Die Pagode und der Wasserfall
REISENOTIZEN – In dieser Serie berichte ich von meiner Reise durch das herbstliche Japan – in chronologischer Reihenfolge.
Eine dreistöckige rote Pagode im Vordergrund, dahinter ein bewaldeter Berg und eine Felswand mit einem imposanten Wasserfall: Diese Szenerie ist ein Fotomotiv, das stellvertretend für die Pilgerwege von Kumano Kodo steht und gerade in den letzten Jahren wesentlich zur Faszination dieser Region beigetragen hat. Die Pagode ist Teil des Kumano Nachi Taisha, des dritten Grossen Schreins von Kumano Kodo, der sich in 350 Metern Höhe auf dem Berg Nachi befindet.
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Um dorthin zu gelangen, fahre ich mit einem Mietwagen von der Küstenstadt Nachikatsuura (Kii-Katsuura) bis zum Fusse dieses heiligen Ortes. Von dort geht es den Daimonzaka hinauf zum Schrein. Dieser historische Pilgerweg mit den Steintreppen in einem Waldstück ist, ebenso wie die Pagode mit dem Wasserfall, zu einem bekannten Fotomotiv geworden, mit dem die Mystik von Kumano Kodo gerne in Szene gesetzt wird. Der Aufstieg dauert etwa 20 Minuten und ist leicht zu bewältigen. Besonders schön ist er in den frühen Morgenstunden, wenn nur wenige Touristen unterwegs sind.
Shintoismus und Buddhismus
Die Geschichte des Kumano Nachi Taisha reicht über 1000 Jahre zurück. Bis zum Ende der Edo-Zeit (1603−1867) war es eine für die damalige Zeit typische heilige Stätte, in der sich Buddhismus und Shintoismus ganz selbstverständlich vermischten. Erst zu Beginn der Meiji-Zeit (1868 -1912), als sich das Land der Industrialisierung öffnete und der Shintoismus zur Staatsreligion mit dem Kaiser als göttlichem Repräsentanten erklärt wurde, kam es zu einer strikten Trennung der beiden Religionen.
Heute besteht der Komplex aus dem buddhistischen Tempel Seiganto-ji, zu dem die dreistöckige Pagode gehört, und dem Grossen Shinto-Schrein Kumano Nachi Taisha, der heute 4000 Ableger im ganzen Land hat.
Beeindruckend ist die von der UNESCO geschützte hölzerne Haupthalle des Seiganto-ji, die 1590 erbaut wurde und damit das älteste erhaltene Gebäude in der Region Kumano ist. Die berühmte dreistöckige Pagode hingegen ist jünger. 1972 wurde sie wieder aufgebaut, nachdem der letzte Bau 1581 abgebrannt war.
Der heilige Wasserfall
Der dahinter liegende Wasserfall ist mit einer Fallhöhe von 133 Metern der höchste einstufige Wasserfall Japans. Aufgrund seiner imposanten Grösse wurde er zu einer shintoistischen Kultstätte. Der Wasserfall selbst, zu dessen Becken man hinabsteigen kann, gilt als Zweigschrein des Kumano Nachi Taisha, der den Namen Hiro-jinja trägt. Die Gläubigen beten nicht wie üblich zu einer grossen Halle, sondern zum Wasserfall, in dem die Gottheit innewohnt.
Mit dem Besuch des Kumano Nachi Taisha habe ich alle Kumano Sanzan, die drei Grossen Schreine, besucht. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiss, ist, dass der schönste Teil meiner Pilgerreise Kumano Kodo noch vor mir liegt.
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