Soundgeräusche aus Matsumoto
Puma Mimi ist die Sängerin der japanisch-schweizerischen Elektropop-Band Tim & Puma Mimi. Für Asienspiegel schreibt sie über japanische Bands, Events und Kunst. Puma Mimi führt uns in eine Kultur Japans, die jung und angesagt und in Europa kaum bekannt ist.
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Über Twitter habe ich erfahren, dass in der japanischen Stadt MATSUMOTO SCHON BALD DAS 3. RINGO-FESTIVAL stattfinden wird. Ja, das Ringo-Festival, das Apfel-Festival, ein süsser Name für ein Musikfestival. Über 50 japanische Künstler über Sokabe Keiichi, Milla and the Geeks bis zu Nanao Tabito werden dabei sein.
Auch der gefeierte Elektromusiker REI HARAKAMI hätte zusammen mit Musiker U-zhaan am Ringo-Festival teilnehmen sollen. Doch am 27. Juli hat eine Gehirnblutung seinem Leben ein Ende gesetzt. Er war erst 40 Jahre alt. Eine tragische Nachricht für Japans Musikszene. Trotz allem hat U-zhaan seine Teilnahme über Twitter zugesichert. Es wird eine ganz besondere Trauerfeier werden.
Den Austragungsort kennt wohl kaum jemand, und das, obwohl die Stadt Matsumoto, 240 Kilometer westlich oder 3,5 Stunden Busfahrt von Tokio entfernt, ganze 240’000 Einwohner zählt. EINE LÄNDLICHE GROSSSTADT IN DER PRÄFEKTUR NAGANO, im Zentrum der Hauptinsel Honshu. Im Alpenpark von Matsumoto wird das Ringo-Festival am 10. und 11. September stattfinden. Es ist ein Festival mit bester Sicht auf die wunderschöne Hida-Bergkette, die nördlichen Alpen Japans.
DIE BELEBUNG EINER STADT
Gründer und Organisator des Ringo-Festivals ist Yosuke Furukawa. In Matsumoto führt er den Club Kawara Record, das in einem traditionellen japanischen Haus zu finden ist. Furukawa lebt seit 9 Jahren in Matsumoto, wie er auf der Website des Festivals, beschreibt. DIE STADT HAT ES IHM ANGETAN. Ein einziges Mal in dieser Zeit sei er wegen der Arbeit nach Tokio gezogen. «Der Charme von Matsumoto, was das Wohnen und Essen anbelangt, hatte in meinen Augen die Bequemlichkeit und die erdrückende wirtschaftliche Überlegenheit der Hauptstadt übertroffen.» Aus diesem Grund sei er zurück nach Matsumoto gezogen.
Für Yosuke Furukawas hat Matsumoto viel zu bieten und trotzdem erkennt auch er die Gefahren des urbanen Niemandslandes. «Die jungen Leute sind ziemlich lustlos und verlassen kaum die Stadt.» Zwar sei Matsumoto auf kulturell hohem Niveau, doch unter den Bewohnern bestehe kein Austausch. «DIE BÜRGER MATSUMOTOS NEHMEN DEN CHARME DER STADT KAUM WAHR», meint Furukawa. Er persönliche liebe diese Stadt. «Daher möchte ich mit meinen beschränkten Möglichkeiten zur Belebung dieser Stadt beitragen.» So entstand das Ringo-Festival.
EINE SELTENHEIT
Ich bin selbst aus einer kleinen Stadt aus Hokkaido, der nördlichsten der 4 Hauptinseln Japans. Nur schon aus diesem Grund verstehe ich Furukawas Beweggründe. Im Vergleich zum aufregenden und schnelllebigen Tokio, gibt es auf dem Land in Japan extrem wenig Gelegenheiten, bei denen man mit einer neuen Kultur, die das Jetzt lebt, in Berührung kommt. AUCH IN MEINER KLEINSTADT GING DAS EINZIGE KINO KONKURS (das war vor 20 Jahren, keine Ahnung, wie es jetzt aussieht…). Und Konzerte gab es kaum eines. Ich hegte daher immer den Wunsch nach Tokio zu ziehen, sehnte mich regelrecht nach London oder Paris.
Umso glücklicher macht es mich, dass jemand wie Yosuke Furukawa in einer typisch ländlichen Grossstadt dieses qualitativ hochstehende Ringo-Festival auf die Beine gestellt hat. Es ist keine Seltenheit, dass Musikfestivals in Japan in Vororten oder auf dem Land stattfinden, wo es ganz einfach mehr Platz hat. Dass ein Rockfestival wie das von Matsumoto DIE LOKALE KULTUR SO BEWUSST MITEINBEZIEHT und einen regionalen Anstrich verpasst, ist aber durchaus eine Seltenheit. Furukawa hat bei der Auswahl der Künstler auf deren Nähe zu Matsumoto und der Präfektur Nagano geachtet. Es sind handerlesene Musiker. Und schaut man sich die Lockerheit des Festivalposters an, spürt man regelrecht die Chillout-Atmosphäre mit dem Bergpanorama im Rücken – keine Spur von einem schweisstreibenden Event.
Das aufregende Tokio und das tiefgründige Kyoto mögen recht sein, aber wie wäre es mal zu Abwechslung IN DIE INTIMITÄT DER KLEINEN, ABER FEINEN LÄNDLICHEN GROSSSTADT EINZUTAUCHEN? Tim&Puma Mimi haben zwar nichts mit der Präfektur Nagano zu tun. Aber mit unseren Schweizer Alpen könnten wir vielleicht Furukawa für eine Teilnahme beim nächsten Ringo-Festival überzeugen.
INFO: Das Ringo-Festival findet am 10. und 11. September 2011 im Alpenpark (Arupusu-Koen) in Matsumoto, Präfektur Nagano, statt. Ein Ticket für 2 Tage kostet 9800 Yen. Mehr Infos zum Festival lesen Sie hier.
Tim & Puma Mimi ist eine Elektropop-Band bestehend aus dem Schweizer Produzenten Tim und der japanischen Sängerin Puma Mimi.
Seit 2004 komponiert und produziert Tim Songs und spielt Keyboard, Flöte sowie selbst gebaute Instrumente. Der Fruitilyzer, mit dem er Gurken elektrifiziert, ist ein Markenzeichen der Band. Puma Mimi schreibt dazu die Texte in ihrer Muttersprache.
Bis 2009 spielten Tim & Puma Mimi die weltweit ersten Skype-Konzerte: Mimi sang in den Laptop in der Küche ihrer japanischen Wohnung. Bild und Ton wurden via Skype in ein Konzertlokal in Europa übertragen. Da Mimi in Japan sozusagen keine Ferien hatte, war das die einzige Möglichkeit Konzerte zu spielen. Dieses aussergewöhnliche Live-Konzept fand viel Beachtung in den Medien.
Bis jetzt haben Tim & Puma Mimi mehr als 150 Konzerte auf der ganzen Welt gespielt – Skype und «echte» Konzerte. Ihr grössten Auftritte hatten sie im Womb Tokio 2007, am Paléo Festival Nyon 2009, Sonar Festival Barcelona 2010 und Montreux Jazz Festival 2010.
OFFIZIELLE WEBSITE: www.timpuma.ch
FACEBOOK: http://www.facebook.com/pages/Tim-Puma-Mimi/125410150826336?ref=ts
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