Die ältes­te Burg Japans

Die Burg Inu­y­a­ma thront auf einem Hügel am Fluss Kiso in der Prä­fek­tur Aichi. Der his­to­ri­sche Haupt­turm hat vier Stock­wer­ke und drei Dach­grup­pen. Vom obers­ten Stock­werk hat man einen frei­en Blick auf die gleich­na­mi­ge Stadt. In die­ser Burg wur­de Geschich­te geschrie­ben. Zunächst besass die Fami­lie des ers­ten Reichs­ei­ni­gers Oda Nobu­na­ga (1534 – 1582) die­sen stra­te­gisch wich­ti­gen Ort. Spä­ter über­nahm der zwei­te Reichs­ei­ni­ger Toyo­to­mi Hideyo­shi die Kon­trol­le. Mit der Macht­über­nah­me des drit­ten Sho­gun Toku­ga­wa Ieyasu (1543 – 1616) und dem Beginn der Edo-Zeit (1603 – 1868) ging die Burg in die Hän­de des Naru­se-Clans über. Bis 2004 befand sich die Anla­ge im Pri­vat­be­sitz die­ser Fami­lie. Heu­te wird die Burg Inu­y­a­ma von einer Stif­tung verwaltet. 

Die Struk­tur des Haupt­turms hat die­se wech­sel­vol­len Epo­chen unver­än­dert über­stan­den. Obwohl das Bau­werk immer wie­der repa­riert und reno­viert wer­den muss­te, wur­de es nie abge­ris­sen und neu auf­ge­baut, wie es bei den meis­ten der heu­te 300 Bur­gen in Japan der Fall ist. Die Burg Inu­y­a­ma ist eine von nur 12 Bur­gen des Insel­staa­tes, die in ihrem ursprüng­li­chen Zustand erhal­ten geblie­ben sind. Man spricht in die­sem Zusam­men­hang von den soge­nann­ten gen­son ten­s­hu (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Zusam­men mit den ori­gi­na­len Bur­gen von Mats­um­o­to, Hiko­ne, Hime­ji und Matsue zählt sie sogar zum natio­na­len Kulturerbe.

Lan­ge Zeit gin­gen vie­le Exper­ten davon aus, dass es sich um das ältes­te Bau­werk der ursprüng­lich 12 Bur­gen han­delt, konn­ten dafür aber kei­ne stich­hal­ti­gen wis­sen­schaft­li­chen Bewei­se vor­le­gen. Zum Bau­jahr des heu­ti­gen Haupt­turms von Inu­y­a­ma lagen zwei unter­schied­li­che Theo­ri­en vor. Eine besagt, dass die ers­ten bei­den Dach­grup­pen 1537 errich­tet wur­den und das drit­te Dach um 1600 folg­te. Die ande­re ging davon aus, dass die ers­ten bei­den Dächer um 1601 errich­tet und das drit­te um 1620 hin­zu­ge­fügt wurde. 

Die wis­sen­schaft­li­che Untersuchung

Eine Ant­wort auf die­se Fra­ge lie­fer­te im Jahr 2021 eine Jahr­ring­ana­ly­se der ver­wen­de­ten Holz­bau­tei­le. Dem­nach stam­men eine tra­gen­de Säu­le des ers­ten und zwei­ten Ober­ge­schos­ses sowie die Bal­ken und Holz­die­len des drit­ten und vier­ten Ober­ge­schos­ses aus den Jah­ren 1585 bis 1588. Gleich­zei­tig konn­ten Spu­ren an den Holz­ma­te­ria­li­en typi­schen Werk­zeu­gen die­ser Zeit zuge­ord­net wer­den. Aus die­sen Grün­den kam die Stu­die zu dem Schluss, dass der gesam­te Haupt­turm mit allen vier Geschos­sen und den drei Dach­grup­pen, so wie er sich heu­te prä­sen­tiert, zwi­schen 1585 und 1590 errich­tet wur­de, also noch vor Beginn der Edo-Zeit. Die The­se, dass das drit­te Dach erst spä­ter auf­ge­setzt wur­de, wur­de somit wider­legt. Damit steht wis­sen­schaft­lich fest, dass sich in Inu­y­a­ma die ältes­te erhal­te­ne Burg Japans befindet.