Reisezeit von Tokio nach Osaka: gestern und heute
In der Edo-Zeit (1603−1868) führten zwei Wege von der Hauptstadt Edo (dem damaligen Tokio) in die Kaiserstadt Kyoto. Die 492 Kilometer lange Tōkaidō führte entlang der Pazifikküste. Zusätzlich gab es eine Inlandsroute, die 534 Kilometer langen Nakasendō, die durch die unzugänglichere Bergregion führte. Zeugen dieser Zeit sind die einstigen Poststationen Magome und Tsumago, die bis heute ihre historische Atmosphäre erhalten haben (Asienspiegel berichtete).
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Diese Reisen dauerten eine gefühlte Ewigkeit. Historische Dokumente zeigen, dass man auf der Tōkaidō 13 bis 15 Tage zu Fuss brauchte, um von Kyoto nach Edo zu gelangen. Auf der gebirgigen Nakasendō musste man mit 16 Tagen oder mehr rechnen. Die Grossräume Tokio-Yokohama und Osaka-Kyoto-Kobe sind auch im 21. Jahrhundert die wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes. Sie verkehrstechnisch noch effizienter und schneller zu verbinden, ist eine Herausforderung für jede Generation.
Die Eisenbahn
Den grossen Durchbruch brachte die Eisenbahn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wie das Eisenbahnmuseum SCMaglev and Railway Park in Nagoya eindrucksvoll dokumentiert (Asienspiegel berichtete). Ab 1889 waren die Metropolen Tokio-Yokohama, Nagoya und Osaka-Kyoto-Kobe erstmals durchgehend mit der Schiene verbunden. Reisezeiten von mehreren Tagen gehörten damit endgültig der Vergangenheit an. 20 Stunden nahm die Zugfahrt von Tokio nach Kobe in Anspruch. Im Jahr 1896 dauerte die schnellste Reise zwischen Tokio und Osaka 16 Stunden und 29 Minuten.
Im 20. Jahrhundert konnte die Reisezeit zwischen den beiden Stadtregionen dank neuer Technik, verbesserter Streckenführung und mehr Tunnels alle paar Jahre entscheidend verkürzt werden. 1912 betrug sie dank der Dampflokomotive der Baureihe 8800 noch 11 Stunden und 55 Minuten. Ab 1914 begann die schrittweise Elektrifizierung der Strecke, die sich jedoch bis 1956 hinzog. Im Jahr 1932 erreichte die Fahrzeit mit dem Expresszug Tsubame 8 Stunden und 20 Minuten. Dieser Rekord sollte für die nächsten 18 Jahre Bestand haben.
Die Nachkriegsjahre
Es folgte der Krieg und eine lange Unterbrechung der Bahnverbindungen. Der erste Expresszug der Nachkriegszeit zwischen Tokio und Osaka wurde 1949 in Betrieb genommen. 9 Stunden dauerte damals die schnellste Fahrt. Erst die vollständige Elektrifizierung der Strecke brachte den entscheidenden Entwicklungssprung. 1956 wurden dank dieser technischen Neuerung 7 Stunden 30 Minuten erreicht. 1958 waren es bereits 6 Stunden und 50 Minuten.
Das Zeitalter des Shinkansen
1964 begann schliesslich das Zeitalter des Shinkansen, des ersten Hochgeschwindigkeitszuges der Welt (Asienspiegel berichtete). Pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen 1964 in Tokio dauerte die Fahrt zwischen der Hauptstadt und Tokio nur noch 4 Stunden. Nach weiteren baulichen Massnahmen war man ein Jahr später bei den ursprünglich geplanten 3 Stunden 10 Minuten angelangt.
Die Gegenwart
Der nächste Meilenstein folgte 1986: Mit der Einführung der Shinkansen-Baureihe 100 konnte die Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h auf 220 km/h erhöht werden. Die Fahrzeit zwischen Tokio und Osaka betrug neu 2 Stunden 56 Minuten.
Die Einführung des Zugtyps Nozomi (Modelle 300, 500 und 700) erhöhte 1992 die Geschwindigkeit auf 270 km/h und reduzierte die Fahrzeit auf 2 Stunden 30 Minuten (Asienspiegel berichtete). Seit 2015 darf der Tokaido-Shinkansen auf bestimmten Streckenabschnitten sogar mit 285 km/h fahren. Durch diese Anpassung konnte die Fahrzeit nochmals etwas verringert werden. Mit der Baureihe N700 wurden ab 2007 2 Stunden 25 Minuten erreicht. Seit 2020 beträgt die schnellste Verbindung 2 Stunden 21 Minuten.
Die Zukunft
Schon in wenigen Jahren wird eine neue Technologie in Betrieb gehen. Die erste Magnetschwebebahn Japans wird dereinst die Hauptstadt Tokio mit Nagoya verbinden (Asienspiegel berichtete). Die 286 Kilometer lange Strecke wird der futuristische Zug mit einer Betriebsgeschwindigkeit von 500 km/h in 40 Minuten zurücklegen. Der heutige Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen benötigt dafür 90 Minuten. Wann die Magnetschwebebahn einsatzbereit sein wird, steht derzeit noch in den Sternen. Das angepeilte Eröffnungsjahr 2027 gilt wegen aktueller Bauverzögerungen in der Präfektur Shizuoka nicht mehr als realistisch.
In einem zweiten Schritt wird die Strecke dieser sogenannte Chūō-Shinkansen bis nach Osaka verlängert. 2037 soll es soweit sein. Statt 141 Minuten wird die Fahrt dann nur noch 67 Minuten dauern.
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