Über 40 Jah­re im Todestrakt

Viele Verurteilte warten Jahrzehnte lang auf die Vollstreckung des Todesurteils.
Vie­le Ver­ur­teil­te war­ten Jahr­zehn­te lang auf die Voll­stre­ckung des Todes­ur­teils. flickr/​egenerica

Kate Allen, die Direk­to­rin der Men­sch­rechts­grup­pe Amnes­ty Inter­na­tio­nal, hat für den desi­gnier­ten Pre­mier­mi­nis­ter Yukio Hatoy­a­ma ein drin­gen­des Anlie­gen: «Anstatt auf die beschä­men­de Todes­stra­fe zu bestehen, soll­te die neu gewähl­te japa­ni­sche Regie­rung sofort ein Mora­to­ri­um auf alle wei­te­ren Todes­stra­fen aussprechen.»

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Japan ist zusam­men mit den USA eine der weni­gen demo­kra­ti­schen Rechts­staa­ten, wel­che die Todes­stra­fe noch nicht abge­schafft haben. In der Bevöl­ke­rung fin­det die Todes­stra­fe gros­sen Rück­halt. Allei­ne im letz­ten Jahr wur­den 15 Men­schen exe­ku­tiert. Nach japa­ni­schem Brauch wer­den die Ver­ur­teil­ten nur weni­ge Stun­den zuvor über ihre Hin­rich­tung informiert.

Laut Amnes­ty Inter­na­tio­nal füh­ren die Häft­lin­ge im Todes­trakt ein iso­lier­tes Leben. Gesprä­che mit ande­ren Häft­lin­gen sei­en unter­sagt. Besu­che sei­en nur limi­tiert erlaubt und kör­per­li­che Ertüch­ti­gun­gen wer­den nur zwei bis drei­mal pro Woche gestattet.

In den Wahn­sinn getrieben

Vie­le der Ver­ur­teil­ten lei­den des­we­gen unter psy­chi­schen Stö­run­gen oder Wahn­vor­stel­lun­gen. Obwohl die inter­na­tio­na­len Men­sch­rech­te die Todess­stra­fe für men­tal kran­ke Men­schen unter­sagt, kennt die japa­ni­sche Jus­tiz in die­sen Fäl­len kei­ne Gnade.

Amnes­ty Inter­na­tio­nal ver­langt zudem, dass die Ver­hör­me­tho­den der Poli­zei refor­miert wer­den müs­sen. Rund 99 Pro­zent der poli­zei­li­chen Befra­gun­gen enden mit einem Geständ­nis. Dies­be­züg­lich ver­sucht Japan seit kur­zem mit einem Lai­en­rich­ter­sys­tem die All­macht der Jus­tiz zu beschnei­den (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Der Fall Hakamada

Die Todes­stra­fe jedoch, wird in Japan wohl kaum etwas abge­schafft wer­den. Noch war­ten 102 Ver­ur­teil­te in den Todes­zel­len auf ihre Exe­ku­ti­on. Die­se Zahl hat sich in den letz­ten dreis­sig Jah­ren ver­fünf­facht. So war­tet der 73-jäh­ri­ge Iwao Haka­ma­da seit über 40 Jah­ren auf sei­ne Hinrichtung.

Ihm wird der Mord an sei­nem dama­li­gen Fabrik­lei­ter ange­las­tet. Haka­ma­da sag­te wäh­rend des Gerichts­pro­zess aus, dass er von der Poli­zei zu einem Geständ­nis gezwun­gen wur­de. Das obers­te Ver­fas­sungs­ge­richt bestä­tig­te 1980 die Todes­stra­fe. Die Haft­be­din­gun­gen haben ihm mitt­ler­wei­le der­art zuge­setzt, dass die Ärz­te eine Geis­tes­stö­rung dia­gnos­ti­ziert haben.

Die ältes­ten Hingerichteten

Zwi­schen 2006 und 2009 wur­den 32 Men­schen vom Staat hin­ge­rich­tet, 17 von ihnen waren über 60 Jah­re alt. Fünf von ihnen waren gar über 70. Nir­gend­wo sonst auf der Welt sind die Hin­ge­rich­te­ten so alt wie in Japan.

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