«Ihr wollt uns wohl für dumm verkaufen!»
Am 21. Mai wurden die Aufräumarbeiten in der japanischen Administration durch die Government Revitalization Unit fortgesetzt. Auch dieses Mal wurde Geldverschwendung in Milliardenhöhe aufgedeckt und einige alteingesessene Beamte, so genannte Old Boys, mussten sich dem offenen Zorn der Bürger stellen.
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Im Mittelpunkt stand diesmal die japanische Lotterie (Japan Lottery Association). Deren Einnahmen versickern durch eine diffuse Praxis als PR-Gelder und Subventionen in über 100 verschiedenen Untergruppen, so dass letztlich nur ein Bruchteil der Gewinne die Staatskassen füllt.
Überdies befinden sich in 59 der Untergruppen der Japan Lottery Association 108 ehemalige Staatsbeamte, die diverse Verwendungszwecke für die Milliarden aus der Lotterie gefunden haben.
Das 8-Millionen-Haus
So brachte der Revitalisierungsausschuss beispielsweise eine Miete von stattlichen 8 Millionen Euro zur Sprache, die auf ein Haus fallen, in dem nur 15 Menschen arbeiten. Die Verantwortlichen taten den Vorwurf der Verschwendung jedoch damit ab, dass dies nur den Vorstellungen und Wünschen der Bürger entspräche.
Diese meldeten sich daraufhin, sehr zum Unwohl der Old Boys, lautstark aus den Zuschauerrängen zu Wort. «Ihr wollt uns wohl für dumm verkaufen!» schrieen einige entrüstete Stimmen ins Plenum. Schliesslich wurde beschlossen die Lotterie vorübergehend auszusetzen, bis die genauen Geldwege geklärt und bereinigt seien würden.
Unglaubliche Verschwendungen
Damit war die Arbeit des Ausschusses jedoch noch lange nicht getan, denn auch in anderen Bereichen stiessen sie auf verbohrte Beamte, die sich ihre langjährige Praxis nicht einfach kaputt reden lassen wollten.
Ein weiteres repräsentatives Beispiel hierfür ist das Salz-Center, in dem 100’000 Tonnen Salz für schlechte Zeiten gelagert werden. Seit seiner Gründung wurden die Dienste dieser Institution jedoch nur ein einziges Mal relevant und zwar beim grossen Erdbeben von Kobe von 1995.
Seitdem stellte die gemeinnützige Körperschaft insgesamt nur 14 Tonnen zur Verfügung, was zu Reaktionen von Entrüstung bis zu verzweifeltem Gelächter unter den Zuschauern führte. Die Abgeordneten des Ausschusses forderten ein Überdenken, ob der Notwendigkeit dieser Einrichtung und forderten 538 Millionen Euro zurück in die Staatskassen.
Fehlende Effektivität
Trotz der prestigeträchtigen öffentlichen Diskussionen und hohen Summen, die die Government Revitalization Unit ans Tageslicht bringt, bleibt die Effektivität des Ausschusses weiter ungewiss. Die Old Boys sind zu lange schon im Geschäft, um dem progressiven Gegenwind nachzugeben. ad.
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