Eine Flugzeugträger-Flotte für China
Peking hatte bereits im April 2009 den Bau des ersten chinesischen Flugzeugträgers bewilligt. Offiziell wurde der Entscheid nie bekanntgegeben (Asienpiegel berichtete). Nun die Kehrtwende: Der eben veröffentlichter Jahresbericht der chinesischen Meeresbehörde bestätigt offiziell, dass China daran ist, seinen ersten Flugzeugträger zu erstellen. Und dies mit Hochdruck.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Bereits 2015 soll das erste Modell vom Stapel laufen, wie die Asahi Shimbun berichtet. In 6 verschiedenen Fabriken und wissenschaftlichen Instituten in Shanghai und anderen Städten ist die Produktion in vollem Gange. Bis 2020 plant Peking gar den Bau eines atomar betriebenen Flugzeugträgers. Die neue Flotte wird voraussichtlich auf der Marinebasis von Sanya auf der Insel Hainan im südchinesischen Meer stationiert werden.
Die Pekinger Regierung wollte das Programm geheim halten, um die Nachbarländer nicht abzuschrecken. Das Militär, das seit längerem auf eine öffentliche Erklärung pochte, scheint sich nun durchgesetzt zu haben. Die Meeresbehörde ist denn auch Teil des Landministeriums, das laut der Asahi Shimbun traditionell enge Beziehungen zur chinesischen Marine pflegt.
«Die Wiederauferstehung Chinas»
Der Jahresbericht der Meeresbehörde erläutert auch gleich die Gründe für die Eile. Die Durchsetzung von Chinas Seemacht sei «unabdinglich, um die grosse Wiederauferstehung des chinesischen Volkes zu vollbringen». Bis in 8 Jahren soll China gemäss dem Bericht zu einer mittelgrossen Seemacht aufsteigen, um auf mögliche Herausforderungen und Gefahren auf See reagieren zu können. Der Bericht deutet ausserdem darauf hin, dass der chinesischen Flugzeugträger nicht nur als Gegengewicht zur militärischen Übermacht der USA geplant ist, sondern auch um die patriotischen Gefühlen Chinas zu steigern.
Für die chinesische Luftwaffe haben die Vorbereitungen zum Betrieb eines solchen Riesenschiffes bereits begonnen. Der von China gekaufte ehemalige sowjetische Flugzeuträgers Varyag, dessen Bau 1992 gestoppt und die Elektronik nie eingebaut wurde, wird bis 2012 zu Trainingszwecken auf See aufgerüstet. Die Varyag liegt derzeit im Hafen von Dalian vor Anker.
Ein Rüstungswettlauf in Ostasien?
In Xingcheng, Provinz Liaoning, und in Xian, Provinz Shanxi, hat das chinesische Militär zudem zwei Flugfelder in der Länge eines Trägers gebaut. Die Einrichtungen sind mit Kontrollsystemen eines Flugzeugträgers ausgestattet. Die Startrampe soll sich zudem in einem Winkel von 14 Grad krümmen. Rund 24 Kampfflugzeuge können in Xingcheng gelagert werden. Bereits 50 chinesische Piloten nehmen laut früheren Medienberichten bereits am Trainingsprogramm teil.
Der Japaner Masafumi Iida, Chefforscher beim nationalen Institut für Verteidigungsstudien in Tokio, sieht denn auch einen möglichen Grund für Chinas plötzlich Eile: «Im Südchinesischen Meer verschärfen sich die Territorialkonflikte um kleine Inselgruppen zwischen den Anrainerstaaten. Für China scheint es darum zu gehen, Macht zu demonstrieren.» Iida befürchtet, dass mit dem Bau eines Flugzeugträgers der Rüstungswettlauf in Ostasien weiter angeheizt wird.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken