Die fast per­fek­te Täuschung

Die Eintrittsexamen im Blick: Schulstunden in Japan.
Die Ein­tritts­ex­amen im Blick: Schul­stun­den in Japan. flickr/​brojangles4
Diese Seite nahm sich der 19-Jährige zu Hilfe.
Die­se Sei­te nahm sich der 19-Jäh­ri­ge zu Hil­fe. Aus­zug: Yahoo Chiebukuro

Jeweils Ende Febru­ar legen Tau­sen­de von japa­ni­schen High-School-Schü­lern die Ein­tritts­prü­fun­gen für die Uni­ver­si­tä­ten ab. Hier ent­schei­det sich, wer ab April in die pres­ti­ge­träch­ti­gen Insti­tu­tio­nen des Lan­des gehen darf und wer sich mit einer ein­fa­che­ren Hoch­schu­le begnü­gen muss. Ein Betrugs­fall stellt nun aber das gan­ze japa­ni­sche Prü­fungs­sys­tem in Frage.

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So erschie­nen noch wäh­rend der Dau­er des Examens für die renom­mier­te Uni­ver­si­tät Kyo­to 6 Prü­fungs­fra­gen auf der Yahoo-Inter­net­sei­te Chie­bu­kuro (dt. «die Quel­le der Weis­heit»). Die­ser Dienst stellt ein Forum zur Ver­fü­gung, bei dem jeder­mann Fra­gen publi­zie­ren darf, wel­che von ande­ren Nut­zern beant­wor­tet wer­den kön­nen. Der User mit dem Namen Aice­zu­ki mach­te sich die­sen Ser­vice für die schwie­ri­gen Ein­tritts­ex­amen in den Fächern Eng­lisch und Mathe­ma­tik zu Nutze.

Eine Ant­wort innert Minuten

Nur weni­ge Minu­ten nach dem Start der Prü­fun­gen waren die ers­ten Fra­gen bereits online. «Schreibt bit­te nicht nur die Ant­wort hin, zeigt mir auch den Weg, wie ihr zu die­ser Ant­wort gekom­men seid», prä­zi­sier­te Aice­zu­ki sei­ne Fra­ge. Noch vor Prü­fungs­en­de bekam er von der Inter­net­ge­mein­de Ant­wor­ten zur Ver­fü­gung gestellt.

Als die Uni­ver­si­täts­lei­tung ein paar Tage spä­ter Wind von der Schum­me­lei beka­men, stan­den sie vor einem Rät­sel. Wie konn­te jemand noch im Prü­fungs­saal sitz­tend die Examens­fra­gen online stel­len? Immer­hin ist den Schü­lern ein­zig die Benut­zung eines Stifts erlaubt. Das Han­dy muss abge­stellt in der Tasche ver­staut sein. Hun­der­te von Ange­stell­ten sor­gen dafür, dass auch alles mit kor­rek­ten Din­gen abläuft.

Vie­le offe­ne Fragen

Aus­ser­dem zeig­ten sich die Behör­den über­rascht über die Geschwin­dig­keit von Aice­zu­ki. Innert 30 Minu­ten konn­te er 6 Fra­gen auf Yahoo Chie­bu­kuro publi­zie­ren. Mög­li­cher­wei­se steckt mehr als eine Per­son hin­ter dem Nut­zer­na­men, mut­mass­ten eini­ge Medi­en. Ande­re glaub­ten, dass der Schumm­ler die Fra­gen mit dem Han­dy foto­gra­fier­te und einem Kom­pli­zen wei­ter­sand­te, der die­se dann auf Yahoo Chie­bu­kuro veröffentlichte.

Eini­ge Tage spä­ter haben die Ermitt­ler die Per­son hin­ter Aice­zu­ki aus­fin­dig machen kön­nen. Wie die Poli­zei von Kyo­to bekannt gab, sei­en alle Fra­gen von einem ein­zi­gen Han­dy aus ver­sandt wor­den. In Zusam­men­ar­beit mit der ent­spre­chen­den Tele­kom­ge­sell­schaft konn­te ein 19-jäh­ri­ger Schü­ler aus der Stadt Sen­dai iden­ti­fi­ziert wer­den. Die Poli­zei hat ihn am 3. März festgenommen.

Eine Ankla­ge droht

Gemäss der Mai­ni­chi Shim­bun droht ihm nach Jugend­straf­recht eine Ankla­ge wegen Behin­de­rung eines Geschäfts­gan­ges. Die Uni­ver­si­tät Kyo­to soll bereits des­sen Prü­fung mit den Ant­wor­ten auf Yahoo Chie­bu­kuro ver­gli­chen und auf­fäl­li­ge Ähn­lich­kei­ten gefun­den haben, wie die­sel­be Zei­tung wei­ter berich­tet. Aus­ser­dem soll Aice­zu­ki auch bei den Ein­tritts­prü­fun­gen für drei wei­te­re renom­mier­te Uni­ver­si­tä­ten die Hil­fe des Inter­nets bei­ge­zo­gen haben.

Noch spe­ku­liert die japa­ni­sche Pres­se über die genau­en Vor­gän­ge. Die Poli­zei hofft nun, dass der 19-Jäh­ri­ge selbst die vie­len unge­klär­ten Fra­gen in die­ser Schum­mel­af­fä­re beant­wor­ten wird.

Ein­satz eines Störsenders?

Um künf­tig ähn­li­che Schum­me­lei­en zu ver­hin­dern, den­ken bereits eini­ge Bil­dungs­in­sti­tu­te laut über die Anwen­dung von Stör­sen­dern nach, die den Han­dy­ge­brauch ver­un­mög­li­chen. Bereits in Kon­zert­hal­len und in Spi­tä­lern in Japan wird die­se Tech­nik angewendet.

Die Uni­ver­si­tät Kyo­to will der­weil am 10. März die Prü­fungs­re­sul­ta­te bekannt­ge­ben. All­fäl­li­ge wei­te­re Schumm­ler wür­den sofort aus­ge­schlos­sen, liess die Uni­lei­tung vor­sorg­lich alle Betrof­fe­nen wissen.

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