Japans süsse Brotkultur
Japan hat sich zu einem Paradies für Bäcker und Konditoren entwickelt. Es gibt grosse Ketten und unzählige kleine Bäckereien. Das Angebot ist vielfältig, die Kreationen verspielt. Ein Standard ist das quadratische Weissbrot, das sich hervorragend als Toastbrot eignet, eine weiche Konsistenz und einen süssen Geschmack hat. Dieses sogenannte Shokupan ist ein Frühstücksklassiker im Inselstaat (Asienspiegel berichtete).
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Die Erfindung
Dass man im Land des Reisanbaus so gerne Brot isst, ist keine Selbstverständlichkeit. Noch zu Beginn der Meiji-Zeit (1868 bis 1912) entsprach das europäische Brot, das Portugiesen und Holländer ins Land brachten, nicht unbedingt dem Geschmacksempfinden der Japaner. Das änderte Yasubei Kimura. Der ehemalige Samurai eröffnete 1869 eine Bäckerei. Fortan tüftelte er an neuen Kreationen, um das Gebäck populär zu machen. Der Durchbruch gelang ihm 1874, als er – inspiriert von der Zubereitungsart der Süssspeise Manjū – ein Brötchen mit einer traditionellen süssen Bohnenpaste füllte. Als Triebmittel für den Teig verwendete er die Sake-Hefe Sakadane. Das Brot Anpan, eine kulinarische Begegnung zwischen dem Westen und Japan, war geboren.
Mit dieser Erfindung traf Kimura sogar den Geschmack des höchsten Japaners. Am 4. April 1875 überreichte er dem Kaiser zum Kirschblütenfest ein Anpan mit einer in Salz eingelegten Kirschblüte in der Mitte. Fortan wurde der Tennō regelmässiger Kunde von Kimura. Diese Episode verhalf dem süssen Brot zum endgültigen Durchbruch. Das Sakura Anpan wurde zum Markenzeichen von Kimura.
Der Einfluss
Der Einfluss von Yasubei Kimura reicht bis in die Gegenwart. Als Pionier der Bäckereikunst im Inselstaat trug er massgeblich dazu bei, dass die Japaner Brot vor allem als Süssigkeit oder Snack betrachten. Die Bäckerei Kimuraya gibt es übrigens noch heute. Der Hauptsitz im Tokioter Stadtteil Ginza ist ein Anziehungspunkt für Liebhaber dieser Süssspeise. Die historische Begebenheit mit dem kaiserlichen Sakura Anpan hält Kimuraya übrigens bis heute in Ehren. Jedes Jahr am 4. April begeht das Unternehmen den Gedenktag Anpan no hi, den Anpan-Tag.
Heute ist Anpan in allen Supermärkten und Convenience Stores erhältlich. Die Füllungen sind längst nicht mehr auf die rote Bohnenpaste beschränkt. Zudem sorgte in den 1970er-Jahren die legendäre Manga- und Anime-Figur Anpanman von Takashi Yanase dafür, dass jedes japanische Kleinkind das Wort Anpan kennt (Asienspiegel berichtete).
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