Die Stadt Karatsu und ihr berühm­ter Architekt

REI­SE­NO­TI­ZEN – Ich bin zur­zeit unter­wegs in Japan. In die­ser Serie tei­le ich mei­ne täg­li­chen Rei­se­er­leb­nis­se und Beob­ach­tun­gen.

Die alte Bank of Karatsu.
Die alte Bank of Karatsu. Asi­en­spie­gel

Karatsu in der Prä­fek­tur Saga liegt geo­gra­fisch in der Mit­te zwi­schen den Städ­ten Sase­bo und Fuku­o­ka im Nor­den von Kyus­hu. Mit ihren 80’000 Ein­woh­nern ist sie eine ruhi­ge und unschein­ba­re Hafen­stadt. Auf einem Hügel über der Bucht thront die Burg Karatsu, die wäh­rend der Edo-Zeit (1603 – 1868) Sitz der Fürs­ten der Pro­vinz Karatsu war. Zu Beginn der Mei­ji-Zeit (1868 – 1912) zer­stört, wur­de sie 1966 rekonstruiert. 

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In der Ära der Moder­ni­sie­rung brach­te Karatsu sei­nen wohl berühm­tes­ten Sohn her­vor. Es war Kin­go Tats­u­no (1854 – 1919), der Japan ab Ende des 19. Jahr­hun­derts mit sei­nem west­li­chen Bau­stil archi­tek­to­nisch in die Moder­ne kata­pul­tier­te. Er stu­dier­te am Impe­ri­al Col­le­ge of Engi­nee­ring in Tokio und spä­ter drei Jah­re in Lon­don. 1887 grün­de­te er das Archi­tec­tu­ral Insti­tu­te of Japan (jp. Nihon Ken­chi­ku Gak­kai), das zu einem wich­ti­gen Bin­de­glied für die Berufs­grup­pen der Archi­tek­ten, Bau­un­ter­neh­mer und Aka­de­mi­ker wur­de. 1904 folg­te die Grün­dung des ers­ten moder­nen japa­ni­schen Architekturbüros. 

Tats­u­no, der an über 200 Bau­ten betei­ligt war, dar­un­ter die Bank of Japan und der Bahn­hof von Tokio, gilt als der ers­te moder­ne Star­ar­chi­tekt Japans (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Der Tats­u­no-Stil zeich­net sich durch sei­ne west­lich inspi­rier­ten Back­stein­bau­ten aus. Gleich­zei­tig ver­stand er es, auch mit tra­di­tio­nel­len japa­ni­schen Bau­sti­len zu spie­len (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Auf­fäl­lig ist, dass vie­le sei­ner Bau­ten Krieg und Natur­ka­ta­stro­phen über­stan­den haben, so auch in sei­ner Hei­mat­stadt Karatsu.

Das alte Bankgebäude

Das 1912 erbaute Gebäude ist heute ein Wahrzeichen der Stadt.
Das 1912 erbau­te Gebäu­de ist heu­te ein Wahr­zei­chen der Stadt. Asi­en­spie­gel

Unter der Ober­auf­sicht von Tats­u­no, der selbst mit dem Bau des Tokio­ter Bahn­hofs beschäf­tigt war, ent­stand 1912 der reprä­sen­ta­ti­ve Bau für die Bank of Karatsu. Archi­tekt war Tats­u­nos Schü­ler Mino­ru Tan­a­ka. Mit Rück­sicht auf die Hei­mat­stadt sei­nes Meis­ters ori­en­tier­te sich der damals 27-jäh­ri­ge Tan­a­ka bei der Gesamt­ge­stal­tung am typi­schen Tats­u­no-Stil. Es ent­stand ein Gebäu­de aus roten Zie­geln und weis­sem Gra­nit, mit ele­gan­ten Bogen­fens­tern und deko­ra­ti­ven Bal­ko­nen. Im Inne­ren erhell­te ein Atri­um die Bank­schal­ter und Büros im Erd­ge­schoss. Die ele­gan­ten Emp­fangs- und Kon­fe­renz­räu­me befan­den sich im zwei­ten Stock. Karatsu erhielt damit ein Wahr­zei­chen, das die Hand­schrift sei­nes berühm­tes­ten Soh­nes trug. 

Die­ses his­to­ri­sche Bau­werk wur­de bis 1997, als es der Stadt Karatsu geschenkt wur­de, von der Bank of Saga genutzt. Nach einer mehr­jäh­ri­gen Restau­rie­rungs­pha­se wur­de das ehe­ma­li­ge Bank­ge­bäu­de in sei­nem alten Glanz für die Öffent­lich­keit zugäng­lich gemacht. Es steht für Kon­zer­te und Ver­an­stal­tun­gen zur Ver­fü­gung und beher­bergt eine Aus­stel­lung zur Geschich­te des Gebäu­des und der Stadt. Hier erfährt man, dass auch Sone Tatsu­zō (1852 –1937) aus Karatsu stammt. Zusam­men mit sei­nem Weg­ge­fähr­ten Kin­go Tats­u­no zählt er zu den ein­fluss­reichs­ten moder­nen Archi­tek­ten Japans, der unter ande­rem das Back­stein­ge­bäu­de von Mitsu­bi­shi im Maru­n­ou­chi-Vier­tel in Tokio und die alte Biblio­thek der Uni­ver­si­tät Keio gestaltete.

Die ehemaligen Bankschalter im Erdgeschoss.
Die ehe­ma­li­gen Bank­schal­ter im Erd­ge­schoss. Asi­en­spie­gel
Söhne von Karatsu: Die Architekten Kingo Tatsuno (rechts) und Sone Tatsuzo.
Söh­ne von Karatsu: Die Archi­tek­ten Kin­go Tats­u­no (rechts) und Sone Tatsu­zo. Asi­en­spie­gel


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