Mobbing gegen Schwangere
Premier Shinzo Abe hat die bessere Integration der Frauen in die Berufswelt zu einem Hauptziel seiner Amtszeit erklärt. Die Japanerin soll künftig Karriere machen und gleichzeitig auch eine Familie gründen können (Asienspiegel berichtete).
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Es ist eine dringende Notwendigkeit, um den zunehmenden Personalmangel in zahlreichen Branchen in den Griff zu bekommen. Die Folgen der Überalterung der Gesellschaft und der sinkenden Geburtenrate sind bereits heute spürbar (Asienspiegel berichtete).
Mobbing von Schwangeren
Ein verbessertes Gleichberechtigungsgesetz, mehr Kindertagesstätten und bessere Arbeitsmodelle gehören zu Abes Lösungsansätzen. Dass es aber mit diesen Massnahmen alleine nicht getan ist, zeigt eine Umfrage des Arbeitsministeriums. Denn noch immer gilt in der japanischen Konzernwelt die Erwartung, dass eine Frau nach ihrer Schwangerschaft nicht wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren oder das Anstellungsverhältnis zu ihren Ungunsten anpassen sollte.
Und so machen noch immer viele arbeitende Frauen, die Schwanger sind, die Erfahrung mit «Matahara». Das Wort ist ein Zusammenzug des englischen «Maternity Harassment» und meint Mobbing oder die Diskrimnierung von werdenden Müttern am Arbeitsort. Gemäss der Umfrage haben 48 Prozent der über 3500 befragten Schwangeren, die als Angestellte in einem befristeten Arbeitsverhältnis tätig sind, eine Form von «Matahara» bereits erlebt, wie die Nikkei Shimbun schreibt. Unter den Vollzeitangestellten sind es 21 Prozent.
Der subtile Druck im Arbeisalltag
47 Prozent der Betroffenen wurde mitgeteilt, dass sie eine Belastung für die Firma seien und ihnen nahe gelegt wurde, die Stelle lieber aufzugeben. 15 Prozent sagten, dass sie gezwungen wurden zu kündigen oder einen befristeten Arbeitsvertrag einzugehen.
In den allermeisten Fällen sind es männliche Vorgesetzte, die Druck ausüben. Aber auch weibliche Vorgesetzte schrecken offenbar vor «Matahara» nicht zurück. Es kommt auch vor, wenn auch viel seltener, dass Mitarbeiter und Unterstellte unangenehme Bemerkungen fallen lassen.
Klare Gesetzeslage
Das japanische Gesetz verbietet eigentlich jegliche Form von Mobbing oder Diskriminierung. Frauen dürfen weder aufgrund einer Schwangerschaft entlassen werden, noch darf man ihnen die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach der Geburt verweigern. Aus diesem Grund üben viele Konzerne subtil oder indirekten Druck im Arbeitsalltag aus, um die Frauen zur freiwilligen Aufgabe zu bewegen.
Das Arbeitsministerium versucht dagegen anzukämpfen. In Informationskampagnen werden die betroffenen Frauen über ihre Rechte informiert. Ausserdem bieten die Behörden auch telefonische Beratungen an. Die kürzlich erlassenen Massnahmen und Gesetze für mehr Gleichberechtigung am Arbeitsplatz werden alleine nicht ausreichen. Vielmehr ist ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig. Dies wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen.
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