Ein Cyborg für Fukushima
Das Bild der Rettungsarbeiter von Fukushima im weissen Schutzanzug und der Gasmaske hat sich in den Köpfen eingebrannt. Doch schon bald könnte sich dieses Bild ändern. Die japanische Firma Cyberdyne hat cyborgartigen Roboteranzug an die Arbeitsbedürfnisse im havarierten AKW Fukushima angepasst.
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Der am Körper anliegende Robot Suit HAL wurde ursprünglich von Professor Yoshiyuki Sankai an der Universität Tsukuba entwickelt, um Menschen beim Tragen schwerer Geräte zu entlasten und Personen mit Körperbehinderungen zu assistieren. Anhand von Sensoren, welche die Nervensignale messen, unterstützt der Anzug mit seinen künstlichen Gliedmassen die Bewegung der Muskeln. Bereits werden nach Angaben von Cyberdyne über 256 solcher Roboteranzüge in 113 Spitälern in Japan benutzt.
Schwere Schutzweste
Nun peilt das futuristische Unternehmen den Einsatz im AKW Fukushima an. «Wir hoffen, dass wir mit dem Roboteranzug den Rettungsarbeitern eine Hilfe anbieten können», erklärt Shinji Uga von Cyberdyne gegenüber Asienspiegel. Gemäss Uga könnte der Robot Suit HAL die bis zu 60 Kilogramm schwere Wolfram-Schutzweste tragen helfen, mit der ein Rettungsarbeiter effizienter vor radioaktiver Strahlung geschützt werden kann als mit den üblichen Schutzanzügen.
Bislang werden solche Wolfram-Schutzwesten nur in Ausnahmefällen getragen, da keine Person damit länger arbeiten kann, ohne rasch zu ermüden. Cyberdyne versichert, dass mit einem Roboteranzug ein solches Gewicht kaum mehr spürbar sei. Zusätzlich bietet der Robot Suit HAL beim Transport oder der Verschiebung schwerer Geräte eine unterstützende Rolle.
Zur Ausleihe
In nur 2 Monaten hat Cyberdyne den Robot Suit HAL an die Bedürfnisse im AKW Fukushima angepasst und getestet. 15 Kilo wiegt der Roboteranzug, ganze 90 Minuten kann er eingesetzt werden. Das ist genug für die notwendige Einsatzzeit eines Rettungsarbeiters. Für rund 3 Millionen Yen (28’000 Euro) würde Cyberdyne den Robot Suit HAL pro Jahr ausleihen. Ob der AKW-Betreiber Tepco Interesse daran hat, ist eine andere Frage. Ein Entscheid steht diesbezüglich noch aus.
Cyberdyne denkt jedoch bereits einen Schritt weiter. Der Roboteranzug soll in Zukunft ganz allgemein bei Katastropheneinsätzen, die schweres Material benötigen, zur Anwendung kommen. So sieht Shinji Uga beispielsweise bei einem Brandunglück ein mögliches Einsatzpotential. Und auch im Ausland scheint das Interesse am ersten Cyborg gross zu sein. «Wir haben bereits viele Anfragen aus dem Ausland erhalten», bestätigt Uga gegenüber Asienspiegel.
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