Die Whisky-Brennerei im Wald
REISENOTIZEN – In dieser Serie erzähle ich in chronologischer Reihenfolge von meiner Reise durch das Japan im Februar/März 2024.
«For relaxing times, make it Suntory time.» Spätestens seit diesen von Bill Murray gesprochenen Worten im Film «Lost in Translation» von 2003 (Asienspiegel berichtete) weiss die ganze Welt: Japan ist eine Whisky-Nation. Die Wurzeln dieser Erfolgsgeschichte reichen bis ins Jahr 1924 zurück, als Shinjirō Torii, der Gründer von Suntory, in Yamazaki bei Kyoto die erste japanische Destillerie eröffnete und damit den Grundstein für die Produktion des ersten authentischen japanischen Whiskys legte. Heute zählen die Marken aus dem Inselstaat zu den besten der Welt, einige Sorten sind aufgrund der hohen Nachfrage regelmässig ausverkauft (Asienspiegel berichtete).
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Hakushu
Zu den international bekanntesten Marken gehört Hakushu von Suntory, der sich durch seinen frischen und lebendigen Charakter auszeichnet, zu dem das besonders reine und weiche Wasser aus den japanischen Alpen beiträgt. Um diese herausragende Qualität zu erreichen, hat Suntory einst lange nach dem perfekten Standort gesucht. Der Whisky-Boom während des japanischen Wirtschaftswunders hatte zu einer so hohen Nachfrage geführt, dass eine Erweiterung der Produktionskapazitäten unumgänglich wurde.
50 Jahre nach der Gründung der ersten Produktionsstätte beauftragte Keizo Saji, der zweite Präsident von Suntory und gleichzeitig Master Blender des Unternehmens, Tameo Ohnishi, den ehemaligen Betriebsleiter der Brennerei in Yamazaki, einen Ort mit idealen Bedingungen für die Herstellung des perfekten Whiskys zu finden. Ohnishis Suche führte ihn schliesslich nach Hakushu in der Präfektur Yamanashi am Fusse des fast 3000 Meter hohen Kaikomagatake in den Südalpen Japans. Hier entstand 1973 die Hakushu-Destillerie von Suntory, die grösste Whisky-Brennerei Japans, die sich durch ihre abgeschiedene Lage mitten im Wald auszeichnet. Beim Bau wurde grosser Wert auf den Erhalt der natürlichen Umgebung gelegt, um die hervorragende Wasserqualität nicht zu beeinträchtigen.
Das Museum
Besucher haben die Möglichkeit, nach vorheriger Reservierung in diese grüne und historische Umgebung einzutauchen. Am Bahnhof von Kobuchizawa werden die Gäste mit einem Bus von Suntory abgeholt. Das Suntory Whisky Museum in der Destillerie Hakushu bietet einen umfassenden Einblick in die Kunst der Whiskyherstellung. Neben der Geschichte des Getränks werden auch die Herstellung sowie die Bedeutung der natürlichen Umgebung und des Wassers aus den umliegenden Wäldern thematisiert.
Ein Besuchermagnet ist die Tasting Lounge, in der verschiedene in Whiskysorten von Hakushu verkostet werden können. Die Verkostungsbar bietet auch seltene und limitierte Editionen. Im angrenzenden Shop können Besucherinnen und Besucher Hakushu-Whisky kaufen, wobei die Anzahl aufgrund der hohen Nachfrage auf eine Flasche pro Person beschränkt ist.
Doch Suntory erlebte nicht nur goldene Zeiten. Nach dem Höhepunkt 1983 ging die Nachfrage nach Whisky Jahr für Jahr zurück. Eine ganze Generation hatte den Boom verpasst, bis Suntory 2008 die geniale Idee hatte, den leicht zu geniessenden Longdrink Highball in einer Werbekampagne mit der «Last Samurai»-Darstellerin Koyuki Kato zu vermarkten. Es war die Geburtsstunde eines neuen Trendgetränks und gleichzeitig das grosse Comeback des Whiskys, das bis heute anhält (Asienspiegel berichtete).
Der Vater des japanischen Whiskys
Zum neuen Whisky-Boom und zur Verknappung des edlen Getränks hat auch die NHK-Serie «Massan» von 2014 über Masataka Taketsuru beigetragen. Taketsuru, der Vater des japanischen Whiskys, ging 1918 als Sohn eines Sake-Brauers nach Schottland, um dort das Whisky-Handwerk zu erlernen. Er arbeitete in verschiedenen Destillerien und heiratete die Schottin Rita Cowa, mit der er nach Japan zurückkehrte. Dort baute er für Suntory die Destillerie Yamazaki auf, bevor er das Unternehmen 1934 verliess, um seine eigene Destillerie Nikka in Yoichi auf der Nordinsel Hokkaido zu eröffnen (Asienspiegel berichtete).
Fussnote
Whisky oder Whiskey?: Die Schreibweise variiert je nach geografischer Herkunft. In Japan hat sich die Schreibweise «Whisky» durchgesetzt, wenn das Getränk mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird. Diese Tradition ist auf den ursprünglichen Einfluss der schottischen Whiskyproduktion auf die japanische zurückzuführen. Generell wird in Schottland, Kanada und Japan auf das «e» verzichtet und «Whisky» geschrieben, während in Irland und den USA die Schreibweise «Whiskey» mit «e» bevorzugt wird. Letztlich sind aber beide Varianten richtig.
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