Die Angst vor der Zukunft
China wird dieses oder nächstes Jahr Japan als zweitgrösste Volkswirtschaft überholen. In diesem Zusammenhang sehen die Japaner ihr Land zunehmend in einem kritischen Licht. Bei einer Umfrage der Asahi Shimbun stellte sich heraus, dass 95 Prozent der Bevölkerung besorgt über die Zukunft des Landes sind. 62 Prozent sagten gar, dass Japan immer stärker von anderen Nationen Konkurrenz erfährt.
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Der Stolz auf die Wirtschaftsmacht Japan scheint zu schwinden. Denn 65 Prozent der Befragten sagten, dass die Wirtschaft keinen Grund darstelle, stolz auf die eigene Nation zu sein. Gleichzeitig sind aber 94 Prozent stolz auf den technologischen Vorsprung ihres Landes.
Gerade die Anime- oder Computerspiele-Branche würden ihr Land attraktiv unter den jungen Leuten in der Welt machen. Für Toshiki Sato, Soziologie-Professor an der Universität Tokio, deutet den grossen Unterschied zwischen wirtschaftlichem und technologischem Stolz als eine Form des Identitätsverlustes.
«Wie das Murren eines Managers»
«Wenn ein Land technische Fähigkeiten besitzt, überträgt sich dies normalerweise auf die wirtschaftliche Stärke. Dass die Japan stolz auf ihre Technologie sind und gleichzeitig wenig von der Wirtschaft halten, ist wie das Murren eines Managers, der ein kränkelndes Unternehmen führen muss», sagt Professor Sato gegenüber der Asahi Shimbun. «Damit wird ein Mangel an Selbstbewusstsein ausgedrückt.»
Die Umfrage hat weiter ergeben, dass sich die Öffentlichkeit von der Vorstellung Japans als einflussreiche Nation im Konzert der Grossen verabschiedet hat. Nur 39 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Japan international ein wichtiger Mitspieler mit mehr Schlagkraft und Verantwortung sein sollte. 55 Prozent nehmen hingegen Abstand von dieser Idee. Gar 78 Prozent denken, dass der Umweltschutz wichtiger sei als ein konstantes Wirtschaftswachstum.
Bescheidenheit als Tugend
Professor Sato kann diesem Resultat durchaus Positives abgewinnen: «Seit der Meji-Restauration im 19. Jahrhundert, hat zu viel Selbstbewusstsein und Stolz die schlimmsten Konsequenzen hervorgerufen, wie den Zweiten Weltkrieg, die Hochwachstumsphase kombiniert mit einer hohen Umweltverschmutzung oder die Wirtschaftsblase in den 1980er-Jahren.»
Man sollte zwar nicht zuviel Selbstbewusstsein verlieren, gleichzeitig sei aber die Fähigkeit bescheiden zu bleiben eine wichtige Tugend. Deshalb sollte diese Umfrage aus einem positiven Blickwinkel betrachtet werden, so Sato gegenüber der Asahi Shimbun. ja.
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