«Japan braucht keine Automaten»
Der 78-jährige Shintaro Ishihara ist am Sonntag zum 4. Mal zum Gouverneur von Tokio gewählt worden. Die Wiederwahl gelang dem konservativen Politiker sichtlich einfach. Ishihara genosss dabei die Unterstützung der Liberaldemokraten und der New Komeito. Gleich gegen 10 Kandidaten setzte er sich durch. Darunter waren so bekannte Figuren wie der Komiker und ehemalige Gouverneur der Präfektur Miyazaki, Hideo Higashikokubaru (Asienspiegel berichtete), aber auch der Gründer der Restaurantkette Watami, Akira Koike.
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Ursprünglich wollte Ishihara gar nicht mehr zu Wahl antreten. Nach 12 Jahren sei Schluss, betonte er immer wieder. Am 11. März entschloss er sich dennoch zur erneuten Kandidatur. Nur kurze Zeit späte stürzte ein Erdbeben der Stärke 9 und der anschliessende Tsunami Japan in die grösste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Ishihara zog sich eine Uniform an und mutierte zum lautstarken Krisenmanager. Dabei begann Ishiharas Aktivismus mit einem argen Ausrutscher, als er das Erdbeben «eine göttliche Strafe» nannte. Nur einen Tag später folgte die Entschuldigung.
Selbstbeschränkung als oberstes Gebot
Daraufhin fand der zum Populismus neigende Politiker seine Linie. Er wehrte sich gegen die geplanten Stromunterbrüche für die Hauptstadt und verordnete den Bewohnern Selbstbeschränkung. «Nur wegen der Kirschblütenzeit ist jetzt nicht der Moment, um etwas zu trinken und angenehm zu plaudern», verbot Ishihara den Tokiotern unter den Kirschbäumen zu feiern (Asienspiegel berichtete). Er wurde zum Fürsprecher der Zurückhaltung, aus Solidarität zu den Opfern im Nordosten. Es sei nun Zeit, einen bescheidenen Lebensstil zu führen.
Ökonomen und politische Gegner Ishiharas bezeichneten diese Forderung nach Selbstbeschränkung für Antiproduktiv. Denn wenn Tokios Wirtschaftsmotor nicht mehr brummt, der 40 Prozent des landesweiten Bruttoinlandprodukts ausmacht, leide das ganze Land. Ishihara macht derweil munter weiter. Während die Regierung um Premier Kan bereits seit längerem wieder die Uniform mit dem Anzug getauscht hatte, um die Rückkehr zur Normalität anzudeuten, behielt der 78-jährige Ishihara seine grünliche Arbeiteruniform unbeirrt an.
Pachinko und Automaten den Garaus machen
Auch seine kreativen Geistesblitze entwickelte er kurz nach seiner Wahl gleich eine neue Idee. So meinte Ishihara zu möglichen Energiesparmassnahmen: «Kein anderes Land auf der Welt verbraucht fast 10 Millionen Kilowatt nur für Pachinko-Spielhallen und Getränkeautomaten», zitiert die Yomiuri Shimbun Ishihara. Denn genau so viel Energie produziere das AKW Fukushima. «Die Menschen sollten ohne das Glückspiel Pachinko auskommen. Wir können auch ohne Getränkeautomaten leben», fuhr er fort. Man solle seine Getränke doch einfach im eigenen Kühlschrank kühlen.
Und bereits plant der 78-jährige Gouverneur das nächste grosse Projekt: Als Konjunkturprogramm soll Tokio die Olympischen Spiele 2020 austragen.
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