Der gefähr­li­che Betelnuss-Rausch

Ein leicht bekleidete Frau in einem traditionellen Betelnuss-Kiosk.
Ein leicht beklei­de­te Frau in einem tra­di­tio­nel­len Betel­nuss-Kiosk. flickr/​bin­glang

Die Betel­nuss ist in Tai­wan all­ge­gen­wär­tig. Ein­ge­packt in grü­ne Blät­ter wird sie an Stän­den ver­kauft, oft von leicht­be­klei­de­ten Frau­en in Glas­ka­bi­nen. Beliebt ist die Nuss vor allem bei Last­wa­gen­fah­rern und Bau­ar­bei­tern. Sie hält den Geist wach, wenn der Kör­per schon müde ist.

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Tai­wans Amt für Gesund­heits­för­de­rung will der belieb­ten Nuss den Gar aus­ma­chen. Man setz­te sich ein für einen Betel­nuss-frei­en Arbeits­platz, zitiert die Nach­rich­ten­agen­tur CNA das Amt. Denn regel­mäs­si­ges Kau­en sorgt bei den Kon­su­men­ten nicht nur für mehr Spei­chel, der zusam­men mit dem roten Saft aus­ge­spuckt wird, son­dern auch für gesund­heit­li­che Neben­wir­kun­gen: Neben gel­ben Zäh­nen und schlech­tem Atem kann die Nuss auch Mund­höh­len­krebs ver­ur­sa­chen. Damit wer­den in Tai­wan pro Jahr rund 6000 Men­schen dia­gnos­ti­ziert, so CNA. Mund­höh­len­krebs war im ver­gan­ge­nen Jahr Tai­wans fünftt­öd­lichs­te Krebsart.

Höchs­te Zeit also die All­ge­mein­heit auf die Gefah­ren auf­merk­sam zu machen: Zusam­men mit Trans­port­un­ter­neh­men führt das Amt für Gesund­heits­för­de­rung Auf­klä­rungs­kam­pa­gnen durch. Zwei von Tai­wans gröss­ten Logis­tik­fir­men wur­den unlängst für ihre Ver­diens­te aus­ge­zeich­net, nach­dem sie sich dafür ein­setz­ten, ihre Ange­stell­te davon abzu­brin­gen, Betel­nüs­se zu kauen.

Berauschend: Die Betelnuss.
Berau­schend: Die Betel­nuss. Foto: Wiki­me­dia

Sin­ken­der Konsum

Das Unter­neh­men Ker­ry TJ Logistics, für das über 3000 Last­wa­gen­fah­rer arbei­ten, pro­du­zier­te dazu ein Video, mit dem es die Ange­stell­ten vor den Gesund­heits­ri­si­ken warnt. Offen­bar mit Erfolg: 2007 hät­ten knapp ein Vier­tel der Fah­rer Betel­nüs­se kon­su­miert, wäh­rend es im letz­ten Jahr noch knapp acht Pro­zent waren. Eine wei­te­re Trans­port­fir­ma hat die Anzahl der Fahr­stun­den ange­passt, nach­dem sie in einer inter­nen Umfra­ge her­aus­ge­fun­den hat­te, dass ihre Fah­rer die Nuss kau­ten, um am Steu­er wach zu bleiben.

Ob es der allei­ni­ge Ver­dienst der Fir­men war, ist jedoch frag­lich: Denn in der­sel­ben Zeit hat auch der betel­nuss­kau­en­de Anteil in der Bevöl­ke­rung deut­lich abge­nom­men. Wäh­rend vor fünf Jah­ren rund 17 Pro­zent der tai­wa­ni­schen Män­ner regel­mäs­sig Betel­nuss kau­ten, waren es im letz­ten Jahr noch gut 11 Prozent.

Betel­nuss Teil der tai­wa­ni­schen Kultur

Den­noch ist der Anbau und Ver­kauf der Betel­nuss in Tai­wan wei­ter­hin ein wich­ti­ger Wirt­schafts­fak­tor und ein Teil der loka­len Kul­tur: Ver­kauft wer­den die Betel­nüs­se ent­we­der in klei­nen Shops oder – und das ist die bekann­te­re Vari­an­te – von soge­nann­ten «Betel­nuss-Schön­hei­ten». Die meist jun­gen und spär­lich beklei­de­ten Frau­en bie­ten in durch­sich­ti­gen Ple­xi­glas­ka­bi­nen der Stras­se ent­lang ihre Waren feil. Von Frau­en­rechts- und Gesund­heits­or­ga­ni­sa­tio­nen scharf kri­ti­siert, erfreu­en sich die Ver­käu­fe­rin­nen bei vie­len männ­li­chen Fah­rern gros­ser Beliebt­heit und sind längst Teil der tai­wa­ni­schen Alltagskultur.

Als ein Land­kreis im Nor­den der Insel im ver­gan­ge­nen Jahr vor­schlug, auf einer Mes­se in Fest­land­chi­na Betel­nüs­se inklu­si­ve attrak­ti­ven Ver­käu­fe­rin­nen zu zei­gen, han­del­te er sich jedoch Kri­tik von der Gesund­heits­be­hör­de ein. Der Land­rat von Xinz­hu, Chiu Ching-chun sah in der Betel­nuss vor allem poten­ti­el­le neue Märk­te. In Tai­wan wür­den damit jähr­lich bis zu 50 Mil­li­ar­den Tai­wan Dol­lar – umge­rech­net rund 1,3 Mil­li­ar­den Euro – umge­setzt, sag­te er gegen­über der Tages­zei­tung United Dai­ly News. Den Fest­land­chi­ne­sen wie­der­um soll­te ein Stück tai­wa­ni­scher Kul­tur näher gebracht werden.

Die Mah­nung der Gesundheitsbehörde

Die Gesund­heits­be­hör­de sah dies anders: Die Lokal­re­gie­run­gen soll­ten an die Gesund­heit der Bür­ger den­ken, ermahn­te die­se, denn die Betel­nüs­se sei­en kei­ne loka­le Spe­zia­li­tät, die es zu för­dern gel­te. Von 10 Pati­en­ten mit Mund­höh­len­krebs hät­ten 9 Betel­nüs­se gekaut.

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