Ein sexu­el­les Missverständnis

Liebe  – kein einfacher Begriff.
Lie­be – kein ein­fa­cher Begriff. Foto: flickr/​Yoshi­ka­zu TAKADA

Wie defi­niert man Begrif­fe wie «Lie­be» oder «sexu­el­le Begier­de» ? Vor sol­chen Fra­gen ste­hen die Ver­fas­ser von Wör­ter­bü­chern. Für den San­sei­do Koku­go Jiten, ein füh­ren­des Wör­ter­buch für die japa­ni­sche Spra­che, gab es dafür bis­lang eine ein­deu­ti­ge Ant­wort. So stand in der 6. Auf­la­ge aus dem Jahr 2013 folgendes:

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«Koi» (dt. «die Lie­be») – Wenn man Mann und Frau ein Gefühl der Zunei­gung ver­spü­ren, sich stets tref­fen, bei­ein­an­der sein wollen.

«Shi­ki­jou» (dt. «sexu­el­le Begier­de», «fleisch­li­che Lust») – Ein Gefühl der sexu­el­len Zunei­gung zwi­schen einem Mann und einer Frau.

Laut dem San­sei­do Koku­go Jiten war die Lie­be dem­nach eine Sache, die aus­schliess­lich zwi­schen Mann und Frau statt­fand. Für ande­re For­men der Lie­be – wie die Homo­se­xua­li­tät – gab es offen­bar kei­nen Platz. Doch nun hat ein Umden­ken statt­ge­fun­den, wie Hiroaki Ima, Redak­ti­ons­mit­glied vom San­sei­do Koku­go Jiten auf sei­nem Twit­ter-Account erwähnt. Man habe die Erläu­te­run­gen bezüg­lich «Lie­be» und «Sex» revi­diert, schreibt er dar­in. Die Erwäh­nung «zwi­schen Mann und Frau» sei unnö­tig, da sich die­se Begrif­fe nicht nur dar­auf beschränken.

So heiss es nun ganz allgemein:

«Koi» (dt. «die Lie­be») – Wenn man für jeman­den ein Gefühl der Zunei­gung ver­spürt und die­se Per­son stets tref­fen und an ihrer Sei­te sein will.

«Shi­ki­jou» (dt. «sexu­el­le Begier­de», «fleisch­li­che Lust») – ein Gefühl der sexu­el­len Zuneigung.

Ein Tabu-The­ma in Japan

Trotz die­ser Neu­de­fi­ni­ti­on bleibt die Homo­se­xua­li­tät wei­ter­hin ein The­ma, über das man in Japan nicht all­zu ger­ne spricht. So gibt es zwar in den Gross­städ­ten Tokio und Osa­ka leben­di­ge Gay-Sze­nen. Wer schwul ist, der muss nicht wie in ande­ren Län­dern um sein Leben fürch­ten. Homo­se­xua­li­tät wird hier auch nicht von reli­gi­ös-kon­ser­va­ti­ven Bewe­gun­gen bekämpft. Eine offe­ne Dis­kri­mi­nie­rung gibt es nicht.

Dies hat jedoch nicht mit einer beson­de­ren Offen­heit oder Auf­klä­rung, son­dern viel­mehr mit Gleich­gül­tig­keit zu tun. Denn in Japans Gesell­schaft wird Homo­se­xua­li­tät kaum the­ma­ti­siert. Eine poli­ti­sche Dis­kus­si­on dar­über exis­tiert nicht. Die Öffent­lich­keit nimmt die The­ma­tik nur am Ran­de wahr. So zie­hen es noch heu­te vie­le Schwu­le und Les­ben vor, auf ein Outing im Freun­des­kreis oder in der Fami­lie zu verzichten.

Ent­spre­chend schwer tut man sich mit der Aner­ken­nung der gleich­ge­schlecht­li­chen Ehe. Das japa­ni­sche Gesetz kennt zwar kein Ver­bot von homo­se­xu­el­len Bezie­hun­gen. Hei­rat wird aber gemäss Arti­kel 24 der Ver­fas­sung als «ein Akt basie­rend auf der gemein­sa­men Zustim­mung der bei­den Geschlech­ter» defi­niert und schliesst so eine gleich­ge­schlecht­li­che Ehe aus (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Und so bleibt für vie­le die Hoff­nung, dass nach den Redak­teu­ren des San­sei­do Koku­go Jiten, auch irgend­wann ein­mal die Gesetz­ge­ber über die Bücher gehen.

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