Weg mit den Kriegsverbrechern!
Im Tokioter Yasukuni-Schrein wird den 2,5 Millionen japanischen Kriegstoten seit 1868 gedacht, darunter auch 14 verurteilten A-Klasse-Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs. Der Besuch eines japanischen Premiers in dieser Stätte ist für Südkorea und China, die beide unter der Besatzung Japans zu leiden hatten, ein Affront. Damit werde Japans Geschichte der militärischen Aggression und Kolonialherrschaft verherrlicht.
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Shinzo Abes Besuch im vergangenen Dezember löste entsprechend heftige Reaktionen in der Region aus. Bis heute wartet der japanische Premierminister auf ein Gipfeltreffen mit China und Japan. Zwar hat Abe auf einen weiteren Besuch verzichtet, doch seine Minister gehen hier weiterhin ein und aus.
Doch nicht nur im Ausland löst dieses Verhalten der konservativen Regierung Kopfschütteln aus. Yasukuni spaltet seit 1978 die Nation. Damals beschloss der Schrein, die 14 verurteilten A-Klasse-Kriegsverbrecher nachträglich aufzunehmen. Seither hat kein japanischer Kaiser mehr den Yasukuni betreten. Zu Kontrovers ist die Angelegenheit.
Die Forderung der Hinterbliebenen
Auch viele Familien, deren im Zweiten Weltkrieg verstorbenen Verwandten im Yasukuni-Schrein eingetragen sind, haben offensichtlich Mühe mit der jetzigen Situation. Eine Vereinigung von Hinterbliebenen aus Fukuoka forderte nun in einem Beschluss, die 14 Kriegsverbrecher von den anderen Kriegstoten zu trennen, wie die Nishi Nippon Shimbun berichtet.
Man soll die Kriegsverbrecher in einen anderen Schrein verlegen, so die Forderung der Vereinigung. Nur so könnten alle Japaner ohne schlechte Gefühle den Kriegstoten im Yasukuni ihren Respekt erweisen. Diese Trennung sei essentiell für die Trauer. Der Entschluss fiel an der Hauptversammlung, an der 1300 Mitglieder teilnahmen.
Angeführt wird die Vereinigung aus Fukuoka von Makoto Koga, der zwischen 1980 und 2012 für die Regierungspartei LDP Abgeordneter und kurzzeitig auch Generalsekretär war. Es ist somit eine Forderung, die aus Abes eigenen politischen Reihen stammt. Der Beschluss wird nun der nationalen Vereinigung der Hinterbliebenen überreicht, in der Hoffnung andere zum gleichen Schritt zu bewegen.
Die Alternative zu Yasukuni
Übrigens gäbe es in Japan schon lange einen Ausweg, der politisch keine Kontroverse auslösen würde. Es ist der 1959 von der Regierung erbaute, unweit von Yasukuni gelegen Nationalfriedhof Chidorigafuchi in Tokio, Japans «Grab des unbekannten Soldaten». Hier liegen die sterblichen Überreste von über 350’000 nicht identifizierten japanischen Toten des Zweiten Weltkriegs (Asienspiegel berichtete).
Im Nationalfriedhof Chidorigafuchi ist weder ein Kriegsverbrecher begraben, noch kommt ihm eine religiöse Funktion zu. Seine Gedenkzeremonien, an denen Mitglieder der Kaiserfamilie oder Politiker teilnehmen, lösen im Gegensatz zum Yasukuni keine Kontroversen im Ausland aus.
Der Tenno, Premier Abe und selbst US-Verteidigungsminister Chuck Hagel sowie US-Aussenminister John Kerry waren schon in Chidorigafuchi. Dennoch bleibt für Abe der Yasukuni-Schrein der Hauptort, wo den Kriegstoten zu gedenken sei, wie er einst in einem Interview festhielt (Asienspiegel berichtete).
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