Der mythische Nationalfeiertag
Gestern, am 11. Februar 2024, war in Japan der «Tag der Staatsgründung» (jp. kenkoku kinen no hi). Da dieser offizielle Feiertag auf einen Sonntag fiel, wird er am heutigen Montag automatisch in Form eines arbeitsfreien Ersatzfeiertages, auf Japanisch furikae-kyūjitsu genannt, nachgeholt. So ist es seit 1973 gesetzlich festgelegt.
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Der Feiertag bezieht sich auf den Tag, an dem der mythische erste Kaiser Japans, Tennō Jimmu, gekrönt wurde. In der rund 1200 Jahre alten japanischen Geschichtschronik «Nihon Shoki» heisst es, dass Kaiser Jimmu am ersten Tag des ersten Monats des alten Mondkalenders den Thron bestieg. Das Jahr soll 660 v. Chr. gewesen sein. 1872 wurde aus dieser Legende ein offizieller Feiertag, der damals Kigensetsu («Tag der Reichsgründung») hiess.
Die Ursprünge
Die tatsächliche Existenz von Jimmu konnte jedoch historisch nie belegt werden. Vielmehr wurde das Fest ins Leben gerufen, um die Herrschaft des Kaisers zu legitimieren. Zu dieser Zeit befand sich das Land in einem tiefgreifenden Umbruch. Die über 250-jährige Herrschaft des Tokugawa-Shogunats war gerade zu Ende gegangen. Japan stand am Beginn einer Phase rasanter Modernisierung mit dem Kaiser als absolutem Herrscher, der nun in Tokio residierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Feiertag abgeschafft. Der Kaiser verlor seine Macht. Die neue Verfassung degradierte ihn zum Staatssymbol. 1966 wurde der Feiertag schliesslich unter dem neuen Namen Kenkoku Kinen no hi (engl. «Nationaler Gründungstag») wieder eingeführt. Es ist ein Tag ohne spezielles öffentliches Ereignis. Der Premierminister publiziert an diesem Tag eine kurze Botschaft.
Ein Tag für die Verfassung
Derweil gibt es für die Gründung des modernen Japan einen anderen offiziellen Feiertag. Es ist der Verfassungsgedenktag (jp. kenpō kinenbi), der jedes Jahr am 3. Mai im Rahmen der Golden Week begangen wird. Dieser Tag ist ganz der pazifistischen Nachkriegsverfassung gewidmet, die seit dem 3. Mai 1947 unverändert in Kraft ist.
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