der 2018 verstorbene Isao Takahata und Produzent Toshio Suzuki, die zusammen das Anime-Studio gründeten, sind zu Legenden geworden.
Für Anfänger ist der Einstieg einfacher denn je: 21 der 22 Animes kann man sich heute in Europa auf Netflix zu Gemüte führen (Asienspiegel berichtete). Derweil erlaubt das Buch des ehemaligen Ghibli-Angestellten Steven Alpert einen lebendigen Einblick in die Geschichte des Hauses und seiner Protagonisten (Asienspiegel berichtete). Zudem wurde im November 2022 der ebenso lang erwartete Ghibli-Park auf dem ehemaligen Weltausstellungsgelände bei Nagoya eröffnet (Asienspiegel berichtete).
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