Vom Deser­teur zum Chefökonomen

Ein gefragter Mann: Weltbank-Chefökonom Justin Yifu Lin.
Ein gefrag­ter Mann: Welt­bank-Chef­öko­nom Jus­tin Yifu Lin. flickr/​Inter­na­tio­nal Mone­ta­ry Fund

Welt­bank-Chef­öko­nom und Vize­prä­si­dent Jus­tin Yifu Lin, müss­te in Tai­wan mit einer Ankla­ge wegen Lan­des­ver­rat rech­nen. Der in Tai­wan gebo­re­ne Lin ist vor über dreis­sig Jah­ren in die Volks­re­pu­blik deser­tiert. Er war als Armee­of­fi­zier auf einer dem Fest­land vor­ge­la­ger­ten Insel sta­tio­niert, als er sich ent­schied zum Feind über­zu­lau­fen – oder bes­ser gesagt – zu schwimmen.

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Der Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler der vor­aus­sicht­lich die­ses Jahr in Ren­te gehen wird, wür­de sehr ger­ne nach Tai­wan zurück­keh­ren, mel­det die tai­wa­ni­sche Nach­rich­ten­agen­tur CNA. Tai­wans Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um erklär­te dage­gen, dass der Chef­öko­nom der Welt­bank sofort ver­haf­tet wür­de, soll­te er nach Tai­wan einreisen.

1979 war Lin auf Jin­men sta­tio­niert, eine Insel die zwar nur weni­ge Kilo­me­ter vom Fest­land ent­fernt ist, aber den­noch zur Repu­blik Chi­na, sprich Tai­wan gehört. Der damals 26-jäh­ri­ge Offi­zier schwamm über zwei Kilo­me­ter auf die ande­re Sei­te der Tai­wan­stras­se, zurück liess er sei­ne schwan­ge­re Frau und die drei­jäh­ri­ge Toch­ter. In einem Brief schrieb er sei­ner Fami­lie spä­ter, dass die Rück­kehr zum Vater­land his­to­risch gese­hen unver­meid­lich sei.

Neu­er Name und Karriere

Auf der ande­ren Sei­te der Tai­wan­stras­se änder­te Lin sei­nen Vor­na­men von Cheng-yi in sei­nen jet­zi­gen Namen, stu­dier­te mar­xis­ti­sche Wirt­schafts­leh­ren, pro­mo­vier­te spä­ter in Öko­no­mie an der Uni­ver­si­tät von Chi­ca­go und grün­de­te das Wirt­schafts­for­schungs­in­sti­tut an der Peking Uni­ver­si­tät. Wäh­rend sei­nes Stu­di­ums in den USA reis­te auch sei­ne Fami­lie nach, um spä­ter nach Chi­na über­zu­sie­deln. Seit 2008 ist Lin öko­no­mi­scher Chef­be­ra­ter der Welt­bank – der ers­te eines Entwicklungslandes.

In Tai­wan bleibt der Umgang mit dem erfolg­rei­chen Öko­nom umstrit­ten. Lin hat­te schon mehr­mals ange­tönt, dass er ger­ne nach Tai­wan zurück­kom­men wür­de. Bei einer kürz­li­chen Fra­ge­stun­de im Par­la­ment setz­te sich ein Abge­ord­ne­ter der Regie­rungs­par­tei Kuomin­tang für Lin ein: aus huma­ni­tä­ren Grün­den soll­te dem erfolg­rei­chen Öko­nom die Rück­kehr nach Tai­wan ermög­licht werden.

Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Kao Hua-chu ant­wor­te­te dar­auf, Lin sei des­ser­tiert und zum Feind über­ge­lau­fen, aus­ser­dem habe er danach wei­ter­hin für die Volks­re­pu­blik Chi­na gear­bei­tet. Solan­ge er Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter sei, wür­de Lin nach sei­ner Ankunft in Tai­wan sofort ver­haf­tet, berich­tet die chi­ne­sisch­spra­chi­ge The Liber­ty Times. Lins Ver­ge­hen kann nach dem tai­wa­ni­schen Mili­tär­ge­setz mit 10 Jah­ren Haft, lebens­läng­lich oder sogar mit dem Tod bestraft werden.

Wunsch an Beer­di­gung des Vaters teil­zu­neh­men abgelehnt

Im Jahr 2002 woll­te Lin schon ein­mal nach Tai­wan zurück­keh­ren, damals um an der Beer­di­gung sei­nes Vaters teil­zu­neh­men. Tai­wans Kabi­netts­kom­mis­si­on für Fest­land­an­ge­le­gen­hei­ten wil­lig­te aus huma­ni­tä­ren Grün­den ein, das Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um sperr­te sich jedoch gegen eine Begna­di­gung. Man befürch­te, dass damit die Moral der Armee­an­ge­hö­ri­gen Scha­den neh­men könnte.

Trotz der sich ver­bes­sern­den Bezie­hun­gen zwi­schen Tai­pei und Peking, auch Tai­wans Prä­si­dent Ma Ying-jeou unter­stützt den Stand­punkt des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ters. In einer Mit­tei­lung des Prä­si­di­al­am­tes hiess es ver­gan­ge­ne Woche, die Mili­tär­jus­tiz müss­te die ent­spre­chen­den Geset­ze anwenden.

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