Die 7 Regeln des Japanisch-Lernens für Vielbeschäftigte
«So viel zu lernen, so wenig Zeit». Wie vielbeschäftigte Menschen trotzdem Japanisch lernen können.
Ein Artikel von Dr. Heinrich Reinfried / asia intensiv – Japanisch ist nicht grundsätzlich schwieriger als eine europäische Sprache. Jedoch braucht man als Europäer aufgrund des ungewohnten Vokabulars und des komplexen Schriftsystems mehr Lernzeit als für eine europäische Zweitsprache. So dauern etwa Japanisch-Intensivsprachkurse an der führenden United States Naval Academy in Kalifornien doppelt so lange wie Kurse für Französisch oder Spanisch.
Die ersten gezielten Bemühungen, Kenntnisse der japanischen Sprache in relativ kurzer Zeit zu vermitteln, wurden im Defense Language Institute der genannten Akademie ab 1941 aufgenommen, um Dolmetscher auszubilden. In diesen wegweisenden Sprachkursen wurden neue Methoden für einen effektiven Zweitsprachenunterricht entwickelt und erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Nach dem Krieg verbreiteten sich diese neu entwickelten Lehrmethoden dann weltweit im Schulunterricht.
ASIA INTENSIV bietet nur Privatunterricht an – für Anfänger und Fortgeschrittene. In 5 Lektionen zu je 110 Minuten Einzelunterricht im Schulungsraum oder per Video steht Ihr Lernziel im Mittelpunkt. Sie bestimmen das Lerntempo und die Lektionsintervalle. Der Zeitpunkt der Lektion wird in Absprache mit Ihrer Lehrperson festgelegt.
Mein eigenes Studium an der School of Oriental and African Studies der Universität London beruhte auf genau diesen Methoden. Bis heute haben sie nichts von ihrer Bedeutung verloren. In meiner eigenen Lehrpraxis an Schweizer Hochschulen habe ich diese Lehrmethoden über die Jahre an die Bedürfnisse der heutigen Lernenden angepasst.
Den ersten Intensivkursen in den USA stand mit bis zu acht Stunden pro Tag während sechs Monaten sehr viel Unterrichtszeit zur Verfügung. Heute aber erwarten die Lernenden, dass sie auch in weitaus kürzerer Zeit und mit viel weniger Lektionen greifbare Ergebnisse erzielen können. Dies ist möglich, wenn erhebliche Teile des früher üblichen Präsenzunterrichts durch eigenverantwortliches Selbststudium ersetzt werden. Das heisst mit anderen Worten: Konzentrierter, effizienter und individuell angepasster Präsenzunterricht wird ergänzt durch selbstorganisiertes Lernen. Das Selbststudium wird dabei durch eine Fülle von digitalen Ressourcen, die heute in Form von Internet-Tools und Apps zur Verfügung stehen, unterstützt.
In der Folge zeige ich auf, wie Sie in dieser Situation erfolgreich sein können.
REGEL 1
FOLGEN SIE EINER SPEZIELLEN LERNROUTINE FÜR JAPANISCH.
Bedenken Sie immer, dass die japanische Sprache sich strukturell von den europäischen Sprachen wesentlich unterscheidet. Folgendes gibt es deshalb zu beachten:
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Bei europäischen Sprachen kann man sprechen lernen, indem man Vokabeln und Grammatikregeln kombiniert. Beim Japanischlernen hingegen ist es eher eine Kombination aus Vokabeln und Satzmustern, die zum Erfolg führt.
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Lernen Sie ganze Satzteile oder Sätze auswendig. Merken Sie sich in jeder Lektion nützliche Satzmuster und lernen Sie neue Vokabeln möglichst im Satzkontext.
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Um Sprechfähigkeit zu erwerben, ist es ratsam, dass man sich von Anfang an auf Drillübungen und Auswendiglernen konzentriert. Setzen Sie daher auf repetitive Übungen und nicht nur auf rationales Verstehen der Feinheiten der Grammatik. Dies deshalb, weil letzteres nicht automatisch dazu befähigt, im Gespräch spontan sinnvolle Sätze zu bilden.
- Aufgrund der unterschiedlichen Struktur der japanischen Syntax von jener der europäischen Sprachen, ist der Satzmusterdrill für Anfänger weitaus wichtiger als die Kenntnis zu vieler Grammatikregeln. Dabei versteht es sich von selbst, dass zu einem späteren Zeitpunkt grammatikalische Regeln ebenso wichtig sein werden. Dies aber erst, nachdem ein tieferes Verständnis der Sprache erreicht wurde.
REGEL 2
BEHALTEN SIE EINE PRO-AKTIVE EINSTELLUNG ZUM LERNEN AUF HOHEM NIVEAU BEI.
Da den meisten Berufsleuten heutzutage nur wenig Zeit zum Lernen zur Verfügung steht, sind Effektivität beim Lernen und der Verzicht auf zeitraubende, wenig effektive Vorgehensweisen unerlässlich. Daraus ergeben sich folgende Empfehlungen:
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Ihre Lehrperson wird eine hilfreiche Auswahl an Studienmaterial treffen, um eine solide Grundlage für eine lange und dauerhafte Arbeitsbeziehung mit der japanischen Sprache aufzubauen. Urteilen Sie deshalb nicht voreilig zwischen «nützlichen» und «nicht allzu nützlichen» Lerninhalten. Alles, was Sie jetzt lernen, wird Ihnen später nützen.
- Konstruieren Sie beim Lernen so oft wie möglich eigene Sätze. Erstellen Sie nach jeder Lektion auf der Grundlage der neu erworbenen Satzmuster und des Vokabulars eigene Sätze und Mikrokonversationen. Halten Sie alle Ihre Satzkonstruktionen in Ihrem Computer fest, zunächst in lateinischer, später in japanischer Schrift.
REGEL 3
BENUTZEN SIE IHREN COMPUTER ZUM SCHREIBEN VON SÄTZEN UND KURZEN TEXTEN AUF JAPANISCH.
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Sprache und Schrift gleichzeitig zu lernen kann den Lernprozess erheblich verlangsamen. Ich empfehle Ihnen deshalb, zu Beginn Japanisch mit lateinischer Schriff zu schreiben. In Zukunft möchten Sie aber vielleicht in der Lage sein, japanische Printmedien zu lesen und E-Mails in Japanisch zu verfassen. Deshalb werden Sie früher oder später auch die japanischen Silbenschriften (kana) sowie die sino-japanischen Schriftzeichen (kanji) lernen wollen.
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Handschrift oder Computer? Um von Hand schreiben zu können, müssten Sie zusätzlich noch die Strichreihenfolge auswendig lernen, was Ihr Lerntempo erheblich verlangsamen würde. Ihre wertvolle Zeit können Sie viel effektiver für die Erweiterung Ihres Vokabulars und Ihrer Kenntnis nützlicher Satzmuster verwenden. Überlassen Sie das Schreiben deshalb mit Vorteil Ihrem Computer. Wenn Sie die japanische Schrift noch nicht auf Ihrem Computer aktiviert haben, sollten Sie dies so bald wie möglich nachholen. Die Schriftzeichen sind vorinstalliert und warten nur darauf, zum Leben erweckt zu werden!
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Kaum jemand wird je von Ihnen erwarten, japanische Schriftzeichen von Hand schreiben zu können. In Japan kommuniziert man heute genau wie Sie auch per E-Mail und surft im Internet, nur dass Japaner dies in ihrer eigenen Sprache und mit Hilfe ihres eigenen Schriftsystems tun. Auf lange Sicht gesehen ist es daher eine gute Idee, sich so bald wie möglich auch mit der japanischen Schrift vertraut zu machen. Ihr Computer wandelt Texteingaben in lateinischer Schrift (roomaji) zunächst in die Hiragana-Silbenschrift und dann, in einem nächsten Schritt, durch Tippen auf die Leertaste in sino-japanische Schriftzeichen (kanji) um. Wenn Sie Ihre eigenen Sätze und Kurztexte nach der Korrektur konsequent in japanische Schrift umwandeln, wächst Ihre Lesefähigkeit zusammen mit Ihren Sprachkenntnissen.
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Nutzen Sie alle sprachlichen Anregungen Ihrer Lehrperson, um Ihr eigenes Sprachmaterial zu erstellen. Schreiben Sie Fragen und Antworten, verfassen Sie kurze E-Mails oder führen Sie ein (fiktives) Tagebuch. Erlauben Sie Ihrer Lehrperson, Ihre Texte zu korrigieren und lassen Sie sich zeigen, wie Sie Ihre Sätze durch Hinzufügen zusätzlicher Satzglieder dehnen und damit aussagekräftiger gestalten können.
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In einem nächsten Schritt setzen Sie in Ihrem Dokument die Korrekturen Ihrer Lehrperson ein. Am Ende des Kurses erhalten Sie so eine Mappe mit Ihrem eigenen perfekten Sprachmaterial. Dieses Portfolio spiegelt Ihren derzeitigen Leistungsstand wieder. Drucken Sie am Ende des Kurses eine Kopie für Ihren Lehrer aus.
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Üben Sie Ihre Lesefähigkeit auch, indem Sie Ihre selbstverfassten (und von Ihrer Lehrperson korrigierten) Sätze immer wieder laut vorlesen und auswendig lernen.
- Benutzen Sie Ihre Konversations-Lernkarten aus dem Kompaktlehrgang Japanisch, um Dialoge zu üben. Dies entweder während einer Aufwärmphase zu Beginn jeder Unterrichtsstunde, oder aber als Teil Ihrer Hausaufgaben.
REGEL 4
TRAINIEREN SIE IHR HÖRVERSTEHEN MIT JAPANISCHSPRACHIGEN VIDEOS.
Es ist nicht möglich, Japanisch durch «spielerisches Eintauchen in die Sprache», wie Sie dies vielleicht bei einer europäischen Zweitsprache geschafft haben, zu erlernen. Im Japanischen können Sie Wörter nur dann verstehen, wenn Sie diese vorher bewusst gelernt haben. Deshalb ist es am effektivsten, japanischsprachige Videos, die Sie bereits im Unterricht mit Ihrer Lehrperson besprochen haben, mehrmals anzuschauen.
REGEL 5
RICHTEN SIE IHRE LERNAGENDA AUF IHRE EIGENEN BEDÜRFNISSE UND INTERESSEN AUS.
Setzen Sie sich vorläufig nicht das Ziel, «fliessend Japanisch sprechen zu können». Es genügt fürs Erste, wenn Sie lernen, Ihre eigenen Gedanken auf Japanisch korrekt strukturiert in Sätzen auszudrücken, damit Sie sinnvolle Beziehungen zu Ihren japanischen Partnern aufbauen und pflegen können. Sollten Sie über genügend freie Zeit verfügen, nutzen Sie diese, um sich über den reinen Spracherwerb hinaus über Japan auf Ihre persönlichen Interessen fokussiert zu informieren. Dies kann Ihnen zusätzlich erheblich helfen, sich in jenem Kreis japanischsprachiger Menschen einzufinden, mit denen Sie Kontakt pflegen möchten.
REGEL 6
FOKUSSIEREN SIE IHR LERNZIEL NACH JEDEM KURSMODUL NEU.
Je weniger Zeit Sie Ihrem Sprachprojekt widmen können, desto mehr sollten Sie sich in einem bestimmten Zeitraum auf einen genau definierten Bereich konzentrieren, um zeitnah Fortschritte erleben zu können. Es gibt grundsätzlich vier Studien- und Praxisbereiche: Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben. Die gleichzeitige Verfeinerung Ihrer Fähigkeiten in allen vier Studienbereichen erschwert es jedoch besonders Anfängern, innert nützlicher Frist greifbare Ergebnisse zu erzielen. Solange Sie sich aus zeitlichen Gründen nicht voll und ganz auf Ihre Japanisch-Studien konzentrieren können, sollten Sie deshalb mit Ihrer Lehrperson besprechen, auf welche Fähigkeit Sie sich im nächsten Kursmodul besonders konzentrieren könnten.
REGEL 7
SEIEN SIE GEDULDIG, ABER HARTNÄCKIG!
Es wird einige Zeit dauern, bis Ihre Mühe durch Erfolg belohnt wird. Damit Sie später fliessend Japanisch sprechen, lesen und schreiben können, müssen Sie ausdauernd und fleissig sein. Der sprichwörtliche Marathonläufer hat beim Japanischlernen bessere Erfolgschancen als ein Kurzstreckenläufer! Haben Sie weitere Fragen? Zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren.
Dr. Heinrich Reinfried verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung als Hochschullehrer für Japanisch an der ETH Zürich, an der Universität St. Gallen, sowie an Fachhochschulen und Gymnasien des Kantons Zürich. Nach einem ersten Arbeits- und Studienaufenthalt in Japan in den Jahren 1965 / 1966 nahm er das Studium der Japanologie an der School of Oriental and African Studies, Universität London, auf. Nach dem Abschluss des Studiums in Japanologie mit dem Doktorat folgten die Tätigkeit als Lehrbeauftragter für die Geschichte Japans an der Universität Zürich, anschliessend auch als Dozent für japanische Sprache an der ETH Zürich sowie weiteren Hoch- und Mittelschulen. Seit der Gründung von ASIA INTENSIV im Jahr 1995 können auch Berufstätige, die sich zeitlich flexibel in der japanischen Sprache aus- oder weiterbilden möchten, von seiner langjährigen Erfahrung profitieren.
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